Katholisches Hilfswerk reagiert auf neue Beschränkungen in Afghanistan

Taliban verbieten Mitarbeit von Frauen – Caritas muss Hilfe aussetzen

  • Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) verurteilt die Forderung der Taliban in Afghanistan, Frauen von der Arbeit bei Hilfsorganisationen auszuschließen.
  • Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) sprach von einem „unverantwortlichen Schlag gegen die Hilfe für das afghanische Volk“.
  • Mehrere Organisationen, darunter die Caritas, erklärten, ihre Hilfe in Afghanistan zunächst einstellen zu müssen.

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Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) verurteilt die Forderung der Taliban in Afghanistan, Frauen von der Arbeit bei Hilfsorganisationen auszuschließen. Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) sprach von einem „unverantwortlichen Schlag gegen die Hilfe für das afghanische Volk“. Nun müsse über die weitere Unterstützung beratschlagt werden.

Die Taliban-Regierung hatte in einem Schreiben an nationale und internationale Nichtregierungsorganisationen verlangt, keine Frauen mehr zu beschäftigen. Darauf erklärten mehrere Organisationen, darunter die Caritas, ihre Hilfe in Afghanistan zunächst einzustellen.

„Tausende Bedürftige von Hilfe abgeschnitten“

Der Leiter des deutschen Hilfswerks „Caritas international“ in Kabul, Stefan Recker, bestätigte das. Nun seien tausende Hilfsbedürftige erst einmal von Basisleistungen abgeschottet, sagte er dem WDR. Man müsse aber jetzt „dringend“ eine Botschaft senden.

Baerbock twitterte: „Wir werden nicht akzeptieren, dass die Taliban die humanitäre Hilfe zum Spielball ihrer Frauenverachtung machen.“ Sie brächen humanitäre Prinzipien und gefährdeten die lebenswichtige Versorgung von Menschen: „Wer Frauen und Mädchen von Arbeit, Bildung und öffentlichem Leben ausschließt, ruiniert nicht nur sein Land. Geschlechtsbezogene Verfolgung kann auch ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit sein.“

Wird weitere Hilfe ausgesetzt?

Schulze betonte: „Ohne weibliche Beschäftigte können Organisationen ihre Arbeit in vielen Bereichen für die Hälfte der Bevölkerung nicht fortführen.“ Die Ministerin sprach sich dafür aus, die aktuelle Unterstützung, „die wir mit anderen leisten“, zunächst zu suspendieren.

Das Ministerium werde mit der Weltbank zu einem Treffen des „Afghanistan Reconstruction Trust Fund“ einladen. Dort solle beraten werden, ob und wie die Unterstützung für die Menschen in Afghanistan fortgeführt werden kann.

Mehrere Hilfsorganisationen reagieren

Die Hilfsorganisationen Care, „Save The Children“ und die Norwegische Flüchtlingshilfe teilten in einer gemeinsamen Erklärung mit, sie könnten Notleidende in Afghanistan nicht ohne die Hilfe von Mitarbeiterinnen erreichen. Die Anweisung der Taliban mache nicht nur lebensrettende Hilfen für Tausende unmöglich, sondern gefährde auch tausende Arbeitsplätze in einer Gesellschaft in einer großen wirtschaftlichen Krise. Die Organisationen kündigten an, ihre Programme zu stoppen, bis Klarheit über die Forderungen bestehe.

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