Franziskus: Behörde soll aus umstrittenen Investments aussteigen

Papst entzieht seinem Staatssekretariat die Finanzhoheit

  • Franziskus hat dem vatikanischen Staatssekretariat die bisher autonom verwalteten Vermögenswerte und jegliche Kontrollfunktion über wirtschaftliche Angelegenheiten entzogen.
  • Zudem ordnete der Papst den Ausstieg aus Investments an, die seit Monaten für Schlagzeilen sorgen.
  • Es geht um dreistellige Millionen-Euro-Beträge.

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Franziskus hat dem vatikanischen Staatssekretariat die bisher autonom verwalteten Vermögenswerte und jegliche Kontrollfunktion über wirtschaftliche Angelegenheiten entzogen. Zudem ordnete der Papst den Ausstieg aus Investments an, die seit Monaten für Schlagzeilen sorgen, wie das vatikanische Presseamt bekanntgab.

Laut einem vom Presseamt veröffentlichten Schreiben an Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin muss dessen Behörde die Verwaltung sämtlicher Kapital- und Immobilienwerte an das zentrale Wirtschaftsamt Apsa übertragen. Die Finanzen des Staatssekretariats werden künftig Teil des Kurienhaushalts; wie andere vatikanische Behörden muss auch das Staatssekretariat ab sofort ein Budget aufstellen und genehmigen lassen.

 

Ausstieg in London und bei auf Malta ansässigem Fonds verlangt

 

Das Vermögen des Staatssekretariats, das unter anderem den weltweiten diplomatischen Apparat des Heiligen Stuhls unterhält, ist dem Umfang nach nicht bekannt; es kursieren Schätzungen von höheren dreistelligen Millionen-Euro-Beträgen. Angesichts rückläufiger Zuwendungen von außen diente das Kapital zunehmend dazu, Renditen zu erwirtschaften, um laufende Kosten zu decken.

Ausdrücklich geht der Papst auf Investitionen des Staatssekretariats in London und bei der in Malta ansässigen Fondsgesellschaft Centurion ein. Aus diesen Anlagen müsse die Behörde „so schnell wie möglich aussteigen oder wenigstens in einer Weise darüber verfügen, dass jedes Risiko einer Rufschädigung unterbunden wird“.

 

Der Umfang der umstrittenen Geldanlagen

 

An einem Centurion-Fonds des Geschäftsmanns Enrico Crasso soll die Kirchenleitung laut italienischen Medienberichten mit 50 Millionen Euro beteiligt sein. Gegenstand des Londoner Engagements ist eine Geschäftsimmobilie an der Sloane Avenue, die der Vatikan über Partnergesellschaften in mehreren Schritten seit 2014 unter beträchtlichen Verlusten erwarb. Die Gesamtinvestition einschließlich der Ablösung von Hypotheken soll einen mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Betrag erreichen. Die vatikanische Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Betrugs, Korruption und Geldwäsche.

Laut Presseamt trafen der Papst und Parolin mit den Wirtschaftsverantwortlichen des Heiligen Stuhls und des Vatikanstaats zusammen, um über eine Umsetzung der Vorgaben binnen drei Monaten zu beraten. Franziskus habe eine Kommission eingerichtet, die die Maßnahmen überwachen soll.

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