Vier Gemeinden machen von Himmelfahrt bis Pfingsten Programm

Ökumenischer Kirchentag dezentral – das Beispiel Wesel

  • Vier Kirchengemeinden holen den dritten bundesweiten Ökumenischen Kirchentag von Frankfurt nach Wesel.
  • Dezentral und digital sind Aktionen, Gesprächsrunden und Gottesdienste vorgesehen.
  • Die Weseler machen vom 13. bis 24. Mai Programm.

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Vertreter aus vier evangelischen, evangelisch-freikirchlichen und katholischen Gemeinden in Wesel bereiten einen Ökumenischen Kirchentag vor. „Wir bringen diesen in die Stadt - mit Veranstaltungen zwischen Himmelfahrt und Pfingsten, mit Plakaten in den Kirchentagsfarben, die an 25 Litfaßsäulen ins Auge fallen werden, mit ökumenischen Gottesdiensten am Pfingstmontag. Wir schauen hin in unserer Stadt - aufs Klima, auf Spuren, die der Zweite Weltkrieg hinterlassen hat, auf Orte, an denen Menschen mutig gewesen sind, und wir schauen in die Bibel“, sagt Christoph Kock von der evangelischen Friedenskirche.

Wie der bundesweite Ökumenische Kirchentag am Himmelfahrtswochenende in Frankfurt läuft auch das Weseler Programm vom 13. bis 24. Mai digital und dezentral. So sollen möglichst viele Menschen unter Corona-Bedingungen teilnehmen können.

 

Erinnerung an die großen Ökumenischen Kirchentage

 

Der evangelische Pfarrer Christoph Kock rechts zusammen mit dem katholischen Pastoralassistenten Stefan Hermanns auf der Open-Air-Abiturfeier des Konrad-Duden-Gymnasiums 2020 in Wesel. Ein ökumenischer Gottesdienst konnte nicht stattfinden, stattdessen gab es ein gemeinsames Grußwort mit Gepäck.
Der evangelische Pfarrer Christoph Kock (rechts) zusammen mit dem katholischen Pastoralassistenten Stefan Hermanns auf der Open-Air-Abiturfeier des Konrad-Duden-Gymnasiums 2020 in Wesel. | Foto: privat

„Ich freue mich darauf, zusammen mit meinem katholischen Kollegen Raphael Günther einen der ökumenischen Gottesdienste vorzubereiten. Wir haben das schon oft getan, und ich schätze es sehr, mit ihm Ideen zu entwickeln“, sagt Kock.

Pastoralreferent Günther von der Pfarrei St. Nikolaus bringt viele ökumenische Erfahrungen mit: „Zu den Ökumenischen Kirchentagen 2003 in Berlin und 2010 in München sind wir von Wesel aus gemeinsam unterwegs gewesen. Deswegen bedauern wir es, dass in diesem Jahr in Frankfurt keine Präsenzveranstaltungen möglich sind. Die gemeinsamen Erlebnisse sind nicht einfach zu ersetzen.“

 

Digitale und analoge Aktionen

 

Doch der Ökumenische Kirchentag 2021 sollte nicht spurlos an Wesel vorbeigehen. „Deshalb haben wir uns entschieden, für Wesel einen lokalen Kirchentag auf die Beine zu stellen, der mit den meisten seiner Veranstaltungen auch digital durchführbar ist“, sagt Günther.

Zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten steht zum Beispiel eine digital geführte Tour zu sehenswerten Orten in Wesel online. Die Teilnehmer können prominente Orte wie die Aussichtsplattform auf der zerstörten Eisenbahnbrücke über den Rhein oder die Zitadelle, aber auch oft übersehene Orte wie den Lippe-Mündungsraum oder die evangelische Dorfkirche in Bislich besuchen und sich dort Informationen und spirituelle Impulse auf ihr Smartphone laden.

