Kritik an der Diskussion in Deutschland

Theologe Drewermann: Friedensaktivisten sind keine Putin-Versteher

Anzeige

Eugen Drewermann beklagt, Friedensaktivisten in Deutschland würden verunglimpft. Sie seien keine „Putin-Versteher“, betont der Theologe.

Pazifistische Forderungen sind in Deutschland nach Ansicht des Theologen Eugen Drewermann kaum mehr möglich. „Wer dafür plädiert, in der Ukraine miteinander zu reden, wird in allen Medien als Putin-Versteher und Rechtfertiger des Aggressionskriegs verschrien“, sagte er in Osnabrück. Selbst von Vertretern der Bundesregierung würden Friedensdemonstranten verunglimpft, so der 83-Jährige, der sich selbst als Pazifist bezeichnete.

Drewermann sprach über den Westfälischen Frieden als „Vorbild für heute“. Eine Lektion der Verhandlungen von 1648 laute: „Frieden kann man nur bekommen, wenn man miteinander redet. Krieg ist das Resultat des Nicht-Zuhörens.“

„Unaufrichtiger Westen“

Erst wenn Konfliktparteien einander zuhörten, könnten sie die Beweggründe der Aggression verstehen. Gewalt – persönlich und zwischenstaatlich – sei „Symptom eines ungelösten inneren Konflikts, über den man nicht sprechen kann“, so Drewermann, der auch Psychoanalytiker ist.

Dies sei in den vergangenen 30 Jahren ein wesentlicher Fehler des Westens unter Führung der USA gewesen. Hinzu komme dessen eigene Unaufrichtigkeit etwa in den Irak-Kriegen. Der Westen habe sich so gezeigt, wie er es anderen vorwerfe.

„Papst findet kaum Gehör“

„Ist man als Christ verdächtig, ein Putin-Versteher zu sein, wenn man an Frieden appelliert?“, fragte Drewermann. Auch Kirchenvertreter würden vor allem auf das Selbstverteidigungsrecht der Ukraine verweisen, womit weitere Aufrüstung und weitere Opfer gerechtfertigt würden. Etwas anders äußere sich allenfalls Papst Franziskus, aber der finde kaum Gehör.

Anzeige