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Trauer kann viele Ausdrucksformen haben. Das beweisen Schülerinnen und Schüler eines bischöflichen Gymnasiums in Münster-Hiltrup bei der Kunstausstellung „(Un)Vollendet“. Noch zu sehen bis Anfang März.
Julie (17) hat einen Käfig mit Origami-Vögeln geschaffen. Wer mag, kann selbst einen kleinen Vogel aus Papier falten, um seiner Trauer Ausdruck zu verleihen. Julies Objekt ist eines der Exponate in der Kunstausstellung „(Un)Vollendet“ im Gallitzin-Haus in Münster-Angelmodde. Bis 10. März zeigen Schülerinnen und Schüler des bischöflichen Kardinal-von-Galen-Gymnasiums in Münster-Hiltrup ihre Arbeiten zum Thema Trauer – jeweils an den Wochenenden von 16 bis 18 Uhr. Inspirieren ließen sie sich von Texten der Schreibwerkstatt der Hospizbewegung Münster.
Kunstlehrer Marc Heischkamp und Kunstlehrerin Bianca Buhr gaben den 14- bis 17-Jährigen viel Freiraum, ihre Gefühle und Gedanken in Bildwerke umzusetzen. Lara zum Beispiel wollte lieber ein Gedicht schreiben, „weil ich mich besser mit Worten ausdrücken kann“. Clemens malte eine beeindruckende Landschaft in warmen Farben: den münsterschen Aasee im Herbst. „Bei Trauer dachte ich sofort an Heimat, Geborgenheit, Zuflucht und Sicherheit“, sagt er. Ganz anders die 15-jährige Lilli: Sie zeichnete den Kopf einer Frau mit Zöpfen. Über die eine Gesichtshälfte läuft Wasser.
Trauer als elementare Lebenserfahrung in der Kunst
„Trauer und Tod sind elementare Lebenserfahrungen, mit denen sich die Kunst über alle Jahrhunderte beschäftigt hat“, sagt Kunstlehrer Heischkamp. Die Schule sei ein guter Ort, sich solchen Fragen künstlerisch zu stellen. Dabei griffen die Schülerinnen und Schüler auf vielfältige Genres zurück: Stillleben, Landschaften, Porträts, kalligrafische Elemente.
Linus (16) sieht im Schmetterling mit Blume ein Symbol für den Neuanfang. Das Insekt stehe für Schönheit, die satten Farben für Kraft. Elizaveta bezieht sich in ihrer Filzstift-Arbeit einer Mohnblume in kräftigem Rot direkt auf einen Text aus der Schreibwerkstatt der Hospizbewegung. „Darin ist von Mohnblumen die Rede, die lange verschwunden waren und neu erblüht sind“, sagt sie. „Die Autorin fragt, ob der Verstorbene sie geschickt hat.“
Blumen als Symbole für Neuanfang und Vergänglichkeit