Vollversammlung der Bischofskonferenz beendet

Bischöfe wollen Kommunion für protestantische Ehepartner

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Die katholischen Bischöfe wollen konfessionsverschiedenen Ehepartnern die gemeinsame Teilnahme an der Eucharistie ermöglichen. Das ist ein Ergebnis der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz.

Die katholischen Bischöfe wollen konfessionsverschiedenen Ehepartnern die gemeinsame Teilnahme an der Eucharistie ermöglichen. Das sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, am Donnerstag zum Abschluss der Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe in Ingolstadt.

Hintergrund ist der hohe Anteil konfessionsverschiedener Ehen in Deutschland. Dies stelle Seelsorger vor eine „dringende pastorale Aufgabe“, erklärte Marx. Grundlage für die Neuerung soll ein Dokument sein, das die Ökumene-Kommission und die Glaubenskommission der Bischofskonferenz erarbeitet haben.

 

Beschluss mit „sehr großer Mehrheit“ – Kein dogmatisches Dokument

 

Das Papier sei in Ingolstadt „nach intensiven Debatten von einer sehr großen Mehrheit der Bischöfe“ angenommen worden. Es versteht sich Marx zufolge als „Hilfestellung, um im seelsorglichen Gespräch die konkrete Situation anzuschauen und zu einer verantwortbaren Entscheidung über die Möglichkeit des Kommunionempfangs des nichtkatholischen Partners zu kommen“.

Es handele sich nicht um ein dogmatisches Dokument, sondern um eine Orientierungshilfe für die Seelsorge, so der Kardinal. Unabdingbar sei, dass Seelsorger vor der Zulassung der nichtkatholischen Ehepartner zur Kommunion mit den Betroffenen über deren Glauben sprächen und sicherstellten, dass beide die katholische Eucharistielehre teilten.

 

Protestant muss katholische Sicht auf Eucharistie teilen

 

Die Orientierungshilfe geht davon aus, „dass in konfessionsverschiedenen Ehen im Einzelfall der geistliche Hunger nach dem gemeinsamen Empfang der Kommunion so drängend sein kann, dass es eine Gefährdung der Ehe und des Glaubens der Ehepartner nach sich ziehen könnte, ihn nicht stillen zu dürfen“.

Mehr Geld für Flüchtlingshilfe
Die 27 deutschen Bistümer und die katholischen Hilfswerke haben 2017 etwa 20 Millionen Euro mehr für Flüchtlingshilfe bereitgestellt als im Vorjahr. Rund 147 Millionen Euro gab es insgesamt: 69,4 Millionen Euro für Initiativen in Deutschland und 77,6 Millionen Euro für Hilfe in den Krisenregionen, teilte die Bischofskonferenz mit. 2016 seien 127,7 Millionen Euro aufgewendet worden. Nicht erfasst sind die Hilfen der Ordensgemeinschaften und Verbände. Die Zahl ehrenamtlich Engagierter in der kirchlichen Flüchtlingshilfe ging demnach von etwa 100.000 auf 63.000 zurück. Der Rückgang hänge mutmaßlich damit zusammen, dass die Aufnahmezahlen deutlich gesunken seien.

Das gelte insbesondere für Ehepaare, die ihre Ehe sehr bewusst aus dem gemeinsamen christlichen Glauben leben möchten und deren Ehe schon jetzt die Konfessionen verbindet. Hier könne ein „schwerwiegendes geistliches Bedürfnis“ entstehen, das es nach dem Kirchenrecht möglich mache, dass der evangelische Ehepartner zum Tisch des Herrn trete – wenn er den katholischen Eucharistieglauben bejahe.

 

Kirchenfinanzen: Keine Beschlüsse – Ruf nach Transparenz

 

Beim Thema Kirchenfinanzen forderte Marx von den Bischöfen mehr Transparenz und Kontrolle. Die Öffentlichkeit und die Gläubigen hätten einen Anspruch darauf, dass die Kirche in dieser Frage vorankomme. Der Kardinal beklagte, dass manche Bistümer noch immer bei der Veröffentlichung ihrer Finanzen hinterherhinkten: „Mir ist schmerzlich bewusst, dass sich die Kirche in diesen Fragen besser aufstellen und Unklarheiten beseitigen muss.“

Maßnahmen beschlossen die Bischöfe in Ingolstadt nicht. Die Ortsbischöfe wurden beauftragt, bei ihrem nächsten Treffen konkrete Schritte und einen Zeitplan zur Umsetzung zu erarbeiten.

 

Neues Ökumene-Gremium geplant

 

Ferner kündigte der Vorsitzende der Bischofskonferenz an, katholische und evangelische Kirche in Deutschland wollten ein neues Gremium für Ökumene-Fragen schaffen. Vertreter der Bischofskonferenz und des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) wollten eine Kommission bilden, die Ideen zur Zukunft der Ökumene und zu konkreten Schritten entwickeln soll.

Die Bischöfe hätten sich eingehend mit der Frage befasst, wie die Impulse des Reformationsgedenkens 2017 weitergeführt werden könnten. Vor allem gehe es um die Selbstverpflichtungen des Versöhnungsgottesdienstes am 11. März 2017 in Hildesheim.

 

„Wir sind Kirche“ kritisiert fehlende Themen

 

Die Reformbewegung „Wir sind Kirche“ bedauerte, dass die Bischöfe offenbar über einige Themen nicht gesprochen hätten. Sie nannte die Ergebnisse des Kongresses „Frauen in kirchlichen Ämtern“ im Dezember 2017 in Osnabrück, die mögliche Segnung homosexueller Paare und die „immer deutlicher zu spürenden negativen Auswirkungen der pastoralen Strukturreformen in den deutschen Bistümern“.

15 Prozent der Katholiken in Deutschland mit ausländischem Pass
Rund 15 Prozent der Katholiken in Deutschland haben eine ausländische Staatsbürgerschaft. Laut Bischofskonferenz kommen 90 Prozent von ihnen aus europäischen Ländern. Von den rund 3,5 Millionen Gläubigen hätten 2,1 Millionen ausschließlich einen ausländischen, 1,4 Millionen zusätzlich einen deutschen Pass.

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