Professor der Universität Münster legt Buch „Reformen“ vor

Theologe Seewald aus Münster: Dieselbe Kirche anders denken!

Der Dogmatikprofessor Michael Seewald fordert eine veränderte Debattenkultur in der Kirche und wünscht sich Argumente statt Autorität.

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Die Kirche erscheint Deutschlands jüngstem Theologieprofessor (31) derzeit oft wie gelähmt. Viel zu häufig, so Michael Seewald, reklamiere sie in strittigen Fragen eine Unfehlbarkeit, die nicht mit Argumenten zu begründen sei, und behaupte, etwas sei „schon immer so“ gewesen und nicht verhandelbar.

Dann müsse man „doppelt skeptisch“ sein. „Erstens sind solche Behauptungen oft einfach falsch und zweitens muss man selbst dort, wo sie stimmen, die Frage stellen, warum aus dem Argument ,Es war schon immer so’ folgen sollte, dass etwas auch künftig so bleiben muss.“

 

Gegen Denkverbote

 

Mit 31 Jahren ist Michael Seewald aus Münster Deutschlands jüngster Theologieprofessor. | Foto: Michael BönteMit 31 Jahren ist Michael Seewald aus Münster Deutschlands jüngster Theologieprofessor. | Foto: Michael Bönte

Bei näherem Hinsehen habe sich die Lehre der Kirche im Laufe der Zeit deutlich geändert und sich selbst auch korrigiert, betont der Inhaber des Lehrstuhls für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Uni Münster.

Als Beispiele nennt er Änderungen bei der Priesterweihe durch Papst Pius XII., die stillschweigende Abkehr von der Lehre, alle Menschen stammten biologisch von Adam und Eva ab und die Kehrtwende zur Religions- und Gewissensfreiheit durch das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65): „Heute tun einige Theologen so, als habe die Kirche die Menschenrechte quasi erfunden und sei schon immer für Gewissensfreiheit eingetreten.“

 

Lähmendes Selbstverständnis der Kirche

 

Die Kirche leide oft unter einem verengten und lähmenden Selbstverständnis, so Seewald: „Jede Veränderung, die in den vergangenen Jahren diskutiert wurde, seien es nun Fragen des Kommunionempfangs, sei es die Ächtung der Todesstrafe durch Papst Franziskus oder seien es die Debatten um Geschlechterrollen in der Kirche – immer ist es interessierten Gruppen gelungen, kleine Veränderungen als großen Bruch aufzubauschen“, sagt Seewald.

Michael Seewald: „Reform – Dieselbe Kirche anders denken“, 176 Seiten, 20 Euro, Herder-Verlag, ISBN: 978-3-451-38349-6

Viel zu häufig versuche man, „der Theologie Denk- und Sprechverbote zu erteilen. Damit schießt man sich nur ein Eigentor.“

 

Im Buch kein Bezug auf aktuelle Reformdebatten

 

In seinem neuen Buch „Reform. Dieselbe Kirche anders denken“ geht Seewald nicht konkret auf aktuelle Debatten um Frauen und Kirche, Zölibat oder Sexualmoral ein, sondern auf grundlegende Fragen nach Veränderungen der Lehre.

Das Buch können Sie bequem bestellen beim Dialogversand in Münster Tel. 0251/4839-210, service(at)dialogversand.de, Internet: www.dialogversand.de

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