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Die deutsche Ordensobernkonferenz (DOK) hat die 391 Klostergemeinschaften in Deutschland gefragt, wie sie von sexuellem Missbrauch betroffen sind. Die Ergebnisse wurden heute in Bonn vorgestellt.
Bis heute leben 95 des Missbrauchs beschuldigte Ordensfrauen und -männer in Deutschlands Klöstern. Das geht aus einer Studie der Deutschen Ordensobernkonferenz (DOK) hervor, die heute in Bonn veröffentlicht wurde. Von den 392 Gemeinschaften in der Bundesrebublik sandten dem Bericht zufolge 291 Klöster den Fragebogen zurück, die gleichwohl 88 Prozent der Ordensmitglieder ausmachen.
100 Konvente gaben an, mit Vorwürfen zu verschiedenen Missbrauchsformen konfrontiert worden zu sein. 1412 Menschen hätten sich bei ihnen gemeldet und angegeben, Betroffene von Missbrauch durch Ordensangehörige geworden zu sein. Der Großteil, nämlich 1131, bezieht sich dabei auf Männerklöster, 281 auf Frauengemeinschaften.
Die Deutsche Ordensobernkonferenz vertritt nach eigenen Angaben rund 13.500 Ordensschwestern und 3.500 Ordensmänner. Ein Viertel der Gemeinschaften besteht inzwischen aus weniger als zehn Mitgliedern, rund die Hälfte aus zehn bis 50 Mitgliedern. Das Durchschnittsalter der Frauengemeinschaften liegt demnach bei über 80, das der Männer um die 70 Jahre.
80 Prozent der Beschuldigten sind verstorben
Der Bericht spricht von 654 Ordensleuten, die als Täter oder Täterin beschuldigt wurden. 80 Prozent von ihnen seien bereits verstorben. In 907 Fällen wurde die Staatsanwaltschaft demnach nicht eingeschaltet, 150 Betroffene wollten dies ausdrücklich nicht, in 417 Fällen gebe es dazu keine Angaben. Auf welchen Zeitraum sich diese Zahlen beziehen, sagt der Bericht nicht. An 765 Betroffene sind den Angaben zufolge 4,3 Millionen Euro an Zahlungen erfolgt.
Rund ein Viertel der Klöster berichtet, auch Schwestern und Brüder ihrer Gemeinschaften seien Betroffene sexuellen Missbrauchs geworden – rund die Hälfte im kirchlichen Kontext. Dies treffe auf 65 Frauen- und 14 Männerklöster zu, heißt es in der Studie.
Großteil ohne Missbrauchs-Geschichte
Rund zwei Drittel der an der Umfrage beteiligten Gemeinschaften geben an, nie mit Formen von Missbrauch zu tun gehabt zu haben. Von den anderen 100 Klöstern hat zur Erhebung der Zahlen lediglich die Hälfte Einblick in die Personalakten genommen und gewährt.
Drei Viertel der beteiligten Ordensgemeinschaften haben keinerlei Institutionelles Schutzkonzept, 77 haben sich noch nicht mit dem Thema Missbrauch auseinandergesetzt, darunter auch 16, die bis heute Kontakt mit Minderjährigen oder Schutzbefohlenen haben.