Einführung von Christoph Potowski am Samstag/Vorgänger begann mit Pastoralreferentin neues Leben

Nach spektakulärem Rücktritt startet ein neuer Pfarrer in Kirchhellen

Es war ein spektakulärer Rücktritt: Anfangs des Jahres hatte der damalige Pfarrer erklärt, er wolle mit der Pastoralreferentin ein neues Leben beginnen. Am Samstag startet ein neues Seelsorgeteam in Bottrop-Kirchhellen.

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Nach dem plötzlichen Weggang von Pfarrer Ulrich Witte und der Pastoralreferentin Caroline Johnen im Februar 2020 stand die Pfarrei St. Johannes der Täufer in Bottrop-Kirchhellen vor einer ungewohnten Situation. Witte erklärte damals in den Sonntags-Gottesdiensten, er wolle gemeinsam mit Johnen ein neues Leben beginnen. Daher habe er auch seine Entpflichtung vom Priesteramt und seine Laisierung beantragt.

„Ich fand die öffentliche Erklärung des Pfarrers gut. Es verlangt Mut, das so offen zu sagen. Seine Begründung war stringent. Ich habe Respekt vor der ehrlichen Entscheidung“, sagt Christoph Potowski, der neue leitende Pfarrer in Kirchhellen. Er wird dort am 15. August in sein Amt eingeführt.

 

Fragen an die priesterliche Lebensform

 

Hinsichtlich der Entscheidung seines Vorgängers müsse man mit Bewertungen vorsichtig sein, meint Potowski. Er habe in den ersten Tagen, seit er in Kirchhellen wohne, nicht den Eindruck gehabt, dass dadurch ein Schaden angerichtet worden wäre.

„Welche Gespräche es vorher in der Pfarrei gab, kann ich nicht einschätzen. Der Zölibat und die priesterliche Lebensform bleiben ein schwieriges Thema in der Kirche“, sagt Potowski. Als Jugendlicher habe er in seiner Heimatgemeinde in Lünen erlebt, wie einmal ein Kaplan „von heute auf morgen“ die Gemeinde verlassen habe, ohne sich zu verabschieden. „Das habe ich damals als seltsam empfunden. Eine vernünftige Verabschiedung von der Gemeinde sollte immer möglich sein“, meint der neue Kirchhellener Pfarrer.

 

Gottesdienst auf der Wiese

 

Pfarrkirche St. Johannes der Täufer in Bottrop-Kirchhellen.
Weil die Kirche St. Johannes in Kirchhellen renoviert wird, ist die Amtseinführung von Pfarrer Christoph Potowski auf einer Wiese. | Foto: Johannes Bernard

Nun hoffen er und die Pfarrei St Johannes der Täufer auf gutes Wetter, wenn am Samstag, 15. August, um 16 Uhr auf der Wiese an der Kirche Mariä Himmelfahrt im Ortsteil Feldhausen die Amtseinführung begangen wird. Mit der Feier werden auch die Pastoralreferenten Werner Koschinski und Dennis Humberg ihren Dienst in der Pfarrei aufnehmen. Das Seelsorgeteam ergänzen wird ab November Pfarrer Heinrich Bösing (70), der zurzeit zum Priesterteam von St. Martinus in Moers gehört.

Dass der Wortgottesdienst auf der Wiese etwas kleiner ausfallen wird, hat seinen Grund: „Im Hinblick auf die aufgrund der Coronakrise geltenden Versammlungseinschränkungen müssen wir Vereine und Verbände leider bitten, jeweils mit nur einer Person teilzunehmen“, heißt es von der Pfarrei. Der Gottesdienst wird aber live online auf der Youtube-Seite der Pfarrei übertragen

 

Große Feier der Pfarrei nach Kirchenrenovierung

 

Groß gefeiert werden soll in Kirchhellen im Frühjahr nächsten Jahres, wenn die seit einigen Wochen geschlossene Pfarrkirche nach umfangreicher Renovierung wiedereröffnet wird. „Dazu planen wir ein großes Fest“, sagt der neue Pfarrer und weiß sich schon in Abstimmung mit dem Kirchenvorstand und dem Pfarreirat.

Der 35-Jährige ist derzeit der jüngste leitende Pfarrer im Bistum Münster. „Einer muss es ja sein, wenn auch nur für eine gewisse Zeit“, sagt er mit Humor. Die Aufgabe in Kirchhellen nehme er gern an. Die Gespräche mit den Gremien und dem Seelsorgeteam seien in sehr guter Atmosphäre verlaufen. Dass sich das Seelsorgeteam neu finden müsse, sei für ihn klar.

 

Wenige Priester und große Pfarreien

 

Potowski wuchs in Lünen auf. Er studierte Theologie in Münster und Salzburg. Sein Gemeinde- und Diakonatsjahr absolvierte er in der Pfarrei St. Vitus in Olfen. Pfingsten 2013 empfing er die Priesterweihe. Vier Jahre wirkte Potowski anschließend als Kaplan in der Pfarrei St. Otger in Stadtlohn, bevor er im September 2017 an den Niederrhein wechselte und Kaplan in St. Viktor in Xanten wurde.

In der großen Xantener Pfarrei mit dem Dom und ihren sechs weiteren Kirchen war er nach einer plötzlichen Erkrankung von Propst Klaus Wittke zwei Jahre Pfarrverwalter und zeitweilig dort der einzige Priester im aktiven Dienst. „Hätten mir nicht die emeritierten Pfarrer geholfen, wäre es sehr schwierig geworden, die Zahl der Gottesdienste und die Seelsorge aufrecht zu erhalten“, sagt Potowski.

 

Kein Grund zum Pessimismus

 

Auch aus dieser praktischen Erfahrung unterstützt er die Ausbildung von Frauen und Männer zu Leitern von Wortgottesdiensten. Im niederrheinischen Alpen habe es einen solchen Ausbildungskurs gegeben, an denen auch Xantener teilgenommen hätten.

Hinsichtlich der Zukunft der Kirche sehe er aber nicht schwarz. „Ich bin ein Optimist und ein Realist“, sagt er von sich selbst. Wehklagen sei seine Sache nicht, ebenso wenig neige er zum Pessimismus. „Wenn ich sehe, dass mancherorts die Kirchenbänke herausgetragen werden, nur damit es so aussieht, als könnten die Kirchen so voller erscheinen, dann ist das der falsche Weg.“

 

Zwischen Ruhrgebiet und Münsterland

 

In Kirchhellen hofft er, rasch heimisch zu werden. Die Mischung aus Ruhrgebiet und Münsterland liege ihm und erinnere ihn an seine Heimatstadt Lünen, die ebenso vom Bergbau und einer ländlichen Umgebung geprägt sei, sagt Potowski. Und eine weitere Parallele hat er festgestellt: Beide Städte, Lünen wie Bottrop, sind geteilte Bistums-Orte. Der Lünener Süden gehört zum Erzbistum Paderborn, der Norden zum Bistum Münster, in Bottrop liegt das Stadtgebiet im Bistum Essen, die Dörfer Kirchhellen, Grafenwald und Feldhausen liegen im Bistum Münster.

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