Grundkapital für Stiftung und weitere jährliche Spenden in Marl

Unternehmerfamilie gibt 400.000 Euro für kirchliche Jugendarbeit

  • 400.000 Euro legt Familie Schulte-Kemper in einen Topf, aus dem die kirchliche Kinder- und Jugendarbeit in Marl gefördert werden soll.
  • 100.000 Euro sind Stiftungskapital, 30 Jahre lang kommen jedes Jahr 10.000 Euro Spende dazu.
  • „Die katholische Kirche soll eine Zukunft haben“, sagt Stiftungsgründer Hubert Schulte-Kemper.

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In diesen Tagen gründet Hubert Schulte-Kemper zusammen mit seiner Frau Annette und seiner Tochter Kirsten eine Stiftung zur Förderung der katholischen Kinder- und Jugendpastoral in seiner Heimatstadt Marl. „Ich wünsche mir, dass die katholische Kirche eine Zukunft hat. Ich möchte meinen Teil dazu beitragen“, sagt der Unternehmer.

Zu seinem 75. Geburtstag vor wenigen Wochen gab der Vorstandsvorsitzende der Fakt AG, einer in der Immobilienwirtschaft tätigen Unternehmungsgruppe, das Versprechen zur Stiftungsgründung. 100.000 Euro wird das Stiftungskapital betragen. Da derzeit keine Zinserträge zu erwarten sind, wird Familie Schulte-Kemper, wie testamentarisch verfügt, in den nächsten 30 Jahren jährlich 10.000 Euro als Spende dazugeben, um mit diesem Geld kontinuierlich die Projekte in der Kinder- und Jugendarbeit fördern zu können. Macht insgesamt 400.000 Euro.

 

Gemeinschaft nach der Erstkommunion

 

„Ich habe erlebt, mit wie viel Engagement Eltern ihre Kinder auf die Feier der Erstkommunion vorbereiten. Und dann schläft auf dem Weg zur Firmung vieles ein. Die Kinder haben kaum noch Kontakt untereinander, was den kirchlichen Bereich betrifft“, sagt Hubert Schulte-Kemper. Aus diesem Grund ziele die Förderung der Stiftung auf die Pastoral der Neun- bis 16-Jährigen. „In dieser Altersgruppe passiert viel. Es wäre schön, wenn für die Kinder und Jugendlichen der Kontakt zur Kirche nicht verloren geht.“

Hubert Schulte-Kemper, in der Bauerschaft Herne am Stadtrand von Marl aufgewachsen, ist in seiner Jugendzeit stark von der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ) geprägt worden: „An diese Zeit erinnere ich mich gern zurück. Die Gemeinschaftserlebnisse von damals bleiben unvergessen.“ Auch seine Frau Annette, ebenfalls Marlerin von Kindesbeinen an, hat erlebt, wie bereichernd kirchliche Jugendarbeit sein kann. „Ich kenne noch meine damaligen Katecheten und Gruppenleiterinnen. Kontakte blieben über Jahrzehnte bestehen.“

 

Selbstverständliche Ökumene

 

Diese Art von Vernetzung kirchlicher Arbeit schätzt auch Tochter Kirsten Schulte-Kemper. Die 46-Jährige Mutter von drei Kindern begleitet derzeit einen Sohn zur Erstkommunion und ist mit anderen Müttern im Austausch. „Wenn so Freundschaften unter den Kindern und Eltern entstehen und diese bis zur Firmung halten, wäre das schön“, sagt Kirstin Schulte-Kemper. Sie wird im Stiftungsrat sein, dem weitere sechs Mitglieder angehören.

In Zusammenarbeit mit den beiden Marler Pfarreien Heilige Edith Stein und St. Franziskus soll der Stiftungsrat Förderungen für Ausflüge, Wochenenden, Freizeitaktivitäten und Jugendkatechese beraten. Auch ein Vertreter der evangelischen Gemeinden soll dem Stiftungsrat angehören. „Ökumene ist selbstverständlich“, sagt Hubert Schulte-Kemper.

 

Eigenverantwortung im Sparkurs

 

Auch rund um die St.-Georg-Kirche in Alt-Marl soll die Kinder- und Jugendpastoral gefördert werden. | Foto: Johannes Bernard
Auch rund um die St.-Georg-Kirche in Alt-Marl soll die Kinder- und Jugendpastoral gefördert werden. | Foto: Johannes Bernard

Familie Schulte-Kemper hofft, Nachahmer zu finden und durch Zustiftungen die Kinder- und Jugendpastoral weiter stärken zu können. „Mir ist der Sparkurs in den Bistümern bekannt. Die Kirchensteuer bricht weg. Auf die Gemeindemitglieder kommt mehr Verantwortung zu“, sagt Hubert Schulte-Kemper.

Auch wenn volkskirchliche Strukturen der Vergangenheit angehörten, glaube er an die Zukunft der Kirche hierzulande: „In der Kirche wird zu viel gestritten. Das ist Selbstbeschäftigung. Wichtiger ist, die jungen Menschen zu fördern und ihnen den christlichen Glauben und die katholische Kirche nahe zu bringen.“

 

Ökumene im „Marler Stern“

 

In Marl hat der Unternehmer mehrmals geholfen, kirchliches Leben öffentlich sichtbar zu halten. Als die Fakt AG vor zwei Jahren das Einkaufszentrum „Marler Stern“ zu neuem Leben erweckte, entstand dort ein ökumenischer Kirchenpavillon als Ort der Besinnung. Regelmäßig gibt es dort religiöse Angebote. Auch die örtliche „Maria 2.0“-Gruppe trifft sich im Kirchenpavillon.

Als die evangelische Kirche in Marl zwei Kirchen aufgeben musste, half Hubert Schulte-Kemper mit, die Gebäude in ihrer Struktur zu erhalten. Die Erlöserkirche erwarb vor einigen Jahren der Heimatverein Marl, deren Vorsitzender Schulte-Kemper ist. Dort entstand ein Kulturzentrum für Konzerte und Veranstaltungen. In der ehemaligen Kirche sind aber auch standesamtliche Trauungen möglich. In der Lutherkirche will die Fakt AG in Kürze Wohnungen errichten, ohne das ursprüngliche Kirchengebäude merklich zu verändern.

 

Hoffen auf eine Trendwende

 

„Ein Kirchenabriss ist die schlechteste aller Lösungen. Wenn schon ein Gotteshaus aufgegeben werden muss, sollte zumindest das Gebäude erhalten bleiben“, meint der Unternehmer. Er hofft auf eine Trendwende: „Wenn wir den Glauben wieder attraktiver gestalten, brauchen wir die Kirchen.“

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