Heute 88-jähriger Helmut Bauer hatte Missbrauchsfall nicht weiter bearbeitet

Vatikan: Keine Konsequenzen für vertuschenden Weihbischof in Würzburg

  • Obwohl er einen Missbrauchsfall nicht weiter behandelt hat, muss der emeritierte Würzburger Weihbischof Helmut Bauer (88) keine Konsequenzen durch den Vatikan fürchten.
  • Nach der vorgeschriebenen Meldung nach Rom durch Bischof Franz Jung hat die Bischofskongregation wegen Bauers hohen Alters von Maßnahmen abgesehen.
  • Der Fall: Ein Mann hatte Bauer gemeldet, als Jugendlicher von einem Dekan sexuell missbraucht worden zu sein.

 

Anzeige

Obwohl er einen Missbrauchsfall nicht weiter behandelt hat, muss der emeritierte Würzburger Weihbischof Helmut Bauer (88) vom Vatikan keine Konsequenzen fürchten. Eine entsprechende Entscheidung der Bischofskongregation bestätigte das Bistum am Montag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Zuvor hatte demnach der Würzburger Bischof Franz Jung den Vorgang an den Vatikan gemeldet, wie es der Papst-Erlass "Vos estis lux mundi" ("Ihr seid das Licht der Welt") vorsieht. Zuerst hatte die Würzburger "Main Post" über den Fall berichtet.

Es geht um einen jungen Mann, der als Jugendlicher von einem Dekan missbraucht wurde. Er hatte sich im November 2004 an Bauer gewandt. Der Weihbischof habe "nach Aktenlage keine weiteren Schritte eingeleitet", erklärte die Pressestelle des Bistums.

 

Die Begründung des Vatikans

 

In der Antwort des Vatikans heißt es demnach: "Aufgrund der altersbedingten Einschränkungen des hochbetagten und zurückgezogen lebenden emeritierten Weihbischofs hat die Bischofskongregation keine weiteren Maßnahmen bzw. Untersuchungen veranlasst", so das Bistum. Die Kurienbehörde "hielt es aber für angemessen, dass der Weihbischof den Betroffenen um Vergebung bittet, den vom Betroffenen angezeigten Missbrauchsfall nicht in der angemessenen Weise behandelt zu haben".

Bischof Jung habe sich "auch angesichts der altersbedingten Einschränkungen des Weihbischofs" stellvertretend für die begangenen Verfehlungen sowie alle Fehlentscheidungen von damals entschuldigt. Der Weihbischof habe damals zwar den Dekan mit den Vorwürfen konfrontiert, heißt es von Seiten des Bistums. Dieser habe die Vorwürfe abgestritten. "Weitere Maßnahmen des Weihbischofs sind nicht bekannt."

 

Dekan brachte sich um

 

Zwei Jahre später zeigte der Betroffene den Dekan laut "Main-Post" an und wandte sich erneut an das Bistum. Es wurden entsprechende kirchenrechtliche Schritte eingeleitet, die Polizei ermittelte. Der Geistliche brachte sich im November 2006 um, räumte aber zuvor die Tat gegenüber den Ermittlern ein, wie das Blatt berichtet. Das Bistum habe Anfang 2007 Akteneinsicht erhalten. Über das Geständnis des Dekans sei er jedoch vom Bistum nicht informiert worden, so der Mann gegenüber der Zeitung. Stattdessen werde er noch heute von Menschen als Schuldiger angesehen, der einen Priester zum Suizid getrieben habe. 

Helmut Bauer war von 1988 bis 2008 Weihbischof in Würzburg. In der Sedisvakanz von Juli 2003 bis September 2004 hatte er das Amt des Diözesanadministrators inne. Im Jahr 2010 hatte er sich für Schläge gegen Schüler in einem Bischöflichen Knabenseminar entschuldigt.

Anzeige