Das wären mehr als bisher in Deutschland bekannt

Wohl mehr Missbrauchsfälle in Frankreichs Kirche – bis zu 10.000?

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In der katholischen Kirche in Frankreich hat es seit 1950 wohl deutlich mehr Fälle sexuellen Kindesmissbrauchs gegeben als bislang angenommen. Der Leiter einer unabhängigen Kommission dementierte die Zahl 10.000 nicht. Das wären mehr als bisher in Deutschland belegt - wobei auch hier in Studien weitere Fälle bekannt werden.

In der katholischen Kirche in Frankreich hat es seit 1950 wohl deutlich mehr Fälle sexuellen Kindesmissbrauchs gegeben als bislang angenommen. Die bisher geschätzte Zahl von 3.000 sei sicher zu niedrig, zitieren Medien den Leiter der unabhängigen staatlichen Untersuchungskommission, Jean-Marc Sauve. Die vom Wochenmagazins „Obs“ genannte Zahl von 10.000 Fällen dementierte er nicht.

Die von der Deutschen Bischofskonferenz 2018 veröffentlichte MHG-Studie zu sexualisierter Gewalt nennt für die deutschen Bistümer 3.677 Missbrauchs-Betroffene und 1.670 beschuldigte Kleriker zwischen 1946 und 2014. Hinzu kommen Fälle in Ordensgemeinschaften. Laut einer Erhebung der Ordensobernkonferenz von 2020 sind bisher 1.412 Opfer und 654 Täter bekannt.

 

Auch deutsche Zahlen wohl noch höher

 

Es ist allerdings wahrscheinlich, dass die Zahlen auch in Deutschland noch unvollständig sind. Nach der MHG-Studie vorgelegte Untersuchungen für einzelne Bistümer kamen zu höheren Zahlen. Auch das mit Spannung erwartete Gercke-Gutachten für das Erzbistum Köln nennt offenbar mehr Betroffene als die MHG-Studie.

Die französische Kommission will Ende September ihren Abschlussbericht und Empfehlungen zur Prävention vorlegen. Dem Gremium gehören Juristen, Mediziner, Historiker und Theologen an. 2020 hatte Kommissions-Leiter Sauve selbst die Fallzahl auf mindestens 3.000 und die der kirchlichen Täter auf 1.500 taxiert. Ihre Daten erhob die Kommission über Zeugenaussagen bei Befragungen vor Ort und über eine Telefon-Hotline.

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