Unter dem Dach der Caritas wollen die Schwestern Menschen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung stärken

Hildegard und Christiane Kuhlmann haben ihr Erbe mit einer Stiftung geregelt

  • Hildegard (68) und Christiane (62) Kuhlmann haben 2020 unter dem Dach des Caritasverbandes im Bistum Münster eine Stiftung gegründet. Die Schwestern haben sie unter ihr Familienmotto gestellt: „Da geht noch was – und zusammen alles“.
  • Das Ziel der Stiftung ist, Menschen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu fördern.
  • Beide Frauen haben keine eigenen Kinder und wollen mit der Stiftung ihr Erbe sinnvoll regeln. Viele Menschen wüssten gar nicht, dass bei kinderlosen Alleinstehenden vor allem der Fiskus vom Erbe profitiere, sagen sie.

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Vor ihrer Pensionierung war Hildegard Kuhlmann viele Jahre Abteilungsleiterin beim Diözesancaritasverband in Münster. Ihre Schwester Christiane ist Heilpraktikerin, Businesscoach und noch voll im Berufsleben. Die eine wohnt in Ascheberg, die andere in Münster. Gemeinsam haben sie ein Lebensmotto: „Da geht noch was – und zusammen alles.“

Das Motto haben die Schwestern zum Leitwort ihrer neuen Stiftung unter dem Dach des Caritasverbandes im Bistum Münster gemacht. Sie wollen Menschen helfen, ihre Persönlichkeit weiterzuentwickeln. „Wir sind auf einem Bauernhof aufgewachsen“, sagt Hildegard Kuhlmann. „Da war es klar, dass alle erst mit der Arbeit fertig sind, wenn das auch der Letzte war.“ Wenn Menschen zusammenhielten, könnten sie mehr bewirken.

 

Hildegard Kuhlmann: „Die Caritas kennt am besten die Not vor Ort“

 

„Lange haben wir überlegt, wie wir unser Lebensende verantwortlich regeln können“, erklärt die 68-Jährige. „Beide haben wir keine Kinder. Wir wollten zu Lebzeiten entscheiden, was nach unserem Tod geschieht.“ Viele nicht leicht zu beantwortende Fragen standen im Raum: Wer soll erben? Wie können Vermögen und Immobilien später anderen Menschen zu Gute kommen? Wird am Ende der Fiskus der große Nutznießer sein?

„Klar, auch der Staat wird mit dem Erbe gute Dinge zustande bringen“, will Hildegard Kuhlmann richtig verstanden werden. Sie und ihre Schwester wollten aber mit ihrer Stiftung eigene Akzente setzen. Mit ihr wollen sie besondere Fortbildungs-Projekte unterstützen. „Dabei müssen wir nicht einmal selbst Ideen entwickeln. Die Caritas kennt am besten die Not vor Ort“, erklärt Hildegard Kuhlmann. „Was Menschen in zehn, 20 oder 30 Jahre brauchen, wissen wir jetzt nicht. Die Caritas aber ist am Puls der Zeit. Deswegen haben wir das Stiftungsziel breit aufgestellt, um sicherzustellen, dass in Zukunft Hilfen gefördert werden, die dann auch notwendig sind.“

 

Christiane Kuhlmann: „Caritas nimmt auch Stifter mit kleinen Mitteln“

 

Der 62-jährigen Christiane Kuhlmann ist es wichtig, Talente von Menschen zu erkennen. So könne die Stiftung schon jetzt Projekte unterstützen, die durch andere Träger nicht so leicht förderfähig sind. Kuhlmann denkt etwa an Jugendliche, die sich beruflich neu orientieren wollen und ein Coaching bräuchten.

Auch eine Zusammenarbeit von Jugendlichen und Senioren zum Thema Digitalisierung kann sie sich jetzt bereits vorstellen. „Zurzeit stehen wir aber ganz am Anfang. Wir sind froh, dass die Caritas auch Stifter mit kleinen Mitteln aufnimmt“, sagt sie. Das eigentliche Vermögen komme dem Verband ja erst nach dem Tod zu Gute. Dafür verzichten die Schwestern gegenseitig auf ihr Erbe.

 

Stiften als Alternative für Menschen ohne eigene Kinder

 

Die Kuhlmanns erleben die Gründung als große Entlastung und Erleichterung. Nun sei die Zukunft gut geregelt. „Als Heilpraktikerin habe ich viel mit Krankheit und Tod zu tun“, erklärt Christiane Kuhlmann. „Von einer Sekunde auf die andere kann sich das Leben komplett ändern.“

Das Erbschaftsrecht in Deutschland orientiere sich an der Familie, sagt sie. Dabei gehe der Staat davon aus, dass die jüngere für die ältere Generation im Alter und bei Krankheit einstehe. Dass auch Geschwistern, wie in ihrem Fall, füreinander Verantwortung übernehmen, honoriere der Staat dagegen weniger.

„Viele kinderlose Alleinstehende wissen gar nicht, dass ihr Erbe später hoch versteuert wird“, ergänzt Hildegard Kuhlmann. Denn Geschwister kämen beim Erben nicht wie die Kinder in den Genuss der hohen Steuerfreibeträge. Für die Schwestern ist das ein starkes Argument, dass auch andere kinderlose Alleinstehende über eine Stiftung oder Zustiftung nachdenken sollten. „Zudem wird dadurch über den Tod hinaus etwas bleiben, auch wenn wir keine eigenen Kinder haben“, sagt Christiane Kuhlmann.

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