Wie vor der Pandemie: Traditionelle Wallfahrt bringt viel Farbe an den Niederrhein

Tausende Tamilen pilgern nach Kevelaer

  • Etwa 10.000 Pilger sind zur traditionellen Tamilen-Wallfahrt nach Kevelaer gekommen.
  • Erstmals nach Pandemiebeginn konnte wieder das volle Programm ablaufen.
  • Teilnehmer kommen aus ganz Europa.

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Der Kapellenplatz in Kevelaer füllt sich gegen 10 Uhr zusehends, während vom Parkplatz hinter der Marienbasilika der Duft orientalischer Gewürze herüber weht, sich mit dem Weihrauch einer niederländischen Pilgergruppe vermischt. Schon jetzt ist es schwer, noch einen freien Platz für seine Opferkerze vor der Kerzenkapelle zu finden, trotz zusätzlich aufgebauter Ständer. Unermüdlich sorgen Helfer dafür, abgebrannte Kerzen abzuräumen, schon bald sind die leeren Metalldornen wieder mit neuen Kerzen bestückt. Bunte Kleider, bestickt mit glitzernden Pailletten, glänzen in der Sonne.

Mitten auf dem Kapellenplatz steht Gregor Kauling, Pfarrer von Sankt Marien und Rektor der Wallfahrt. „Es ist fast wieder wie in den Jahren vor der Pandemie“ sagt er und lächelt zufrieden. Endlich können die Tamilen aus ganz Europa wieder nach Kevelaer kommen, auch die bunten Marktstände sind aufgebaut worden. Etwa 10.000 Teilnehmer werden erwartet.

„Ein Farbtupfer unter den Pilgergruppen“

„Bei dieser Wallfahrt kann man einfach mal für einige Stunden in eine andere Kultur eintauchen, sie ist ein bunter Farbtupfer unter den Pilgergruppen“, erklärt der Pastor, wenngleich: „Gerade diese Wallfahrt macht deutlich, dass unser Glaube weltumspannend ist und unterschiedliche Ausdrucksformen haben kann“, wie Kauling sagt. Es seien längst nicht nur christliche Tamilen zu Gast, sondern auch muslimische und hinduistische. „Bei einem Aufenthalt in Indien habe ich gemerkt, dass es dort eine Affinität zur Transzendenz gibt, die die Menschen verschiedener Religionen miteinander verbindet“, erklärt er.

Ganz irdisch hingegen sind die Herausforderungen, vor denen die ehrenamtlichen Helfer sowie Rettungskräfte, Stadt und Polizei stehen. Da die Zugverbindung nach Krefeld unterbrochen ist, verlagert sich die Anreise stärker auf die Straße. Und die Baustelle auf dem Kapellenplatz ist zwar sichtbar zurückgebaut, aber eben doch noch da. „Ich möchte mich ganz ausdrücklich bei allen Helferinnen und Helfern, ob ehren- oder hauptamtlich, für ihren Einsatz bedanken“, betont Kauling, „ohne diesen Einsatz und die Zusammenarbeit wäre eine solche Wallfahrt nicht möglich.“

Bischof Felix Genn entzündet Kerze

Tausende Pilger werden bis zum Abend eine Opferkerze entzündet und das Gnadenbild besucht haben, es ist die 35. Wallfahrt der Tamilen. Zu den Pilgern gehörte auch Bischof Felix Genn, der beim Einzug ins Forum Pax Christi mit einem traditionellen Tanz und einer Blumenkette begrüßt wurde. „Es war mein ausdrücklicher Wunsch“, sagte er den Gläubigen, „diese Wallfahrt zu erleben und mitzufeiern.“ Ausdrücklich betonte er auch alle, die nicht den christlichen Glauben teilen und dennoch nach Kevelaer kommen. „Alle, die an dieser Wallfahrt teilnehmen sollen das Bewusstsein haben, dass sie hier in Kevelaer und bei uns im Bistum Münster ein Zuhause auch in der Ferne haben“, sagt er den Menschen, die teils seit vielen Jahren weit weg von ihrer angestammten Heimat leben.

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