Bischof solle einräumen, dass seine Vorwürfe gegen sie nicht der Wahrheit entsprächen

Theologin Rahner ruft Bischof Oster zur Entschuldigung auf

  • Die Theologieprofessorin Johanna Rahner ruft den Passauer Bischof Stefan Oster zur öffentlichen Entschuldigung auf.
  • Oster solle einräumen, dass seine Vorwürfe gegen sie nicht der Wahrheit entsprächen.
  • Der Konflikt geht auf einen Vortrag Rahners zur Rolle der Frau in der Kirche zurück.

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Die Theologieprofessorin Johanna Rahner ruft den Passauer Bischof Stefan Oster zur öffentlichen Entschuldigung auf. Diese Entschuldigung solle „ohne beschwichtigende Floskeln und pastorales Rumgesumse“ ausgesprochen werden. Oster solle einräumen, dass seine Vorwürfe gegen sie nicht der Wahrheit entsprächen, so Rahner in einem Beitrag für die „Zeit“-Beilage „Christ und Welt“.

Rahner, die auch Vorsitzende des Katholisch-Theologischen Fakultätentags ist, schlägt als Ort den Bischofsstuhl in Osters Kathedrale vor. Der Bischofsstuhl, die Cathedra, steht als Symbol für bischöfliche Lehrvollmacht.

 

Rahners Argumentation

 

Der Konflikt geht auf einen Vortrag Rahners zur Rolle der Frau in der Kirche zurück. Die Theologin hatte sich auf Gedanken der amerikanischen Soziologin Robin DiAngelo zum Rassismus von Weißen bezogen. DiAngelo weitet dies auf die Gleichberechtigungsdebatte aus: „Wenn man uns lehrt, Frauen hätten 1920 das Wahlrecht erhalten, ignorieren wir, dass damals weiße Frauen uneingeschränktes Wahlrecht erhielten, weil weiße Männer es ihnen zugestanden.“

Rahner fuhr fort, Frauen könnten sich auch in der katholischen Kirche ihre Rechte nicht selbst geben, folglich müssten Männer die Geschlechtergerechtigkeit zu ihrem Thema machen. Rahner folgerte: „Wer daran nichts ändern will, ist nichts anderes als ein Rassist.“

 

„Ich habe nicht lehramtstreue Katholiken zu Rassisten erklärt“

 

Oster habe daraus abgeleitet, so Rahner in „Christ und Welt“, sie habe lehramtstreue Katholiken einschließlich Papst und Bischöfen zu „Rassisten“ erklärt, wenn sie sich nicht für die Priesterweihe von Frauen aussprächen. „Nein, das habe ich nicht“, schreibt die Theologin.

Weder in ihrem Vortrag noch in der Berichterstattung sei der von Oster „konstruierte Zusammenhang von Frauenordination und Rassismusvorwurf“ zu finden. Der Bischof hatte auch Fragen danach aufgeworfen, wer an deutschen Universitäten Theologie lehren könne und wie katholische Medien über die Kontroverse berichtet hätten.

 

Rahner: „Gezielte Fehlinterpretation“ durch Oster

 

Rahner nennt das in ihrem Beitrag eine „gezielte Fehlinterpretation“. Der Bischof nutze „unzulässige Zuspitzungen“, weil der Begriff Rassist „prächtig zur öffentlich inszenierten Empörung“ tauge.

Oster gehe es um alles, „was sowieso gerade stört“. Als Beispiele führt sie die wissenschaftliche Theologie, das katholische Reformprojekt Synodaler Weg und kritische konfessionelle Medien an. Der Bischof gebe „die Stereotype des katholischen Lagerdenkens zum Besten“, nämlich „Mehrheit gegen Wahrheit, Relativismus gegen Lehramtstreue, Deutschland gegen die Weltkirche“.

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