Begründer des Projekts Weltethos wurde 93 Jahre alt

Theologe und Kirchenkritiker Hans Küng ist tot

  • Der Theologe Hans Küng ist am Dienstag im Alter von 93 Jahren in Tübingen gestorben.
  • 1979 entzog ihm der Vatikan die katholische Lehrerlaubnis.
  • Später wurde Küng durch sein Projekt Weltethos bekannt.

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Hans Küng, einer der renommiertesten Theologen weltweit und Begründer der Stiftung Weltethos, ist am Dienstagmittag im Alter von 93 Jahren in seinem Haus in Tübingen gestorben. Der von 1960 bis 1996 in Tübingen lehrende Schweizer prägte die katholische Kirche maßgeblich. Seine Bücher wurden Bestseller. In den vergangenen 30 Jahren engagierte er sich vor allem für den Dialog der Weltreligionen, insbesondere im „Projekt Weltethos“.

Die Gründung eines entsprechenden Institutes an der Universität Tübingen 2011 bezeichnete er als Anerkennung dieser Arbeit. „Nicht zuletzt, weil meine Jahre gezählt sind und ich möchte, dass mein Lebenswerk nach meinem Tod fortgeführt wird“, sagte Küng damals. Hinter dem Projekt steht die Überzeugung, ohne Frieden unter den Religionen könne es keinen Frieden unter den Staaten geben.

 

Entzug der Lehrerlaubnis

 

Küng hatte 1990 das Buch „Projekt Weltethos“ veröffentlicht und war darin in Anlehnung an die Philosophie Immanuel Kants der Frage nach einer alle Menschen und alle Religionen verbindenden Wertehaltung nachgegangen. Küng erhielt viele Auszeichnungen, darunter mehr als ein Dutzend Ehrendoktorwürden.

1979 hatte der Vatikan ihm die Lehrerlaubnis entzogen, unter anderem wegen Kritik an der Lehre der Unfehlbarkeit des Papstes. Damit er weiter lehren konnte, gliederte die Universität Tübingen Küngs damaliges Institut für Ökumenische Forschung aus der Katholisch-Theologischen Fakultät aus. 1980 wurde Küng fakultätsunabhängiger Professor für Ökumenische Theologie und Direktor des Instituts für ökumenische Forschung.

Als Papst Benedikt XVI. Küng 2005 in Castel Gandolfo empfing, sorgte das weltweit für Aufsehen. Dabei ging es um das Weltethos-Projekt und das Verhältnis von Naturwissenschaft, Vernunft und Glaube, nicht um kirchliche Lehrfragen.

 

Ruf nach kirchlicher Erneuerung und Ökumene

 

Danach gab es einen Briefwechsel zwischen Benedikt XVI. und Küng. Seit Anfang der 1960er Jahre, also noch vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil, hatte sich der Konflikt um Küng angebahnt, bei dem es auch um die Frage ging, wie Jesus Christus verstanden werden soll. Küng plädierte immer wieder für eine innerkirchliche Erneuerung und eine ökumenische Öffnung mit dem Ziel der Vereinigung der Kirchen.

Küng sah sich als „loyalen katholischen Theologen“. Seine Bücher mit Millionenauflage wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt.

 

Bekannteste Bücher

 

2015 begann der Herder-Verlag eine auf 48 Bände angelegte Herausgabe seiner gesammelten Werke. Zu den bekanntesten Büchern zählen „Unfehlbar?“ „Christ sein“, „Existiert Gott?“ und „Projekt Weltethos“. Küng, der die Zeitschrift für Theologie „Concilium“ mitbegründete, erhielt auch Ehrenbürgerwürden, das Bundesverdienstkreuz mit Stern und wissenschaftliche Preise.

Den letzten großen öffentlichen Auftritt hatte Küng im Frühjahr 2018. Die Stiftung Weltethos und die Universität hatten zu seinem 90. Geburtstag ein wissenschaftliches Symposium ausgerichtet, an dem unter anderen viele theologische Schüler Küngs teilnahmen und eine Bilanz seines Schaffens zogen.

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