Kollekte am Weltmissionssonntag unterstützt Flüchtlingshilfe im Libanon

So stemmt sich Nayiri Arslanian gegen den Menschenhandel

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Nayiri Arslanian kämpft gegen den Menschenhandel und die Ausbeutung von Flüchtlingsfrauen in ihrem Heimatland Libanon. Im Bistum Münster wirbt sie anlässlich des „Monats der Weltmission“ für Hilfe bei ihrer sozialen Arbeit.

Wer in Beirut, der Hauptstadt des Libanon, soziale Arbeit leistet und Mädchen und Frauen Wege aus ihrer Abhängigkeit eröffnet, der muss starke Nerven haben und unerschrocken sein. „Meine Arbeit ist nicht ungefährlich. Ich gehe aber keinen Schritt zurück“, sagt Nayiri Arslanian.

Die Sozialarbeiterin kämpft im Libanon gegen Menschenhandel, Zwangsprostitution, Kinder- und Zwangsehen, Kinderarbeit und häusliche Gewalt. Betroffen sind nicht nur libanesische, sondern vor allem geflüchtete Frauen und Mädchen. Sie stammen vornehmlich aus Syrien, aber auch aus Äthiopien, Bangladesch und von den Philippinen.

Geflüchtete aus Syrien

Im Rahmen des „Monats der Weltmission“ des katholischen Hilfswerks Missio ist sie zu Gast im Bistum Münster. Bei einer Veranstaltung im Franz-Hitze-Haus in Kooperation mit dem Diözesan-Caritasverband sprach Nayiri Arslanian vor mehr als 60 Interessierten über ihre Arbeit mit Opfern von Menschenhandel.

Die 40-jährige Libanesin mit armenischen Wurzeln begann ihr soziales Engagement vor 17 Jahren als Sozialarbeiterin für Inhaftierte. Ab 2011 betreute sie während der humanitären Krise in Syrien und im Libanon geflüchtete Menschen.

Unterstützung der „Good Shepherd Sisters“

Vor zehn Jahren begann sie ihre Tätigkeit bei den “Good Shepherd Sisters”, den Schwestern vom Guten Hirten, um sich ganz um schutzlose Mädchen und Frauen zu kümmern. „Die soziale Lage im Libanon ist katastrophal. Eine soziale Absicherung oder überhaupt soziale Hilfen gibt es nicht – erst recht nicht für Frauen, die in das Land geflüchtet sind“, macht die Sozialarbeiterin deutlich.

Fast die Hälfte der libanesischen Bevölkerung lebe in Armut. Jeder dritte Bewohner des Landes sei ein Flüchtling. Schätzungsweise 1,5 Millionen syrische Geflüchtete lebten im Land.

Leben ohne Pass

„In dieser katastrophalen Lage sind viele Frauen wehrlos und ohne Rechte. Es kommt zu sexuellen Übergriffen und Vergewaltigungen. Der Menschenhandel ist ein Alltagsphänomen. Wer als Hausmädchen entlassen wird, gilt als illegale Einwanderin und landet auf der Straße, wo die Frau dann auf den nächsten Ausbeuter trifft“, sagt sie. Oft würden Frauen die Pässe weggenommen.

Vor vier Jahren hat Nayiri Arslanian das Netzwerk Talitha Kum mitaufgebaut, das sie seitdem leitet. Talitha Kum ist ein weltweites Netzwerk mit Sitz in Italien, das gegen Menschenhandel und Ausbeutung vorgeht. Viele Ordensfrauen gehören dem Netzwerk an. Für ihr Engagement hat Nayiri Arslanian den Bob-Pierce-Preis gewonnen – eine Auszeichnung in Großbritannien für herausragende Leistungen im humanitären Dienst.

Über ihre Arbeit im Libanon sagt Arslanian: „Wir haben zusammen mit der katholischen Kirche in den Pfarrgemeinden angefangen.“ In Programmen und Workshops versuchen die Engagierten, Frauen und Mädchen zu bestärken, ihnen Kraft zu geben, ihnen ihre Würde zurückzugeben, um aus dem Zirkel der Abhängigkeit herauszukommen. „Wir sind eine kleine, junge Organisation mit einem geringen Budget“, sagt die Sozialarbeiterin. Das Netzwerk vermittelt Betroffene an Rechtsanwälte oder Psychologen, klärt auf. 

Unterstützung von Missio

Weltweit erreicht das Netzwerk mehr als 500.000 Menschen. Als internationale Initiative zur Bekämpfung von Menschenhandel und Ausbeutung fördert Talitha Kum die Zusammenarbeit zwischen lokalen, nationalen, regionalen und kontinentalen organisierten Netzwerken und unterstützt Opfer und Gefährdete.

Konkret gehen die Kollekten und Spenden des Weltmissionssonntags am 22. Oktober unter anderem an das Projekt „Wells of Hope“, das die soziale Arbeit von Nayiri Arslanian unterstützt. Die bundesweite Missio-Aktion 2023 ruft auf zur Solidarität mit Syrien und Libanon, zwei Ländern, in denen das Christentum eine lange Tradition hat.

Weltmisionssonntag am Wochenende
Die Missio-Aktion erfährt ihren Höhepunkt am 21. und 22. Oktober. In allen katholischen Gottesdiensten bundesweit wird am Weltmissionssonntag die Kollekte für Missio gehalten. Nayiri Arslanian gestaltet den Gottesdienst am Sonntag, 22. Oktober, um 11.30 Uhr in der Lambertikirche in Münsters Innenstadt mit. Die Messe zelebriert Pfarrer Dirk Bingener, Präsident von Missio Aachen.

Weitere Informationen zur Missio-Aktion und die Möglichkeit zur Online-Spende gibt es auf der Internetseite von Missio.

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