Pfarrei in Ibbenbüren plant einen neuen Kirchen-Campus

Protest gegen Teilabriss der Kirche in Laggenbeck

Eine Bürgerinitiative im Ibbenbürener Stadtteil Laggenbeck wendet sich gegen den Teilabriss der Kirche Maria Magdalena und die Umgestaltung der Dorfmitte. Die Pfarrei selbst möchte einen neuen Kirchen-Campus bauen.

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In Laggenbeck formiert sich der Widerstand gegen Pläne der Ibbenbürener Pfarrei Ss. Mauritius-Maria Magdalena, den in den 1960er Jahren errichteten  Erweiterungsbau am Gotteshaus Maria Magdalena abzureißen, eine neue Tageseinrichtung für Kinder zu bauen und Kirchen-Grundstücke an einen Investor zu verkaufen.

„Die Kirche mit seiner Erweiterung unter Verwendung von Ibbenbürener Sandstein hat ortsbildprägende Bedeutung und ist in ihrem äußeren Erscheinungsbild zwingend zu erhalten“, sagt Walter Wernsmann. Auch Benno Schulte-Varendorff kann es nicht verstehen, große Grundstücksflächen der Pfarrei zu veräußern und die Kirche zu verkleinern. „Wir möchten die Dorfmitte so erhalten, wie sie ist“, sagt er.

 

Grundstücke wurden gestiftet

 

Klare Worte findet ebenfalls Ernst-Wilhelm Westermann: „Es kann nicht sein, dass die Kirche Grundstücke verkauft, die früher von Gemeindemitgliedern für einen bestimmten Zweck gestiftet wurden.“

Das in die Jahre gekommene Pfarrhaus in Laggenbeck wird zugunsten eines neuen Kirchen-Campus verkauft. | Foto: Johannes BernardDas in die Jahre gekommene Pfarrhaus in Laggenbeck wird zugunsten eines neuen Kirchen-Campus verkauft. | Foto: Johannes Bernard

Zahlreiche Laggenbecker haben in den letzten Wochen eine Bürgerinitiative zum Erhalt der Kirche, des Kindergartens und der Dorfmitte gegründet. Mehr als 1300 Unterschriften haben sie bereits gesammelt. Auch Gemeindemitglied Hannelore Holtkamp unterstützt die Bürgerinitiative: „Wir brauchen die Kirche mit ihren 500 Sitzplätzen. Auch wenn der Kirchenbesuch rückläufig ist, sollten wir nicht in Pessimismus verfallen. Der jetzige Kirchenbau muss erhalten bleiben.“

Die Pläne für die Umgestaltung der Dorfmitte mit der Kirchenverkleinerung sind nicht neu. Bereits vor zehn Jahren begann der Kirchenvorstand, ein Immobilienkonzept zu erstellen, „um die Pfarrei zukunftsfähig zu machen“, wie Kirchenvorstandsmitglied Carsten Wellbrock sagt. Pläne wurden 2016 vorgestellt. Anschließend begann ein Architektenwettbewerb.

 

Verkleinerung des Kirchenraums

 

Nach dem einstimmigen Votum im Kirchenvorstand soll der Anbau aus den 1960er Jahren zurückgebaut und die historische Kirche Maria Magdalena einen neuen angefügten Altarraum erhalten. Durch die Verkleinerung würde sich die Zahl der Sitzplätze auf 200 reduzieren. Auf einem künftigen Kirchen-Campus soll ein modernes Pfarrheim entstehen. Die historische Kaplanei wird renoviert. Dort sollen das Pfarrbüro, die Bücherei, der Eine-Welt-Laden und eine Priesterwohnung Platz finden. Verkauft werden das alte Pfarrhaus und das alte Pfarrheim.

Noch ungewiss ist die Zukunft des Kindergartens. Geplant ist ein Neubau direkt neben der Kirche. Die Fläche des heutigen Kindergartens soll wie die anderen Kirchengrundstücke an die Unternehmensgruppe Stroetmann verkauft werden. Der Investor aus Münster plant in der Dorfmitte den Bau von Verbrauchermärkten und hat dem Vernehmen nach einige ältere Immobilien in der Dorfmitte erworben.

Der jetzige Kindergarten verfügt über eine große Spielfläche. Auch er soll veräußert werden. | Foto: Johannes BernardDer jetzige Kindergarten verfügt über eine große Spielfläche. Auch er soll veräußert werden. | Foto: Johannes Bernard

Wie Wellbrock betont, sind noch keine Verträge für den Verkauf der Grundstücke unterzeichnet, weil die Genehmigungsverfahren noch geprüft werden. „Der Investor kann nur aktiv werden, wenn sein Vorhaben auch umgesetzt werden kann.“

 

Zuschuss vom Bistum

 

Unabhängig von den derzeit laufenden Verhandlungen und Genehmigungsverfahren hat das Bistum Münster den Überlegungen der Pfarrei zugestimmt. Nach einer Stellungnahme des Kirchenvorstands stellt das Bistum der Pfarrei zwei Millionen Euro an Investitionsmitteln für die Umsetzung der baulichen Maßnahmen zur Verfügung. Die ersten Anträge für die Umgestaltung des Geländes hat der Kirchenvorstand bereits bei der Stadt Ibben­büren gestellt.

 

Transparenz und Kommunikation

 

Wellbrock verteidigt das Immobilienkonzept als zukunftsfähig: „Der Kirchenbesuch geht zurück, die Kirchensteuern sinken. Deshalb müssen wir uns verkleinern.“ Der geplante Kirchen-Campus sichere den Kirchort Laggenbeck auf lange Zeit.  Das Kirchenvorstandsmitglied hat Verständnis für die hochgekochten Emotionen im Ort. Den Vorwurf fehlender Transparenz möchte er aber  nicht gelten lassen: „Wir haben immer über den Sachstand informiert und die Konzepte vorgestellt.“

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