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Großeltern spielen eine wichtige Rolle im Familienleben. Sie springen ein, wenn Eltern beruflich eingespannt oder die Kinder krank werden, sind Ansprechpartner der Enkelkinder und begleiten sie ins Leben. Gut 500 Kilometer beträgt die Entfernung zwischen Münster und Erlangen. In Westfalen wohnen die Großeltern Renate und Reinhold Schapmann, in Franken die vier Enkelkinder mit ihren Eltern. Drei Mal im Jahr trifft sich die gesamte Familie, „aber wir sehen uns auch schon mal öfter“, sagt Joris.
Der 14-jährige Joris besucht gerade mit seinem Vater die Großeltern Renate und Reinhold Schapmann und damit auch die Eltern seines Papas Jan Schapmann in Münster. Von Norden kommend, auf der Durchreise, für eine oder zwei Nächte, dann geht es zurück nach Erlangen.
Joris besucht Opa und Oma auch allein. Die 500 Kilometer legt er dann mit dem Zug zurück, allerdings: „Das dauert ganz schön lange, die Verbindungen sind leider nicht gut.“ Wenn auch die Geschwister Mia (16), Clara (11) und Pauline (6) mit den Eltern Jan und Anna anrücken, dann kommt das Auto zum Einsatz.
Freunde und Bekannte springen ein
Wie ist das, wenn Großeltern und Enkelkinder nicht im selben Ort wohnen? Oder sogar weit voneinander entfernt? Dann kann man morgens, wenn es einem Enkelkind nicht gut geht und die Eltern anrufen, weil sie berufstätig sind und das Haus verlassen müssen, nicht mal eben „über die Straße gehen“ und sich kümmern. Solche und ähnliche Situationen müssen dann anders organisiert werden. Mit Hilfe von Bekannten, Freunden, Nachbarn, oft mit mehr Aufwand. Mit Großeltern gegenüber ist das einfacher – vielleicht aber auch nicht immer.
Die junge Familie, um die es hier geht, wohnte zunächst in Essen, etwas mehr als eine Stunde Autofahrt von Münster entfernt. „Wir haben in einigen Situationen, wenn wir zum Beispiel Kinder zu uns mitgenommen haben, sogar die Autos getauscht, um die Kindersitze nicht ausbauen zu müssen“, erinnert sich Reinhold Schapmann.
Oma und Opa in der Ferne
Abends mal eben für eine Stunde rüberkommen, das geht allerdings auch bei der Entfernung Münster-Essen nicht, und es war auch die Ausnahme – spontan natürlich in dringenden Fällen.
Von Essen zog die Familie berufsbedingt nach Erlangen. Vater und Mutter sind beide beruflich aktiv. Jan Schapmann als Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens im Sportsektor, seine Frau als Wissenschaftlerin im medizinisch-sportlichen Bereich. Schnell merkten alle: Zu Oma und Opa in Münster, die beide pensionierte Lehrer sind, ist es doch ein ganzes Stück weiter geworden.
Sie besuchen sich gern
Die größere räumliche Entfernung hat sie aber nicht voneinander entfernt. Sie besuchen sich gern. „Wenn Opa und Oma nebenan wohnen würden, dann wäre das ja nichts Besonderes, wenn ich zu ihnen komme“, sagt Joris. Also sind die Besuche so ein bisschen wie Urlaub? Die Antwort ist spontan: „Ja, schön wie Urlaub.“ Das ist im Schulalter allerdings nur in den Schulferien möglich.
Zum Thema „Großeltern und weit entfernt wohnende Enkelkinder“ gibt es reichlich Informationen. Auch dazu, wie oft Kinder bei den Großeltern sein sollten. Der Psychologe Wolfgang Krüger wird in einem Beitrag im Internet mit dem Satz zitiert: „Wenn Kinder gelegentlich bei den Großeltern sind – mal ein Nachmittag in der Woche oder in den Ferien mal einige Tage – ist das ideal.“ Die Entfernung zwischen Enkeln und Großeltern dürfte bei dieser Überlegung durchaus eine Rolle spielen.
Aus Statistiken geht hervor, dass nur jedes fünfte Enkelkind weiter als eine Stunde Fahrzeit von den Großeltern entfernt lebt. Das lässt aber nicht den Schluss zu, dass alle Enkelkinder, die „nah bei“ wohnen, Oma und Opa öfter sehen als der „entfernte“ Nachwuchs. Das sieht auch Jan Schapmann so.
Besuche in Erlangen
Wichtig sei, dass man sich gut verstehe, sagt Jan Schapmann. Außerdem habe eine größere Entfernung einen ganz bedeutenden – sozusagen nahe liegenden – Aspekt: „Wenn die Großeltern nicht vor Ort wohnen, dann hilft man sich viel schneller unter Nachbarn, die in ähnlicher Situation sind.“ Menschen kennenlernen, Kontakte knüpfen – durch die gegenseitige Unterstützung gewinne man Bekannte und Freunde. Das sei nicht nur in einer neuen Umgebung sehr wichtig.
Zu den familiären Kontakten gehören natürlich auch die Besuche der Großeltern bei der Familie in Erlangen. So fährt Opa Reinhold zum Beispiel auch schon mal allein nach Franken, um Arbeiten am und im Haus zu erledigen – oder sich um Pauline zu kümmern, wenn die Kita mal spontan geschlossen ist.