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Die Pfarrei St. Marien in Lünen im Kreis Unna wird zwei ihrer vier Gotteshäuser aufgeben. Für die Gebäude wünscht sich die Pfarrei eine soziale Nachnutzung.
Jetzt ist amtlich, was seit einiger Zeit im Gespräch war: Die Pfarrei St. Marien in Lünen im Kreis Unna gibt in absehbarer Zeit die Kirchen St. Norbert und St. Ludger auf. Das sieht das Immobilienkonzept vor, das Vertreter der Pfarrei zusammen mit Generalvikar Klaus Winterkamp bei einer Gemeindeversammlung vorgestellt haben.
Die Pfarrei strebt eine soziale Nachnutzung der Kirchengebäude an und sucht Ideen und Investoren. In die Gespräche eingebunden sein werden die Stadtverwaltung und die Fachabteilungen im Generalvikariat in Münster.
Rückgang des Kirchenbesuchs
Die Schließung der Kirchen wird mit zurückgehenden Katholiken-Zahlen und der allgemeinen kirchlichen Entwicklung begründet. Die Pfarrei zählt aktuell 9.600 Gemeindemitglieder. Laut Prognose sollen es 2035 noch 7.300 sein. Der sonntägliche Gottesdienstbesuch ist ebenfalls zurückgegangen: 2009 besuchten 1.600 Katholiken die Messen, heute zählt die Pfarrei an allen vier Kirchstandorten insgesamt 350 Besucherinnen und Besucher.
Sicher ist: Die Pfarrkirche St. Marien, die zu den ältesten Wallfahrtskirchen im Bistum Münster zählt, bleibt erhalten. Auch für den baulichen Unterhalt wird gesorgt. Möglicherweise stehen in einigen Jahren Renovierungen an.
Ende für Vorzeigeprojekt
Für Verwunderung sorgt die Aufgabe der 1956 entstandenen Kirche St. Ludger im Stadtteil Alstedde. Vor gut vier Jahren investierten Bistum und Pfarrei noch rund 750.000 Euro für den Bau eines größeren Gemeindesaals in das Kirchengebäude.
„Kirche-und-Leben.de“ schrieb anlässlich der Eröffnung des als Vorzeigeobjekt beschriebenen Umbaus: „Wie gibt man einer Kirchengemeinde ihr Pfarrheim zurück, wenn sie nur noch die Kirche hat? Nach dem Verkauf des maroden ehemaligen Pfarrzentrums kann die Gemeinde St. Ludger Lünen-Alstedde, Kirchort der Pfarrei St. Marien Lünen, nun ihr neues Gemeindezentrum eröffnen – in der Kirche.“
Kirchenbau in der Konzilszeit
Auch das Aus für St. Norbert, 1967 geweiht in der Aufbruchzeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, bedauern Gemeindemitglieder. Es handelt sich um einen Viereckbau mit sechseckigem Zeltdach, der in der Zeit seiner Entstehung als besonders modern galt. Heute ist das Gebäude stark renovierungsbedürftig.
Vor einigen Jahren hatte eine Gruppe von Laien die Lünener Tradition von Gottesdiensten am Sonntagabend in St. Norbert fortgesetzt und alternative Liturgieformen entwickelt. Der besondere Kirchbau und die Angebote sollten auch jene ansprechen, die der Kirche distanziert gegenüberstehen.
Gottesdienstraum im Gemeindetreff
„Schade, dass die Kirche St. Norbert geschlossen wird. Aber die Entscheidung war zu erwarten“, sagt Tobias Kirschbaum zu „Kirche-und-Leben.de“. Er hatte das alternative Gottesdienstformat mitentwickelt.
Doch rund um St. Norbert wird nicht nur abgebaut, sondern auch investiert: Der 2007 errichtete Gemeindetreff St. Norbert, ein eingeschossiger langgestreckter Bau, soll aufpoliert werden. In dem Haus soll ein Gottesdienstraum oder eine Kapelle eingerichtet werden. „Unsere Gottesdienste werden wir dort weiter anbieten“, so Kirschbaum.
Verwaltung wird zentralisiert
Längerfristig für Gottesdienste genutzt werden soll die 1958 entstandene Kirche St. Gottfried im Stadtteil Wethmar. Das Immobilienkonzept sieht allerdings vor, dass nur noch kleinere Investitionen zum Erhalt des Gebäudes getätigt werden. Erhalten bleibt der Kirchraum so auf mehrere Jahre.
Für die kirchliche Verwaltung und das zentrale Pfarrbüro wird das bestehende Bürogebäude mit dem Pfarrhaus an der Marienstraße renoviert und erweitert. Die Bauarbeiten dafür könnten bald beginnen.