Erhebung in Afrika, Asien und Ozeanien

Missio: Missbrauch von Ordensfrauen ist weit verbreitet

  • Der Missbrauch von Ordensfrauen ist in Afrika, Asien und Ozeanien weit verbreitet. Das ergab eine Untersuchung des katholischen Hilfswerks Missio.
  • Opfer werden demnach als Verräterinnen aus ihrer Gemeinschaft ausgeschlossen oder als Verführerinnen stigmatisiert.
  • Das Hilfswerk kündigte die Einrichtung eines Büros an, das Präventionsmaßnahmen koordinieren soll.

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Der sexuelle Missbrauch von Ordensfrauen durch Geistliche hat in Afrika, Asien und Ozeanien nach Recherchen des katholischen Hilfswerks missio eine große Relevanz. Nach einer am Freitag in Köln vorgestellten Umfrage von missio unter Partnerorganisationen gaben rund zwei Drittel von 101 Befragten aus 19 Ländern des globalen Südens an, das Thema habe eine hohe bis sehr hohe Bedeutung. Das Hilfswerk kündigte die Einrichtung eines Büros an, das Präventionsmaßnahmen koordinieren soll.

Laut missio-Präsident Dirk Bingener handelt es sich bei der Befragung zwar nicht um eine wissenschaftliche Studie mit belastbaren Zahlen über das Ausmaß des Missbrauchs. Die Antworten verschafften aber einen ersten Eindruck und machten deutlich, dass es sich hier nicht um Einzelfälle, sondern um „ein Problem in der Breite“ handele.

 

Missio: Überkommener Klerikalismus

 

„Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Umfrage berichten von Angst, Scham, einer Kultur des Schweigens und der Vertuschung, denen missbrauchte Ordensfrauen in den Gesellschaften und Ortskirchen in Afrika oder Asien ausgesetzt sind.“ Opfer würden laut Bingener als Verräterinnen aus ihrer Gemeinschaft ausgeschlossen oder Verführerinnen stigmatisiert, wenn sie gegen die Übergriffe vorgehen. Die größte Herausforderung seien die patriarchalischen Machtstrukturen und ein überkommener Klerikalismus.

„Wir müssen das Leid der missbrauchten Ordensfrauen sehen, anerkennen und es zum Thema in der Weltkirche machen“, sagte Bingener. Sie sähen missio in einer aktiven Rolle bei der Stärkung der Rechte von Ordensfrauen und dem Aufbau von Netzwerken. „Wir werden dabei helfen, Schutzräume aufzubauen und Beschwerdestellen einzurichten“, so der Pfarrer. Entsprechende Projekte würden bevorzugt behandelt.

 

Wie Missio helfen will

 

Die Partner bekundeten nach Worten Bingeners den Wunsch nach Workshops, in denen Ordensfrauen, Priester und kirchliche Mitarbeiter für das Problem des Missbrauchs sensibilisiert werden. Es müsse ein Bewusstsein für die Persönlichkeitsrechte von Ordensfrauen geschaffen werden - bei ihnen selbst und vor allem in der Ausbildung von Geistlichen. „Wir möchten helfen, dass auch die Priester selbst und die kirchlichen Hierarchien vor Ort noch stärker Teil einer Bewegung sind, die den Missbrauch beendet“, so der Präsident.

Das Koordinationsbüro mit einer hauptamtlichen Stelle und einer Arbeitsgruppe wird laut Bingener bundes- und weltweit ein Netzwerk aufbauen, um das Thema Missbrauch von Ordensfrauen in den Ortskirchen dauerhaft auf die Tagesordnung zu setzen. Damit wolle missio auch das Netzwerk der weltweit rund 120 Päpstlichen Missionswerke befassen.