Deutliche Worte bei ökumenischem Gebet mit Migranten

Papst verurteilt auf Zypern Umgang der Welt mit Flüchtlingen scharf

  • Papst Franziskus hat den Umgang mit Flüchtlingen scharf verurteilt.
  • Es sei eine „schwere Krankheit“, sich an diese Fluchttragödien zu gewöhnen, sagte er auf Zypern.
  • Dort begegnete er auch Vertretern der orthodoxen Kirche.

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Papst Franziskus hat den Umgang mit Flüchtlingen scharf verurteilt. Es sei eine „schwere Krankheit“, sich an diese Fluchttragödien zu gewöhnen, eine Krankheit, gegen die kein Antibiotikum helfe, beklagte Franziskus bei einem ökumenischen Gebet mit Migranten in der zyprischen Hauptstadt Nikosia. Es sei „der Krieg von heute“, eine „Geschichte der Sklaverei“ und zugleich die „Geschichte dieser entwickelten Welt“, so der Papst.

Er bat um Entschuldigung für seine deutlichen und spontanen Worte: „Aber es ist meine Verantwortung, Augen zu öffnen.“

„Es reicht mit dem Stacheldraht“

Franziskus erinnerte an die vielen Geflüchteten, die auf dem Mittelmeer gestorben seien, und die vielen, die sich noch auf gefährlichen Wegen nach Europa befänden. „Dies muss jedem einen Stich versetzen“, sagte der sichtlich bewegte 84-Jährige.

Stattdessen würden Stacheldrahtzäune errichtet, um Menschen abzuwehren, die Freiheit suchten oder ein Stück Brot. „Es reicht mit dem Stacheldraht, es reicht mit den Lagern“, forderte der Papst.

Papst nimmt Migranten mit nach Rom

Zugleich kündigte der Vatikan an, von Zypern zwölf Geflüchtete nach Rom bringen zu lassen. Die zyprische Regierung hatte zuvor die Zahl von 50 Migranten genannt. Dem Vernehmen nach sind die zwölf Personen eine erste Gruppe. Weitere der geplanten 50 Migranten sollen noch vor Weihnachten und Anfang 2022 folgen.

Ihre Aufnahme wird laut Vatikan durch eine Vereinbarung zwischen dem vatikanischen Staatssekretariat, italienischen und zyprischen Behörden ermöglicht. Die Menschen sollen aus Ländern des Nahen Ostens und Afrikas stammen und sich schon längere Zeit auf Zypern aufhalten.

Begegnung mit orthodoxen Vertretern

Früher am Tag hatte Franziskus vor dem Heiligen Synod der orthodoxen Kirche auf Zypern für eine größere Nähe der beiden Konfessionen geworben. Bei einem vorangegangenen Treffen mit dem orthodoxen Erzbischof Chrysostomos II. hatte der Papst konkret um Hilfe bei der Weltsynode gebeten. Mit dieser wolle die katholische Kirche die „synodale Dimension“ wiederentdecken.

Chrysostomos II. beklagte unterdessen die türkische Besetzung des Nordens der Insel und rief Franziskus auf, die Kirche Zyperns zu unterstützen. – Am Samstag setzt der Papst seine Reise in der griechischen Hauptstadt Athen fort.

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