Verein „Club 50plus“ kauft Gotteshaus samt Grundstück

St.-Josef-Kirche in Oer-Erkenschwick wird Senioren-Begegnungszentrum

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Die Pfarrei St. Josef in Oer-Erkenschwick hat ihre Kirche St. Josef für einen Euro verkauft, das dazugehörige Grundstück für 200.000 Euro. Nach der Profanierung im Januar 2024 werden in dem Gebäude Freizeitmöglichkeiten für Senioren angeboten.

Es ging schneller als geplant und viele gedacht haben: Nach kurzen Überlegungen und schnellen Entscheidungen hat die Pfarrei St. Josef in Oer-Erkenschwick im Kreis Recklinghausen ihre Kirche St. Josef zum Symbolpreis verkauft. Käufer ist der ortsansässige Verein „Club 50plus“, der früher Seniorenclub hieß.

Genau einen Euro beträgt der Preis für das Kirchengebäude, das unter Denkmal- und Architektenschutz steht. Die glatte Summe von 200.000 Euro zahlt der rund 500 Mitglieder zählende Verein „Club 50plus“ für das 3.000 Quadratmeter große Grundstück.

St. Josef: Kirchenbau aus Stahl, Glas und Beton

Das nach Plänen von Joachim Schürmann entstandene, 1972 geweihte Gotteshaus, mit seinem 800 Quadratmeter großen umbauten Raum, wurde 2021 in die Liste der Baudenkmale eingetragen. In der Pfarrchronik heißt es über den aus Stahl, Glas und Beton bestehenden Kirchenbau: „In seiner konsequenten Sachlichkeit ist es ein bis heute umstrittenes, nicht nur in Fachkreisen hoch gelobtes, aber auch irritierendes Gebäude.“

Die Verkaufsverhandlungen seien zügig über die Bühne gegangen, sagte im Gespräch mit „Kirche-und-Leben.de“ der leitende Pfarrer von St. Josef, Reinhard Vehring: „Die Nachnutzung dient dem sozialen Miteinander. Das ist gut. Jetzt war die Möglichkeit da, eine Entscheidung zu treffen. Unsere Pfarrei hätte gern noch einige Zeit die Kirche genutzt, doch der Käufer brauchte eine schnelle Entscheidung.“

Pfarrei behält Pfarrheim und Pfarrbüro

Das Bistum Münster hatte der Pfarrei bereits vor gut einem Jahr signalisiert, zwei ihrer insgesamt vier Gotteshäuser aufzugeben. Dabei wurde das renovierungsbedürftige Gotteshaus St. Josef häufiger genannt, wenn von einer Kirchenschließung die Rede war.

„Insofern standen auch wir unter Druck, zu handeln“, sagte Vehring. Die Pfarrei sei nicht in der Lage, selbst eine Nachnutzung des Kirchengebäudes zu realisieren. Das Pfarrheim, das Pfarrbüro und die Wohnung bleiben aber weiterhin im Besitz der Pfarrei.

Konzert mit dem Landespolizei-Orchester zum Jahresauftakt

Die Besitzübergabe erfolgt bereits zum 1. Januar 2024, die Schlüsselübergabe auf kurzem Dienstweg. Der „Club 50plus“ plant seine erste Veranstaltung mit seinem Neujahrsempfang am 20. Januar. Kommen soll dann auch das Landespolizei-Orchester zu einem Konzert.

Der Verein war auf einen schnellen Kauf angewiesen, um für das Jahr 2023 zugesagte Fördergelder erhalten zu können. Diese Gelder stehen für die Errichtung eines neuen Vereinsheims zur Verfügung. Sie kommen von der Deutschen Fernsehlotterie und aus Fördermitteln des NRW-Programms „Moderne Sportstätte“.

Evangelische Gemeinde bietet Gastfreundschaft

Die Pfarrei plant, die Werktagsgottesdienste im Pfarrzentrum St. Josef zu feiern. Die Vorabendmesse soll in der evangelischen Johannes-Kirche stattfinden. „Sie liegt nur 300 Meter von der St.-Josef-Kirche entfernt. Wir sind dankbar für diese Gastfreundschaft, die uns sofort gewährt worden ist“, sagte Vehring.

Noch einmal kommt die Gemeinde im Januar in St. Josef zusammen: In einem feierlichen Gottesdienst wird die Kirche am 12. Januar um 18 Uhr profaniert. Im Anschluss an den Gottesdienst lädt die Pfarrei zu einem Umtrunk ins Pfarrheim ein, „um in Erinnerungen zu schwelgen, sich auszutauschen und auch zu feiern, dass die Gemeinschaft in St. Josef erhalten bleibt und wir einen neuen Ort gefunden haben, nämlich die evangelische Johannes-Kirche, an dem wir willkommen sind“, sagt Vehring.

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