Wechsel an der Spitze der Gottesdienstkongregation

Roche folgt auf streitbaren Kardinal Sarah im Vatikan

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Neuer Leiter der vatikanischen Gottesdienstkongregation wird der englische Kurienerzbischof Arthur Roche (71). Er folgt auf Kardinal Robert Sarah (75), der vielen als Kritiker und Gegner des Papstes galt. Die Aufgabe ist delikat, weil Liturgie inzwischen oft kirchenpolitisch instrumentalisiert wird.

Neuer Leiter der vatikanischen Gottesdienstkongregation wird der bisherige Sekretär der Behörde, der englische Kurienerzbischof Arthur Roche (71). Er folgt auf Kardinal Robert Sarah (75), dessen Rücktritt der Papst Ende Februar angenommen hatte. Der konservative Theologe aus Guinea wurde oft als Kritiker oder Gegner von Franziskus wahrgenommen; gleichwohl hatte der Papst ihn über den 75. Geburtstag hinaus zunächst im Amt belassen.

Roche hingegen, von 2004 bis 2012 Bischof von Leeds und dann von Benedikt XVI. zum Sekretär der Kongregation für Gottesdienst und Sakramente ernannt, gilt als moderat. Die Ernennung zu Sarahs Nachfolger ist auch insofern bedeutsam, als ihr eine Art interne Visitation der Gottesdienstkongregation vorausgegangen war.

 

Gespräche in der Kongregation in März

 

Im Auftrag des Papstes hatte der italienische Bischof Claudio Maniago Mitte März Mitarbeitergespräche geführt. Maniago ist Vorsitzender der Liturgiekommission der Italienischen Bischofskonferenz. Manche sahen in ihm sogar schon Sarahs Nachfolger. Personalpolitisch hätte es aber wenig Sinn gehabt, den künftigen Chef zuvor noch als Externen mit einer Untersuchung zu beauftragen.

Vor wenigen Wochen nannten Medien Bischof Vittorio Francesco Viola (55) aus Tortona als Nachfolger Sarahs. Nun wird Viola Sekretär der Gottesdienstkongregation. Damit folgt er Roche nach.

 

Unterschiedliche Positionen in der Behörde

 

Roche hatte im März dem britischen Magazin "The Tablet" erläutert, es handele sich um eine beratende, keine juristische "Visitation". Er verglich sie mit einem Bischof, der sich vor einer Personalentscheidung und damit verbundener Neuausrichtung beraten lässt.

Andere sprachen von einer "Supervision" wegen länger bestehender Spannungen unter Mitarbeitern der Behörde, bedingt durch unterschiedliche liturgische Denkweisen und Präferenzen. Die eine Fraktion betone bei der Eucharistiefeier die Rolle des Priesters, der "in persona Christi" dessen Opfer am Kreuz vergegenwärtige. Die andere Fraktion sehe stärker den Mahl- und Gemeinschaftscharakter der Eucharistie, die Priester und Gläubige versammle.

 

Das Problem: Liturgie wird oft kirchenpolitisch gedeutet

 

Roche übernimmt eine delikate Aufgabe, da liturgische Formen, Fragen und Usancen vielerorts zu Manifestationen kirchenpolitischer Ausrichtungen geraten sind - etwa die Frage des außerordentlichen Ritus bei der Messfeier. Selbst ein eher konservativer Theologe wie Kardinal Gerhard Ludwig Müller hält die Entscheidung Benedikts XVI., den alten Ritus neben dem neuen zu stärken, für unklug.

Meldungen über eine Umfrage der Glaubens-, nicht der Liturgiekongregation (!), wie stark der außerordentliche Ritus verbreitet sei, bestätigte Müller unlängst der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Die Ergebnisse blieben aber wohl in den Schubladen der Behörde.

 

Papst rügte Kardinal Sarah

 

Im September 2017 hatte Papst Franziskus zudem die weltkirchliche Rolle der Kongregation relativiert. Mit dem Schreiben "Magnum principium" stärkte er den Einfluss von Bischofskonferenzen, wenn Texte der katholischen Liturgie in Landessprachen übersetzt werden. Das soll seither ohne massive Eingriffe aus Rom geschehen, auch wenn die Kongregation noch einmal drüberschauen soll.

Kardinal Sarah hatte das Papstschreiben indirekt kritisiert, indem er es in einem Beitrag so deutete, dass die Rolle seiner Kongregation nicht geschmälert sei. Daraufhin veröffentlichte der Vatikan einen Brief von Franziskus an Sarah, in dem er dessen Fehlinterpretationen rügte. Von Roche, so ist anzunehmen, erwartet der Pontifex mehr Loyalität.

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