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Seine Bücher erreichten im In- und Ausland ein großes Publikum. Religiös ging der Priester und Wissenschaftler Gerhard Lohfink einen Weg, der ihn in die Integrierte Gemeinde (KIG) führte – ein Verein, den Marx auflöste.
Der Theologe Gerhard Lohfink ist tot. Wie der Herder Verlag am Mittwoch in Berlin mitteilte, starb der Bibelwissenschaftler am Dienstag. Er wurde 89 Jahre alt und lebte zuletzt in Ebenhausen bei Augsburg. Lohfinks Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt. Einer seiner bekanntesten Titel war „Wie hat Jesus Gemeinde gewollt“ (1982). Verlagsgeschäftsführer Simon Biallowons würdigte den Verstorbenen als „einen der wichtigen Repräsentanten einer glanzvollen Epoche der katholischen Theologie“.
Der gebürtige Frankfurter war Priester des Bistums Limburg. Ab 1976 lehrte Lohfink als Professor für Neues Testament an der Universität Tübingen. 1987 gab er seinen Lehrstuhl auf und schloss sich der Katholischen Integrierten Gemeinde (KIG) an. Die KIG, entstanden nach dem Zweiten Weltkrieg in München, verstand sich als „Ort für ein aufgeklärtes und unverkürztes Christentum“. Mit ihr verbanden sich viele Hoffnungen auf einen Neuaufbruch. Auch der 2022 gestorbene Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI. stand der Gruppe nahe.
Nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben
2020 löste der Münchner Kardinal Reinhard Marx den kirchenrechtlichen Verein auf. Vorausgegangen war eine von Marx veranlasste Prüfung. In den Untersuchungsberichten ist von schwerwiegenden Missständen die Rede. So seien Mitglieder der KIG religiös manipuliert und finanziell ausgebeutet worden. Vertreter der Gemeinde wiesen dies damals als „böswillige Verleumdung“ zurück. Benedikt XVI. ging öffentlich auf Distanz zu der Gruppe.
Achim Buckenmaier, einer von Lohfinks Vertrauten, schreibt in einem Nachruf für die katholische Wochenzeitung „Die Tagespost“ (online), der Theologe sei dem von ihm eingeschlagenen Weg „dankbar, kritisch und zugleich selbstkritisch“ treu geblieben und habe weiter „in Gemeinschaft mit Menschen aus derselben Erfahrung“ gelebt. Für viele sei er „als einfacher und gläubiger Priester ein gefragter Seelsorger und kundiger Ratgeber“ gewesen. Lohfinks Tod sei eine kurze, schwere Krankheit vorausgegangen. Wenige Tage zuvor habe er noch ein letztes Buch mit dem Titel abgeschlossen: „Warum ich an Gott glaube“.