Früherer Erzbischof wurde 2019 aus dem Klerikerstand entlassen

Vatikan-Bericht zum Fall des Ex-Kardinals McCarrick: Es gab „Versäumnisse“

  • Der Vatikan hat seinen Untersuchungsbericht zum entlassenen US-Kardinal Theodore McCarrick vorgelegt.
  • Ihm wurden moralisches Fehlverhalten und zuletzt Missbrauch vorgeworfen.
  • Der Report spricht von "Versäumnissen und Unterbewertungen".

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Der Vatikan hat seinen Untersuchungsbericht zum entlassenen US-Kardinal Theodore McCarrick vorgelegt. Es geht um die Frage, wie McCarrick trotz seit den 1990-er Jahren umlaufenden Gerüchten von moralischem Fehlverhalten Karriere machen konnte. Grund waren laut Report Versäumnisse und Unterbewertungen.

Es „seien Entscheidungen getroffen worden, die sich später als falsch herausstellten“, auch, weil nicht immer alle Befragten alles sagten, was sie wussten, heißt es in einem begleitenden Kommentar von Andrea Tornielli, Chefredakteur von „Vatican News“. Neben dem 460 Seiten umfassenden Bericht veröffentlichte der Vatikan eine Erklärung von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin.

 

Johannes Paul II. glaubte McCarrick

 

Eine entscheidende Etappe war laut Bericht die geplante Ernennung McCarricks zum Erzbischof von Washington. Eine schriftliche Befragung, die Johannes Paul II. anordnete, erbrachte demnach zwar keine Beweise. Dennoch rieten wegen der Gerüchte der damalige Nuntius in Washington, Gabriel Montalvo, und der Leiter der Bischofskongregation, Giovanni Battista Re, davon ab, McCarrick in die US-Hauptstadt zu versetzen.

In einem Brief an den Privatsekretär Johannes Pauls II., Stanislaw Dziwisz, im August 2000 beteuerte McCarrick, „niemals sexuelle Beziehungen mit einer Person – Mann oder Frau, jung oder alt, Kleriker oder Laie“ gehabt zu haben. Der Papst, der den Brief las, habe McCarrick geglaubt. Dies auch deswegen, so der Bericht, weil der Papst aus seiner Zeit in Polen viele Fälle von Verleumdungen gegen Kleriker kannte.

 

Zunächst kein formelles Verfahren

 

Nachdem im Herbst 2005 erneut Anschuldigungen gegen McCarrick wegen sexueller Belästigung und Ausbeutung von Erwachsenen auftauchten, habe Benedikt XVI. den Rücktritt eingefordert und angenommen. Weil keine Anschuldigung wegen Missbrauchs Minderjähriger – die gab es erst 2017 – vorlag, eröffnete die Kurie kein formelles Verfahren.

Man beließ es bei einer mündlichen, später schriftlichen Ermahnung, McCarrick solle ein zurückgezogenes Leben führen. Der Kardinal reiste trotzdem weiter durch die Weltkirche, was Rom duldete.

 

Verfahren beginnt, als Missbrauchsvorwürde auftauchen

 

Erst als im Sommer 2017 die erste konkrete Beschuldigung wegen Missbrauchs eines Minderjährigen in den 1970-er Jahren in New York auftauchte, leitete der Vatikan ein Verfahren ein. An dessen Ende standen die Entlassung McCarricks aus dem Kardinalsstand im Juli 2018, ein halbes Jahr später aus dem Klerikerstand.

In einem Begleitbrief schreibt Kardinalstaatssekretär Parolin, einige der jüngsten vatikanischen Maßnahmen gegen Missbrauch und Vertuschung seien auch dem Fall McCarrick geschuldet. Der Bericht beruhe auf allen „relevanten Unterlagen“ in den Archiven des Heiligen Stuhls, der Nuntiatur in Washington und der beteiligten Diözesen. Zudem seien Beteiligte, auch Opfer, mündlich befragt worden. Unabhängige Experten waren, soweit bekannt, mit dem Report nicht befasst.

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