Update: Reaktionen des ZdK und des Kirchenrechtlers Schüller

Papst-Entscheidung im Fall Heße - Lob und scharfe Kritik für Franziskus

  • Fall Heße: Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, hat die Entscheidung des Papstes begrüßt.
  • Der Limburger Bischof Georg Bätzing wünschte Heße und dem Erzbistum Hamburg "einen guten Neustart".
  • Weitere Reaktionen von ZdK, "Wir sind Kirche", "Eckiger Tisch" und Kirchenrechtler Thomas Schüller.
     

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Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, hat die Entscheidung des Papstes begrüßt, das Rücktrittsgesuch des Hamburger Erzbischofs Stefan Heße nicht anzunehmen. "Mit der heutigen Entscheidung des Papstes endet für das Erzbistum Hamburg und für Erzbischof Stefan Heße eine schwierige Zeit der Ungewissheit. Das ist gut so, und dafür bin ich dankbar", erklärte Bätzing am Mittwoch in Bonn.

Der Limburger Bischof wünschte Heße und dem Erzbistum Hamburg "einen guten Neustart in gemeinsamer Verantwortung, der von gegenseitigem Vertrauen getragen ist". Bei möglichen Kritikern warb Bätzing "um das Zutrauen, dass die Entscheidung des Papstes aufgrund von Beratung wohl überlegt und begründet ist".

Bätzings Stellvertreter, der Osnabrücker Bischof Fanz-Josef Bode, erklärte, er sei froh, dass es "nach reiflicher Prüfung" nun eine Entscheidung gebe. Er sei sicher, dass Heße sie "demütig und entschlossen" annehmen werde, sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

 

ZdK-Vize Lücking-Michel schockiert

 

ZdK-Vizepräsidentin Karin Kortmann erklärte in Bonn, wenn aus Fehlentscheidungen keine persönlichen Konsequenzen folgten, sei das ein "Schlag ins Gesicht für Betroffene von sexueller Gewalt".

ZdK-Vizepräsidentin Claudia Lücking-Michel führte weiter aus: "Ich bin schockiert darüber, dass im Vatikan offenbar weiter verleugnet wird, dass sichtbare und spürbare Veränderungen in der Kirche nötig sind, um das verloren gegangene Vertrauen wieder zu erlangen." Die Katholikinnen und Katholiken in Deutschland hätten andere Erfahrungen mit Verantwortungsübernahme im gesellschaftlichen und politischen Kontext. Dass die Kirche hier so verfahre, sei sehr irritierend.  

 

"Wir sind Kirche" äußert Kritik

 

Die Initiative "Wir sind Kirche" bezeichnet die Entscheidung von Franziskus als "höchst problematisch". Es sei zu fragen, wofür kirchliche Führungskräfte dann überhaupt noch zur Verantwortung gezogen werden.

In Köln sei jetzt damit zu rechnen, dass die Weihbischöfe Dominikus Schwaderlapp und Ansgar Puff ihre Ämter wieder aufnehmen können. Auch ihnen wurden Pflichtverletzungen nachgewiesen. Mit Blick auf den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki bekundete die Initiative die Befürchtung, dass er sich in seinem Kurs bestätigt sehe, "der nur die juristischen Verstöße bewertet, jede moralische Verantwortung der Kirchenleitung jedoch außer Acht lässt".

 

Reaktion von "Eckiger Tisch"

 

Der Sprecher der Betroffeneninitiative "Eckiger Tisch", Matthias Katsch, sprach auf Twitter von "organisierter Verantwortungslosigkeit". Er rief zum Austritt aus der Kirche aus: "Anders merken die nichts."

 

Kirchenrechtler Schüller äußert sich

 

Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller sagte der "Rheinischen Post", die Opfer sexualisierter Gewalt müssten die Entscheidung des Papstes "wie einen Schlag ins Gesicht begreifen", weil erneut keine personellen Konsequenzen gezogen würden. Heße sei "eine enorme moralische Last" auf die Schultern gelegt worden, weil er nun "erst einmal wieder Fuß fassen muss".

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