 

Auf der Straße und im Bibliolog

 

Am 15. Mai ist an mehreren Orten eine Aktion geplant, bei der Passanten gefragt werden: „Was ist unbezahlbar?“

Am 18. Mai ist um 19.30 Uhr ein Bibliolog vorgesehen über die biblische Erzählung, in der Jesus 5.000 Menschen satt macht. Ein Bibliolog ist eine Form der Bibelarbeit, in der die Teilnehmer sich in die geschilderte Szene hineinversetzen und dort den Personen ihre Stimme leihen. Der Abend wird in der freien evangelischen Gemeinde an der Fluthgrafstraße oder online stattfinden.

 

Abschluss am Pfingstmontag

 

Alle Veranstaltungen stellen die Veranstalter auf die Internetseite www.oekt.kirche-wesel.de.

Am 20. Mai um 19 Uhr greift eine Podiumsveranstaltung das Thema Klimawandel auf. Sie ist live im Willibrordi-Dom oder online über Youtube zu verfolgen. Am Pfingstmontag feiern die Gemeinden an vier Stellen im Stadtgebiet ökumenische Open-Air-Gottesdienste.

Nach Ansicht des evangelischen Pfarrers Kock hat die Corona-Pandemie die Zusammenarbeit der Kirchen in Wesel eher noch intensiviert. „Als Vorsitzender des Presbyteriums, des Leitungsgremiums meiner Gemeinde, war ich eingebunden in eine Vorbereitung von ökumenischen Gottesdiensten an Heiligabend, die open air geplant waren. Heiligabend gemeinsam Gottesdienst feiern - pandemiebedingt ein neuer, spannender Gedanke. Auf der Zielgeraden überholte uns die Pandemie, und die Pläne landeten im Papierkorb. Das war frustrierend, und doch habe ich die vertrauensvolle Atmosphäre dieser Tage in guter Erinnerung“, sagt der evangelische Pfarrer.

 

Gemeinsames Gedenken an die Reformation

 

Pastoralreferent Raphael Günther bereitet von katholischer Seite den Kirchentag mit vor. | Foto: privat
Pastoralreferent Raphael Günther bereitet von katholischer Seite den Kirchentag mit vor. | Foto: privat

Auch Günther schätzt die gute Zusammenarbeit: „Ich bewerte die ökumenischen Beziehungen in Wesel als gut und vielfältig. Die hauptamtlichen Seelsorgerinnen und Seelsorger treffen sich regelmäßig und planen gemeinsam.“ Ökumenische Gottesdienste an Pfingstmontag gebe es schon länger. Hinzu kämen Gottesdienste zu aktuellen Anlässen, nicht nur in den Kirchen, „sondern auch auf dem Marktplatz, in der Reithalle oder einer Gartenanlage“, erklärt Günther.

Im Gedenkjahr der Reformation 2017 sei eine ökumenische Gruppe zu den historischen Orten der Reformation gefahren. Eine ähnliche Fahrt gebe es im nächsten Jahr. „Ein ganzes pastorales Arbeitsfeld wie die Schulseelsorge beackern wir selbstverständlich seit Jahrzehnten ökumenisch. Es gibt nicht zuletzt am Heiligenabend eine Veranstaltung für alle, die nicht allein feiern wollen“, sagt der Pastoralreferent.

 

Konfirmanden besuchen katholische Kirche

 

Kock und Günther möchten die Ökumene vor Ort weiterentwickeln. „Entscheidend sind Begegnungen. Mit meinen Konfirmandinnen und Konfirmanden bin ich gern in einer katholischen Kirche zu Gast. Ein katholischer Kollege stellt uns vor, was ihm wichtig ist. Was uns verbindet, gewinnt Kontur, aber auch das, was uns unterscheidet. Sich gegenseitig einladen, das bleibt die Aufgabe“, sagt der evangelische Pfarrer. Günther fügt an: „Ich wünsche mir, dass wir noch konsequenter überlegen: Welche der Dinge, die wir ohnehin tun, können wir gemeinsam machen?“

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