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Beim Palmsonntags-Gottesdienst im Kölner Dom hat ein Chor gegen Kardinal Woelki protestiert. Statt der üblichen 50 Sängerinnen und Sänger waren nur acht dabei. Ein Chormitglied sprach vom Akt zivilen Ungehorsams.
Die Protestaktionen rund um den Kölner Dom reißen nicht ab. Als akustisches Signal gegen das Verhalten von Kardinal Rainer Maria Woelki hat ein Chor am Sonntag beim feierlichen Start in die Karwoche nur in einer „Rumpfbesetzung“ gesungen.
Statt der eigentlich rund 50 Sängerinnen und Sänger haben beim Palmsonntags-Gottesdienst mit dem Erzbischof nur acht Personen gesungen – quasi piano statt fortissimo. Die anderen Stimmen von Sopran bis Bass verschönerten lieber die Messen an der Basis und sangen in ihren Heimatpfarreien.
Akt zivilen Ungehorsams
Die zentralen Texte des Palmsonntags schildern den feierlichen Einzug von Jesus in Jerusalem, wenige Tage vor seinem Tod am Kreuz und der Auferweckung an Ostern. Chormitglied Edith Timpe, die als Religionslehrerin aktiv ist, nannte den Protest im „Kölner Stadt-Anzeiger“ einen Akt zivilen Ungehorsams und fügte als Begründung hinzu: „Wir wollen mit unserem Gesang nicht ein ‚Weiter so‘ unterstützen, das wir nach der Rückkehr des Kardinals aus seiner Auszeit erleben.“
Egal, was der Erzbischof im Moment tut oder lässt – zumindest öffentlich erfährt er kaum Zuspruch. Mehrere deutsche Bischöfe haben Papst Franziskus ermuntert, zügig über Woelkis Rücktrittsangebot zu entscheiden. Denn Köln am Rhein, das größte Bistum im deutschen Sprachraum, schlägt Wellen weit über die eigenen Grenzen hinaus. Bischof Georg Bätzing, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, hatte schon vor gut einem Monat Rom empfohlen: „Ich glaube, lange zusehen wird man nicht können.“
Priester schreiben nach Rom
In Rom liegt außerdem ein kritisches Schreiben auf dem Tisch, das 68 Priester vor dem Ende von Woelkis mehrmonatiger Auszeit formuliert hatten. Wie der „Stadt-Anzeiger“ jetzt berichtete, äußern die Geistlichen Bedenken gegenüber einem Neubeginn mit Woelki: „Wir haben erhebliche Zweifel daran, dass sich verloren gegangenes Vertrauen wieder aufbauen lässt, wenn die bisherigen Verantwortungsträger auf ihre Posten zurückkehren beziehungsweise auf ihnen verbleiben.“ Weitere Ausführungen zielen vor allem auf den Kardinal: Er schweige, polarisiere oder polemisiere.