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Im Streit in der katholischen Kirche in Deutschland über die Kommunion für evangelische Ehepartner hat der Theologe Michael Seewald aus Münster die geplante Öffnung im Einzelfall verteidigt. Die geplante pastorale Handreichung sei „kein theologischer Blindflug, sondern ein wohldurchdachtes Dokument“, schreibt der Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster in der Zeitschrift „Christ in der Gegenwart“. Entscheidend sei, dass die Handreichung „keine neue Lehre erfindet, sondern dogmatische Spielräume nutzt, die es in der Kirche schon gibt“.
Der 30-jährige Seewald ist Priester und jüngster deutscher Dogmatik-Professor. Er verweist auf Parallelen zum katholischen Verständnis des Ehesakraments: Auch ein evangelischer und ein katholischer Partner spendeten sich dies gegenseitig. „Warum sollte diese sakramental qualifizierte Teilhabe an der Sendung der Kirche dann plötzlich dort ihre Grenzen finden, wo es um den Empfang der Eucharistie geht?“, fragt der Theologe.
„Manchmal ist keine Antwort eine kluge Antwort“
Anfang April war bekanntgeworden, dass sieben Bischöfe unter Führung des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki den Vatikan um Hilfe gebeten hatten. Sie zweifeln die Rechtmäßigkeit des Zugangs von protestantischen Ehepartnern zur Kommunion an. Im Februar hatte die Deutsche Bischofskonferenz beschlossen, eine Handreichung auf den Weg zu bringen, die den Zugang in Einzelfällen erlaubt.
Man dürfe „auf die Reaktion aus Rom gespannt sein, falls überhaupt reagiert wird“, fügte Seewald hinzu: „Papst Franziskus führt ja vor, dass es manchmal die klügste Antwort ist, einfach nicht zu antworten.“
Wer die Verlierer sind
Werde den sieben Bischöfen recht gegeben, wäre „das weniger ein ökumenischer Super-GAU als vielmehr ein bewusster Entschluss, die bisherige Politik der dogmatisch-praktischen Doppelmoral fortzusetzen“, so Seewald. Was die Handreichung ermöglichen wolle, sei in den allermeisten Gemeinden Deutschlands schon lange Realität.
Auch wenn die römische Antwort zugunsten der Handreichung ausfalle, gebe es bereits jetzt schon klare Verlierer des Disputs – nämlich „die Bischöfe selbst, denen es nicht gelungen ist, sich untereinander, ohne Appell an die Zentralautorität, auf eine Lösung zu verständigen“. Dazu aber brauche es eine „Kultur des wechselseitigen Vertrauens“ und der „intellektuellen Offenheit“, so Seewald.