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Der Verkauf von Kirchen an RWE wegen des Braunkohletagebaus stößt auf Kritik. Das Bistum Aachen habe eine Chance verpasst, zumal der Kohleausstieg absehbar sei, so das Institut für Theologie und Politik in Münster.
Der Verkauf von katholischen Kirchen im rheinischen Erkelenz an den Energiekonzern RWE zu Gunsten des Braunkohletagebaus stößt auf Kritik. „Das Bistum Aachen hat mit dem Verkauf eine historische Chance verpasst, ein deutliches Zeichen für den Klimaschutz und gegen Umweltzerstörung zu leisten“, sagte Benedikt Kern vom Institut für Theologie und Politik in Münster. Es erscheine völlig anachronistisch, trotz des absehbaren Kohleausstiegs weitere Kirchen und Dörfer dem Erdboden gleichzumachen.
„Durch eine Ablehnung der Veräußerung der Immobilien an RWE wären enorme Verzögerungen in der Umsiedelung und damit sogar der Bestandsschutz der betroffenen Dörfer möglich gewesen“, sagte der Theologe. Das Bistum Aachen äußerte sich auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur nicht zur Kritik.
Kirche soll in neuen Ort umziehen
Die Pfarrei Christkönig und der Energiekonzern RWE hatten bekanntgegeben, dass mehrere kirchliche Gebäude und Grundstücke in Erkelenz am Rand des rheinischen Tagebaus Garzweiler II nun verkauft sind. Das Bistum Aachen genehmigte eine entsprechende Vereinbarung, nach der die Kirchengemeinde Erkelenz eine Entschädigung von RWE erhält.
In Erkelenz musste 2018 bereits der „Immerather Dom“ dem Tagebau weichen. Hintergrund ist die seit 2016 laufende Umsiedlung mehrerer Ortschaften. Im neu entstehenden Ort Erkelenz-Nord soll auch eine Kirche errichtet werden. Bis zum Umzug kann die Gemeinde die nun verkauften Gebäude weiter nutzen. Der Erkelenzer Pfarrer Werner Rombach begrüßte den Vertrag als „Dokument des Aufbruchs“. Das Gemeindeleben könne vor Ort zukunftsorientiert weitergehen. „Kirche geht dorthin, wo die Menschen sind“, so Rombach.
Kritik auch von örtlichen Initiativen
Kritik am Schritt der Kirche kam auch vom örtlichen Bündnis „Alle Dörfer bleiben“. Es brauche sowohl im neuen Ort als auch in den alten Ortschaften eine Kirche, sagte Sprecher David Dresen. „Genau dafür sollte sich auch die Pfarrei Erkelenz einsetzen, anstatt sich zum Handlanger von RWE zu machen.“ Das Bündnis habe im vergangenen Jahr eine Unterschriftenaktion durchgeführt, die auch vom Katholikenrat der Region Düren und dem Diözesanrat im Bistum Aachen unterstützt werde.
Das Institut für Theologie und Politik aus Münster plant vom 18. bis 20. Oktober in Düren eine „Klimasynode von unten im Rheinischen Braunkohlerevier“. Beteiligt sind den Angaben zufolge auch der Aachener Diözesanrat, der Katholikenrat Düren und die Initiatoren der Unterschriftenaktion.