Außenministerin: „Ich verstehe es nicht”

Papst zur Ukraine: Baerbock kritisiert ihn, Wagenknecht springt ihm bei

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Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) äußert Unverständnis über Aussagen von Papst Franziskus zum Krieg in der Ukraine. „Ich verstehe es nicht“, sagte Baerbock am Sonntagabend in der Sendung „Caren Miosga“ im Ersten.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) kritisiert Papst Franziskus. Die Grünen-Politikerin berichtete vom Verschleppen ukrainischer Schülerinnen nach Russland. „Da frage ich mich: Wo ist da der Papst? Der Papst muss davon wissen“, sagte Baerbock zu den Äußerungen des katholischen Kirchenoberhauptes, der die Ukraine zum Mut für Verhandlungen im Krieg gegen die russischen Angreifer aufgerufen hatte.

Franziskus hatte im Schweizer Fernsehsender RSI von einer Ermutigung zur „weißen Flagge“ gesprochen, was teils als Aufforderung an die Ukraine zur Kapitulation verstanden wurde. Der Direktor des vatikanischen Presseamtes, Matteo Bruni, sagte dem Nachrichtenportal „Vatican News“, Franziskus wünsche sich vor allem eine „diplomatische Lösung für einen gerechten und dauerhaften Frieden“. An anderer Stelle des Interviews habe er klargemacht, dass eine Verhandlung „niemals eine Kapitulation“ sei. Baerbock sagte, es müsse alles getan werden für die Menschen in der Ukraine, damit sie sich verteidigen können. Bei Signalen des russischen Regimes zu Gesprächen wäre „die ganze Welt da und würde reden“.

Wagenknecht: Kritik an Franziskus „respektlos“

Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) stellte sich hinter Papst Franziskus. „Seinen Aufruf ‘Mut zu Verhandlungen’ teile ich“, sagte Kretschmer dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (Montag). Es sei klar, dass die Ukraine unterstützt werden müsse und Russland der Aggressor in diesem Krieg sei. „Dennoch müssen wir uns mehr anstrengen, das Sterben im Krieg zu beenden“, sagte der CDU-Politiker.

Sahra Wagenknecht, Vorsitzende der von ihr ins Leben gerufenen Partei BSW, nannte die Kritik an Franziskus „respektlos und vielfach unter der Gürtellinie“. „Wir brauchen endlich einen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen statt immer neuer Waffenlieferungen, die auch dem deutschen Steuerzahler nicht mehr zuzumuten sind“, sagte Wagenknecht den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag).

Die Äußerungen von Papst Franziskus stoßen derweil beim ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auf scharfe Kritik. In einer mit englischen Untertiteln versehenen Videobotschaft verwies er auf Geistliche in der ukrainischen Armee, die an der Front konkrete Unterstützung leisteten. Die Kirche sei bei den Menschen - nicht zweieinhalbtausend Kilometer entfernt und „virtuell“ vermittelnd zwischen denen, die leben, und denen, die zerstören wollten. 

Von der Leyen distanziert sich, Merz übt Kritik

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat sich indirekt von den Forderungen von Papst Franziskus an die Ukraine distanziert. „Wer den Frieden verwehrt und die Ukraine auslöschen möchte, ist Putin, Putin muss die Waffen niederlegen“, sagte von der Leyen am Montag in Berlin. „Niemand sehnt sich mehr nach Frieden, als die Menschen in der Ukraine.“ Es müsse aber „ein echter und gerechter Frieden sein, es kann keine Okkupation, keine Unterdrückung sein“.

Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz widersprach den Aussagen von Franziskus: „Ich teile sie nicht, ich halte sie für grundfalsch.“ Er sage dies auch als Mitglied der katholischen Kirche. Die Geschichte zeige: „Auch die katholische Kirche ist nicht frei von Irrtum.“  Er sei von den Papstäußerungen überrascht gewesen. Zugleich forderte Merz, alles zu tun, „um der Ukraine zu helfen, um diesen Krieg zu gewinnen.“  Dabei beklagte er, dass die deutsche Hilfe klarer, schneller und zeitiger hätte erfolgen müssen.

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