Erster Nachfolger von Gründer Frère Roger stammt aus Deutschland

Taizé-Prior Frère Alois tritt zurück - Nachfolger steht schon fest

  • Frère Alois tritt als Prior der Taizé-Bruderschaft zurück.
  • Frère Alois Löser trat 2005 die Nachfolge von Gründer Frere Roger an.
  • Nachfolger wird Frère Matthew, der am 3. Dezember eingeführt wird.

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Der aus Deutschland stammende Frère Alois gibt sein Amt als Leiter der christlichen Taizé-Gemeinschaft ab. Wie die international bekannte ökumenische Bruderschaft mit Sitz in Burgund am Sonntagabend mitteilte, übergibt der 69-Jährige zum Jahresende das Amt des Priors an seinen anglikanischen Mitbruder Frère Matthew (58).

Der Engländer soll die Aufgabe zum Ersten Advent (3. Dezember) übernehmen, dem Beginn des Kirchenjahres. Zwar unterliege der Prior von Taizé keiner Amtszeitbegrenzung, erläuterte Frère Alois. Doch nach 18 Jahren an der Spitze der Gemeinschaft sei es an der Zeit, einen jüngeren Bruder zu ernennen: „Ich halte es für angebracht, meine Aufgabe abzugeben, solange ich nicht durch äußere Umstände dazu gezwungen bin und ich diesen Übergang in Ruhe vorbereiten kann.“

Frere Alois war seit 2005 Prior von Taizé

Der am 11. Juni 1954 in Ehingen am Ries geborene Alois Löser wuchs in Stuttgart auf. Seit seinem 19. Lebensjahr lebt der Katholik in Taizé. Damals, in den frühen 1970er Jahren, fanden dort die ersten großen europäischen Jugendtreffen statt. 2005 rückte Frère Alois an die Stelle des durch ein Messerattentat getöteten protestantischen Gründers und Priors, Frère Roger Schutz (1915-2005); dieser hatte seine Nachfolge lange zuvor festgelegt.

Über viele Jahre war Frère Alois Koordinator und Quartiermeister für die europäischen Taizé-Treffen. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit waren nach der politischen Wende von 1989 zahlreiche Reisen nach Mittel- und Osteuropa, wo die Gemeinschaft in den 1990er Jahren mehrere Anlaufstationen für Menschen in Not einrichtete.

Auf Frère Alois folgt Frère Matthew

Frere Matthew und Frere AloisFrére Matthew (links) mit dem bisherigen Prior von Taizé, Frère Alois. | Foto: Communauté deTaizé

Frère Alois studierte in Lyon Theologie, ist aber kein Priester. In Taizé organisierte er unter anderem die großen Jugendtreffen. Daneben komponierte er einige der geistlichen Gesänge. Ein Erfolgsgeheimnis der Gemeinschaft von Taizé sieht Frère Alois in ihrer Einfachheit und im gemeinsamen Gebet. Kennzeichnend ist nach seinen Worten die gemeinsame Ausrichtung auf Gott.

Nachfolger Frère Matthew (Andrew Thorpe) wurde am 10. Mai 1965 im englischen Pudsey geboren. Das Mitglied der anglikanischen Kirche trat 1986 in die Communaute von Taizé ein. „Ich habe volles Vertrauen, dass er die Kontinuität sicherstellen, die geeigneten Initiativen ergreifen und damit unserer Communaute helfen wird“, so Frère Alois.

Etwa 100 Männer gehören Taizé-Bruderschaft an

Der in den 1940er Jahren gegründeten Taizé-Bruderschaft gehören aktuell etwa 100 Männer an, die aus unterschiedlichen christlichen Kirchen stammen. Sie verpflichten sich zu Ehelosigkeit, einfachem Lebensstil und regelmäßigem Gebet.

Taizé wurde in den vergangenen Jahrzehnten zu einem beliebten Treffpunkt für christliche Jugendliche aus Frankreich, Deutschland und ganz Europa. Jährlich kommen Tausende Kinder, Jugendliche und Familien für teils mehrwöchige Aufenthalte, die von Gebet, Gottesdienst und religiösem Austausch geprägt sind. Bekannt ist die Gemeinschaft auch für ihre eingängigen religiösen Lieder.

Auch in Taizé Missbrauch ein Thema

2019 geriet Taizé in eine Krise, als bekannt wurde, dass Mitglieder der Bruderschaft sexuelle Übergriffe begangen hatten. Zuletzt versicherte die Gemeinschaft im Dezember, weiter entschieden gegen alle Formen geistlichen und sexuellen Missbrauchs vorgehen zu wollen.

In einer Erklärung drückte Prior Frère Alois sein Bedauern darüber aus, dass „der Mangel an Transparenz und Entschiedenheit im Umgang mit diesen Fällen“ den Schmerz Betroffener noch verstärkt habe. „Das Geschehene ist für uns unannehmbar und skandalös und bewahrt uns vor jeglicher Idealisierung unserer Gemeinschaft“, betonte er.

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