200 Werner zeigen Leben des Reformators

„Theater für alle“ über Martin Luther in Werne

Premiere in Werne: 200 Menschen bringen ein Stück über den Reformator Martin Luther zur Aufführung. Das „Theater für alle“ findet am 30. September statt.

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Wenn die Leidenschaft für professionelles Schauspiel auf historische Jubiläen trifft, dann treibt es Gottfried Forstmann an seinen Schreibtisch. Dort entwickelt er für die geschichtsträchtigen Ereignisse beeindruckende Spielszenen, und aus seiner Feder fließen spritzige Dialoge. Was liegt nun näher, als im Lutherjahr das Leben und Wirken des Reformators als drittes Werner Stadtspiel Open Air zu Füßen der katholischen St.-Christophorus-Kirche Revue passieren zu lassen? Am 30. September lädt das „Theater für alle“ zur Premiere ein.

Im Mittelpunkt des Stücks steht der Mönch Martin Luther, geplagt von Selbstzweifel und abgründiger Angst vor Sündhaftigkeit und Verdammnis, der dem Kloster schließlich den Rücken kehrt und für die damalige Zeit mutig die hierarchischen Strukturen und insbesondere den Ablasshandel der Kirche anprangert.

 

Proben auf dem Kirchplatz

 

Wie setzen die Darsteller in Werne die Geschichte um? Es ist Dienstagabend. Das Wetter präsentiert sich wechselhaft. Doch das macht den Schauspielern, die sich auf dem Kirchplatz zur Probe zusammengefunden haben, nichts aus. Vor dem Kreuz im Schatten der St.- Christophorus-Kirche kniet gerade der junge Mönch Martin Luther alias Marvin Müller.

Mit ausdrucksstarker Stimme, Gestik und Mimik setzt er Luthers immerwährende Angst vor dem Teufel schauspielerisch um: „Raus mit dir aus meinem Körper!“ Laut und verzweifelt kommen die Worte über seine Lippen. Sein Mentor, der Mönch Staupitz, gespielt von Jürgen Menke, kommt hinzu, legt ihm die Hand auf die Schulter und versucht ihn mit Worten zu beruhigen.

 

Authentische Interpretation

 

Ganz genau verfolgen Gottfried Forstmann und Marita Gräve die Szene. Sie haben die Regie für das Stadtspiel übernommen und legen Wert darauf, dass jeder Schauspieler seine Rolle authentisch interpretiert. Ab und zu bleiben während der Proben Passanten stehen, um das außergewöhnliche Spektakel auf dem Kirchplatz zu beobachten.

„Hände weg!“ Es ist Katharina von Bora (Dagmar Borowski-Wensing) die sich wenig später während einer weiteren Szenenprobe empört und mit heftiger Geste einen ihrer diversen Verehrer von sich weist und dann selbstbewusst in Richtung der späteren Zuschauertribüne spricht: „Den, den ich will, der darf mich nicht heiraten, weil ich eine entlaufene Nonne bin. Die, die mich wollen, die will ich nicht.“

 

Werben um den Auserwählten

 

Sie verrät, dass Martin Luther ihr Auserwählter ist und sie sich sicher sei, dass sie ihn doch noch bekommen werde. „Er weiß es nur noch nicht.“ Den Martin Luther an ihrer Seite spielt Gottfried Forstmann selbst. Dass die Rolle von ihm ein persönliches Opfer verlangt, nimmt der Regisseur und bühnenerfahrene Schauspieler gelassen, denn schon einmal musste sein Bart vor 26 Jahren für eine seiner Paraderollen als Don Camillo an der Freilichtbühne Werne weichen.

Ihren Text und die Regieanweisungen für das Stadtspiel „Eine feste Burg ist unser Gott“ mit seinen 49 Spielszenen finden die 150 Schauspieler und Statisten in einem 56-seitigen Skript. „Hinzu kommen rund 50 Akteure hinter den Kulissen“, erläutert Gottfried Forstmann. Sie organisieren die Logistik rund um das Stadtspiel. So sorgt das Technik-Team der Freilichtbühne beispielsweise dafür, dass die Schauspieler auch noch auf der Tribüne bestens zu hören sind.

 

250 Trachten und Gewänder

 

Um die Kostüme kümmerten sich im Vorfeld vier Hobbyschneiderinnen und eine gelernte Schneiderin. 250 Ensembles, vom schwarzen Luthergewand und Ornate über Nonnentrachten bis hin zu den Kleidern der Marktfrauen und Bauern wurden von ihnen neu genäht oder aus vorhandenen aufbereitet.

Im Anschluss an das Stadtspiel bieten die Organisatoren in Kooperation der Interessengemeinschaft Werner Karneval (IWK), der Katholischen Frauengemeinschaft (KFD) und „Hahnebalken“-Wirt Darko Vukovic die Möglichkeit zum gemütlichen Beisammensein, Gespräch und Austausch.

 

Zwei Aufführungen Open Air

 

Die Idee, ein Stadtspiel zum Lutherjahr zu inszenieren, hatte Dagmar Borowski Wensing an Gottfried Forstmann herangetragen. Die Chorleiterin, ökumenisch vielseitig in der Lippestadt engagiert, sprach den Ehrenvorsitzenden der Freilichtbühne Werne vor zwei Jahren an. Schließlich hatte dieser bereits federführend in Kooperation mit der Stadt, der Pfarrei St. Christophorus, Vereinen, Chören, Musikgruppen und Freiwilligen die beiden Stadtspiele zum Stadt- und Klosterjubiläum auf die Bühne gebracht – ebenfalls Open Air.

Dieses Mal legte Gottfried Forstmann besonderen Wert darauf, dass das Stadtspiel zum Lutherjahr ganz im Zeichen der Ökumene steht. Es verspricht eine spannende Zeitreise in die ersten drei Jahrzehnte des 16. Jahrhunderts und einen besonderen Blick auf die Hintergründe der Geburtsstunde der Reformation.

 

Karten im Vorverkauf

 

Karten für das Martin-Luther Stadtspiel „Eine feste Burg ist unser Gott“ am 30. September und am 1. Oktober jeweils um 16 Uhr auf dem Kirchplatz sind für acht Euro beim Verkehrsverein am Roggenmarkt 13 erhältlich. Die Geschäftsstelle ist montags und donnerstags von 15 bis 17 Uhr und dienstags und freitags von 10 bis 12 Uhr geöffnet.

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