Gymnasium in Münsters Osten feiert 125-jähriges Bestehen

St. Mauritz: Bischöfliche Schule, die keine „katholische Bubble“ ist

  • Das Gymnasium St. Mauritz schaut in diesem Jahr auf sein 125-jähriges Bestehen und feiert es ein ganzes Schuljahr.
  • Das Profil und die Gemeinschaft der bischöflichen Schule im Osten von Münster haben sich über die Jahrzehnte gewandelt.
  • Schüler, Lehrer und Schulseelsorger erleben keine „katholische Exklave“, sondern ein Zusammensein, das sich allen Fragen der Gesellschaft vor einem christlichen Hintergrund stellt.

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„Die Gemeinschaft unter den Schülern und auch mit den Lehrern“, sagt Marie-Theres Hellenthal aus der Oberstufe. „Der Spirit im Kollegium, das ein gemeinsames christliches Menschenbild besitzt“, sagt Lehrerin Sabine Kahler. „Die Wirklichkeiten der Menschen hier, die in Beziehung zum Evangelium gesetzt werden, um zur Bereicherung für die Gemeinschaft und für das persönliche Leben werden zu können“, sagt Schulseelsorger Hendrik Drüing. Alle drei antworten auf die Frage, was das Gymnasium St. Mauritz zu einer besonderen Schule macht. Heute, 125 Jahre nach der Gründung der bischöflichen Schule.

Es ist eine wechselvolle Geschichte, dem das Gymnasium im Osten von Münster sein heutiges Profil verdankt. 1897 gegründet, waren es die Schwestern von der Göttlichen Vorsehung, die zunächst eine Ausbildungsstätte für angehende Lehrerinnen und 1909 eine Höhere Töchterschule eröffneten. Schulreformen, die Wirren des Nationalsozialismus und des Krieges, aber auch die ständigen Umbauten haben die Schule heute zu dem gemacht, was die Schulgemeinschaft schätzt – da sind sich Schüler wie Lehrerin und Seelsorger einig: „Zu einer funktionierenden Gemeinschaft, in der alle Sichtweisen der Menschen ihren Platz haben und vor einem christlichen Hintergrund gelebt werden können.“

750 Schüler, 750 Weltsichten

Nein, es ist keine „katholische Bubble“, in die sich die Schüler begeben, wenn sie morgens die Allee durch den Boniburger Wald Richtung Schule fahren, sagt Drüing. „Auch wenn unsere abgeschiedene Lage im Grünen etwas von einer Exklave hat – ihre 750 Weltsichten bringen sie mit hierher und damit alle Fragen der Gesellschaft.“ Das alles wird bewusst nicht ausgesperrt, sondern soll Raum haben. „Wenn wir uns hier nur um feste katholische Ansichten drehen würden, würde uns das schnell auf die Füße fallen – dafür würden die Schüler schon sorgen.“

Die Schülerschaft ist heterogener geworden als vor etwa 50 Jahren, als die Trägerschaft von den Schwestern an das Bistum Münster überging. Mittlerweile sind viele Konfessionen und Religionen vertreten, jede Form, Glauben zu leben und Leben zu gestalten, ist willkommen. „Hier gibt es die, die sonntags Messe dienen, und die, die sonntagmorgens auf dem Fußballplatz stehen“, sagt Drüing. „Es geht nicht darum, eine katholische Elite zu bilden, sondern die christliche Idee in das Leben junger Menschen zu bringen.“

Impulse für das Leben

Das gelingt, sagt Sabine Kahler, die Religion, Geschichte und Politik unterrichtet. Sie beginnt die erste Schulstunde am Tag wie alle anderen Lehrer immer mit einem Impuls. „Das sind fünf Minuten, die wir nicht von der Unterrichtszeit opfern – diese fünf Minuten machen uns aus.“ Der Bildungsauftrag werde damit durch ein markantes Merkmal ergänzt: „Auf dem Weg der Schüler, ihr Leben zu entdecken, geben wir ihnen auch religiöse Möglichkeiten an die Hand.“

Das geschieht nicht nur bei diesen Impulsen. Gottesdienste, gemeinsame Pilgerstrecken und spirituelle Angebote gehören fest zum Schulalltag. Als aufgezwungen wird das nicht empfunden, auch weil die Schüler in die Gestaltungen immer eingebunden werden, sagt die 17-jährige Merle Müller: „Was wir dort zusammen erleben, können wir im späteren Leben genauso gut gebrauchen wie das Fachwissen aus dem Unterricht.“ Und auch Leopold Hirsch aus der siebten Klasse ist sich sicher, dass die Atmosphäre im Gymnasium St. Mauritz „uns dabei hilft, Dinge anders zu behandeln als an anderen Schulen“.

Weniger politisch, mehr menschlich

Die in das historische Schulgebäude integrierte Kapelle mit ihren Heiligenfiguren an der Fassade befindet sich derzeit in Renovierung. Das Bild des Umbaus und Neuorientierung passt in die aktuelle Gesamtsituation der Kirche. Erreichen Bedeutungsrückgang, gesellschaftliche Kritik und institutionelle Fehler auch das Gymnasium St. Mauritz? „Natürlich“, sagt Drüing. „Missbrauch, Fragen der Sexualität, Machtdiskussionen – das können und wollen wir hier nicht außen vorlassen.“ Entscheidend ist für ihn dabei die Form der Auseinandersetzung damit, die weniger politisch als menschlich geschehe. „Wir wollen hier in unserer Gemeinschaft vermitteln, was Kirche wirklich ausmacht – nicht moralisierend und ausschließend, sondern lebensnah und einladend.“

Das Gymnasium St. Mauritz feiert sein 125-jähriges Bestehen mit einem Jubiläumsprogramm, das über das gesamte Schuljahr verteilt ist. Am Freitag, 26. August, gibt ein buntes „Sport- und Budenfest“ den Startschuss. Der Auftritt der Bigband um 19 Uhr, die Illumination der Gebäudefassade sowie das Orgelkonzert am Samstag, 27. August, um 20 Uhr in der Kapelle des Gymnasiums gehören zu den Höhepunkten des ersten Festwochenendes. Es folgen Ausstellungen, Projektwochen, Konzerte und Diskussionsabende. Am Dienstag, 20. Juni 2023, wird das Jubiläumsjahr mit einem Festgottesdienst mit Bischof Felix Genn abgeschlossen. Weitere Informationen: www.gymnasium-st-mauritz.de.

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