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Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige verteidigt eine Zulassung nichtkatholischer Ehepartner zur Kommunion. Zugleich übt er in einem Beitrag für „Christ & Welt“ Kritik an den sieben Bischöfen, die sich in der Sache an den Vatikan gewandt hatten.
Streitpunkt ist eine noch unveröffentlichte Handreichung der Deutschen Bischofskonferenz, unter welchen Bedingungen nicht-katholische Ehepartner in Einzelfällen zum Kommunion-Empfang zugelassen werden können. Als Vorsitzender der Ökumene-Kommission ist Feige einer der Autoren.
Verweis auf Enzyklika
„Unsere Handreichung bewegt sich im Rahmen der gegenwärtigen theologischen und kirchenrechtlichen Möglichkeiten“, schreibt Feige. Unter anderem habe Papst Johannes Paul II. in der Enzyklika „Ecclesia de eucharistia“ festgehalten, bei einem „schwerwiegenden geistlichen Bedürfnis“ könne Personen, die nicht in voller Gemeinschaft mit der katholischen Kirche stünden, ein Empfang der Kommunion ermöglicht werden.
Schüller: Berechtigte Fragen
Thomas Schüller, Professor für katholisches Kirchenrecht an der Universität Münster, bedauert den Kommunion-Streit. Im Interview mit „Christ & Welt“ sagte er: „Im Land der Reformation sind sich die Bischöfe nicht einig darüber, wie man in einer wichtigen ökumenischen Frage mit den Protestanten umgehen soll. Das ist kein gutes Signal.“ Zugleich räumte Schüller ein, die sieben Beschluss-Kritiker stellten „berechtigte Fragen“. Das Dokument befinde sich in einer rechtlichen Grauzone.
Schüller kritisierte, dass der Kritiker-Brief an die Öffentlichkeit gelangt sei. Offenbar gelte das dienstliche Schweigegebot in der Kurie nichts mehr: „Ich glaube, so wird versucht, Druck auf Papst Franziskus aufzubauen.“ Dieser werde aber Kardinal Reinhard Marx mit dem Papier nicht „im Regen stehen“ lassen, erwartet der Theologe. Zugleich werde der Papst sich bemühen, dass keine Seite das Gesicht verliere.
Klar sei laut Feige, dass „nicht jede konfessionsverschiedene Ehe generell als schwere Notlage angesehen werden kann.“ In dieser Gemengelage könne eine Bischofskonferenz oder sogar ein einzelner Bischof verantwortlich urteilen, was außer Todesgefahr eine „andere schwere Notlage“ sei und welche Wege für möglich gehalten würden, um im Einzelfall eine volle Mitfeier der Eucharistie zu eröffnen.
Kritik an den Kritikern
Mit Blick auf die Kritiker der Handreichung schreibt Feige, es dränge sich der Eindruck auf, für sie sei nicht „die mühevolle Suche nach einer verantwortbaren seelsorglichen Lösung für Einzelne“ entscheidend gewesen, sondern die grundsätzliche Befürchtung, nicht mehr wahrhaft katholisch zu sein.
Manche Bischöfe schienen „die katholischen Prinzipien des Ökumenismus wenig verinnerlicht zu haben“, so Feige: „Vielleicht berührt sie – biografisch oder regional bedingt – die besondere Herausforderung konfessionsverschiedener Ehen auch nicht wirklich existenziell.“
Weitere Teilnehmer des Gesprächs im Vatikan
Nach dem Beschluss der Bischofskonferenz hatten sich sieben Bischöfe um den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki mit der Bitte um Hilfe an den Vatikan gewandt. Dort findet demnächst ein klärendes Gespräch statt. Daran nehmen nach Angaben von Mittwoch neben Woelki der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, Münsters Bischof Felix Genn, die Kommissions-Vorsitzenden Gerhard Feige (Ökumene) und Karl-Heinz Wiesemann (Glaube) teil. Wer von Seiten des Vatikans teilnimmt, ist noch nicht bekannt.
Update 15 Uhr: Reaktion Schüller, weitere Teilnehmer des Vatikan-Gesprächs.