Ärger im Oldenburger Land – Online-Petition für Erhalt einer Kirche

Altenoythe: Kirchen müssten renoviert werden – nur für eine ist Geld da

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Die Pfarrei St. Marien in Friesoythe im Kreis Cloppenburg hat ein Problem: Im Ortsteil Altenoythe hat sie zwei Kirchen mit hohem Renovierungsbedarf, doch es kann nur eines der Projekte finanziert werden.

In Altenoythe, einem Ortsteil von Friesoythe im Kreis Cloppenburg, kochen die Emotionen hoch: Nachdem vor einigen Monaten bekannt geworden war, dass der Kirchenausschuss der Pfarrei über die Zukunft der dortigen Kirchen St. Vitus und Dreifaltigkeit beraten hat, ist die Sorge in dem 2300 Katholiken zählenden Gemeindeteil groß, dass bald ein Gotteshaus geschlossen werden könnte.

Der Kirchenausschuss hatte sich im März 2023 für die Renovierung der denkmalgeschützten Kirche St. Vitus entschieden und gleichzeitig die Aufgabe der Dreifaltigkeitskirche in Erwägung gezogen. In Altenoythe machte das schnell die Runde. Die Gemeindemitglieder vermuteten, die Pfarrei habe den Beschluss gefasst, die Dreifaltigkeitskirche zu profanieren und diese umzunutzen oder gar mit dem großen Grundstück zu veräußern.

Kritik an der Kommunikation

„Wir bedauern sehr, dass in der Öffentlichkeit auch durch eine unzureichende Kommunikation unsererseits Irritationen, Unverständnis und sehr emotionale Reaktionen provoziert worden sind“, sagte Pfarrer Christoph Winkeler vor Journalisten. Er bat er um eine sachliche Betrachtung der Situation, um eine sachgerechte Entscheidung zur Zukunft der Dreifaltigkeitskirche zu ermöglichen: „Die Entscheidungsfindung ist noch längst nicht abgeschlossen.“

Um zu einem unabhängigen Entscheidungsprozess zu kommen, hat die Pfarrei St. Marien Günter Eilers beauftragt, mit allen Beteiligten zu sprechen. Eilers ist freiberuflicher Berater in kirchlichen Veränderungsprozessen. Im Auftrag des Offizialats Vechta begleitet er derzeit die Kirchenentwicklung der Pastoralen Räume im Oldenburger Land.

Vermittlung durch unabhängigen Berater

„Meine Aufgabe sehe ich darin, als unabhängig Berater mit allen Betroffenen so in den Austausch zu kommen, dass die Herausforderungen gemeinsam angegangen werden“, sagte Eilers.

Das ist gefragt, weil sich einiges verhakt hat und eine Lösung nicht so leicht gefunden werden kann. Seit Ende 2022 ist der Pfarrei bekannt, dass die Kirchengebäude so renovierungsbedürftig sind, dass auch über die Verkehrssicherheit nachgedacht werden muss.

St.-Vitus-Kirche mit langer Geschichte

Nach Gutachten von Architekten würde die Renovierung der St.-Vitus-Kirche, deren Ursprünge bis ins neunte Jahrhundert zurückreichen und dessen jetziger Kirchenbau aus dem zwölften Jahrhundert stammt, knapp zwei Millionen Euro kosten. Die am Friedhof gelegene Felsensteinkirche mit Backsteinergänzungen ist eine der ältesten Kirchen im Oldenburger Münsterland.

Die 1972 geweihte größere Dreifaltigkeitskirche dient als Hauptkirche und als Raum für die Gemeindegottesdienste. Sie bildet mit dem Gemeindezentrum Karl-Borromäus-Haus die Ortsmitte von Altenoythe. Die Sanierungskosten der Dreifaltigkeitskirche werden mit 1,5 Millionen Euro veranschlagt.

Antrag auf Finanz-Zuschüsse

Nach den Gutachten sah sich der Kirchenausschuss der Pfarrei verpflichtet, seiner Verantwortung gegenüber der kleinen, denkmalgeschützten und historisch bedeutsamen St.-Vitus-Kirche nachzukommen. Er gründete einen Bauausschuss, um die Beschlussvorlagen mit Unterstützung des Offizialats voranzutreiben und dabei eine Investitionsförderung des Kirchensteuerrats zu bekommen.

„Für die Finanzierung des Eigenanteils der Pfarrei wurde in dem Antrag eine Veräußerung der Dreifaltigkeitskirche in Aussicht gestellt“, informierte der Vorsitzende des Bauausschusses, Antonius Rolf-Wittlake. Dieser Passus sei in Altenoythe so aufgefasst worden, als ob schon über das Aus der Dreifaltigkeitskirche entschieden worden sei.

Kein Antrag auf Profanierung

Pfarrer Winkeler sagt, diese Entscheidung gebe es nicht: „Ein Verkauf ist nur eine Option. Es gibt auch keinen Antrag an den Bischof auf Profanierung.“ Allen Beteiligten sei allerdings klar, „dass die Pfarrei nicht beide Renovierungen im erforderlichen Ausmaß stemmen kann“.

Nach bisherigem Stand wird der Kirchensteuerrat nur eine Renovierung fördern. Eine Entscheidung über den Antrag des Kirchenausschusses zur Renovierung von St. Vitus hat er vertagt. Moderator Eilers sagte: „Über den Antrag der Pfarrei St. Marien hat der Kirchensteuerrat nicht entschieden, da ein ordnungsgemäßer Beschluss zur Aufgabe und ein Antrag zur Profanierung der Dreifaltigkeitskirche noch nicht vorliegt.“

Altenoyther starten Online-Petition

Unabhängig von diesem Verfahren und von Verhandlungen über Investitionszuschüsse aus Kirchensteuermitteln und Kirchenfonds bereitet der Pfarrei die allgemeine Kirchenentwicklung Sorge: Wie überall nehme auch in Altenoythe die Zahl der Katholiken und die der Gottesdienstbesucher ab. So gab es in Sonntagsgottesdiensten des Ortsteils zuletzt rund 80 Kirchenbesucher.

Eine zwischenzeitlich gegründete Interessengemeinschaft kämpft für den Erhalt der Dreifaltigkeitskirche und hat eine Online-Petition gestartet. Darin heißt es: „Der Verkauf der Kirche, unseres Pfarrheims Karl-Borromäus-Haus sowie unseres Dorfplatzes und somit des Mittelpunkts unseres Orts muss verhindert werden. Sofern der Verkauf vollzogen wird, wird die Folge vermutlich Abriss der Kirche (mit dem Pfarrheim) und Bebauung durch einen Großinvestor sein. Wir bitten um Stimmen, um die Gremien und den Bischof in Münster von der Richtigkeit des Erhalts der Kirche, unseres Pfarrheims und unseres durch EU-Mittel geförderten Dorfplatzes zu überzeugen.“

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