Markus Weßling über die 72-Stunden-Aktion

Raus aus der „Blase“: So sieht eine junge, vitale Kirche aus!

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Die deutlich rückläufige Anzahl an teilnehmenden Gruppen sollte der BDKJ offen thematisieren. Dem Erfolg der 72-Stunden-Aktion tut sie aber keinen Abbruch. Wo Kirche sich auf diese Weise sichtbar macht, da wird sie auch in einer zunehmend institutionskritischen Gesellschaft weiter positiv wahrgenommen, sagt Kirche+Leben-Redakteur Markus Weßling.

Wer das Haar in einer ansonsten sehr schmackhaften Suppe sucht, der wird es finden. Denn ob man nur diejenigen mitzählt, die mitgearbeitet haben oder auch jene, die von dem Engagement der jungen Christen profitiert haben: An der 72-Stunden-Aktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) nahmen diesmal deutlich weniger Gruppen teil als bei der vergangenen Auflage 2019. Auch wenn es im Bistum Münster erfreulicherweise anders aussieht.

Die Erklärung des BDKJ-Bundesverbands, die Corona-Pandemie habe „vieles in der Jugendarbeit verändert“ und in diesem Jahr gebe es noch „sehr viele“ andere Veranstaltungen wie den Katholikentag und die Messdiener-Wallfahrt nach Rom, vermag eher mäßig zu überzeugen. Mag sein, dass das alles eine gewisse Rolle spielt, aber erklärt das vollständig den Rückgang von 3.400 auf 2.720 Gruppen? Da wäre eine genauere Analyse angezeigt, denn im Bistum Münster verbucht man ja trotz der genannten Faktoren sogar einen Zuwachs.

Wer bringt sonst so viele Menschen für ein Sozialprojekt auf die Beine?

Festzuhalten bleibt: Die 72-Stunden-Aktion 2024 war auch so ein toller Erfolg. Das Engagement der Teilnehmer ist vielfach gewürdigt worden, und ganz und gar zurecht. Unendlich viel wurde von der Nordsee bis zu den Alpen geplant, gewerkelt, geschaffen. Unterschiedlichste Projekte, jedes mit Wert und Sinn. Man kann sie nicht annähernd alle aufzählen.

80.000 junge Menschen – das sind ungefähr so viele, wie in Deutschlands größtes Fußballstadion in Dortmund passen – ein ganzes langes Wochenende bei Schietwetter für soziale Zwecke auf die Beine zu bringen: Welche andere Institution kann das außer der Kirche, die doch in Deutschland in einer handfesten Krise steckt? Doch wo sie sich auf diese Weise sichtbar macht, wird sie weiterhin gesehen, auch weit außerhalb der eigenen „Blase“, wie das große Interesse nichtkirchlicher Medien deutlich zeigt.

Es ist kein Zufall, dass sich die Teilnehmer im Kontext der Kirche engagieren. Sie wollen nicht im luftleeren Raum „etwas Soziales“ machen. Es ist ihr Glaube, der sie antreibt, und sie reden darüber. Sie schickte tatsächlich, wie es im Motto der Aktion heißt: der Himmel.

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