Themenwoche „Sternsinger 2024“ (4) - aus Emstek

Vor 50 Jahren Sternsinger - und jetzt mit Begeisterung wieder

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Sogar einem Postauto hat eine Gruppe mal den Segen gebracht – auch solche besonderen Geschichten finden sich im Erinnerungs-Buch der Dreikönigs-Aktion in Emstek (Kreis Cloppenburg). Dort sind nicht nur Kinder unterwegs.

„Da steht alles drin!“, sagt Agnes Beckmann und zeigt auf ein Büchlein mit buntem Umschlag. „Auch die Geschichte mit dem Postauto.“ Sie muss schmunzeln, als sie davon erzählt: Von der Sternsinger-Gruppe, die unterwegs auf die Idee kam, auch einem gelben Postauto den Segen zu bringen. Der Fahrer war sofort einverstanden. Also sangen die Kinder ausnahmsweise vor einer Autotür ihr Lied und sagten ihre Sprüche auf. Und auch den Sternsinger-Aufkleber durften sie auf den Wagen kleben.

Das Buch steckt voller Geschichten rund um das Sternsingen in der St.-Margaretha-Gemeinde in Emstek (Kreis Cloppenburg). Und auch Agnes Beckmann selbst weiß viel zu erzählen, als Organisatorin einer der größten Dreikönigs-Aktionen im Bistum Münster: mit 2.500 besuchten Haushalten und fast 50 Gruppen, die in Königs-Gewändern unterwegs sind. Im Rekordjahr 2020 waren es 159 Sternsinger. Und auch 2023, im ersten „Normal-Jahr“ nach Corona, schon wieder 145.

Fast überall wird geklingelt

In Emstek wird überall geklingelt, außer jemand hat ausdrücklich darum gebeten, nicht besucht zu werden. Die Kinder ziehen zu dritt oder zu viert los. Wobei „Kinder“ nicht ganz passt. Denn auch Ältere machen mit, einige stecken schon im Studium oder einer Ausbildung. Agnes Beckmanns Augen leuchten, als sie davon erzählt: „Manche sind als Kindergartenkinder angefangen und immer noch dabei.“

Und als es im letzten Jahr, beim Neustart nach Corona, anfangs schwierig war, Sternsinger zu finden, waren auch zwei Müttergruppen mit Kronen und Stern unterwegs. Eine davon habe auch für diesmal schon wieder zugesagt, freut sich Agnes Beckmann. Für die anstehende Jubiläumsaktion – 50 Jahre Sternsingen in Emstek – hat sie außerdem „Könige“ der ersten Stunde gefunden, die noch einmal mitmachen wollen.

Mehr als Dorf-Folklore

Der Organisatorin ist wichtig, dass es mehr ist als Dorf-Folklore. Deshalb teilt sie bei den Vorbereitungstreffen nicht nur Gewänder, Sammelbüchsen und Einsatzpläne aus – sondern sorgt auch für Sternsinger-Grundwissen. Damit allen klar ist, worum es geht.

„Dürfen wir davon unterwegs etwas essen?“ Agnes Beckmann kennt diese Frage der Kinder zu den Süßigkeiten, die ihnen an den Haustüren zugesteckt werden. Und sie hat eine Antwort parat: „Selbstverständlich. Ihr müsst nur bedenken: Mit vollem Mund kann man nicht sprechen. Je mehr ihr esst, desto länger seid ihr unterwegs.“

Ein Teil der Süßigkeiten für die Cloppenburger Tafel

Ein Teil der Bonbons und Schokoladen wird anschließend in etwa gleichvolle Tüten für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer aufgeteilt. Damit es gerecht zugeht. „Denn“, so erklärt Agnes Beckmann, „in Bauerschaften gibt es oft Wäschekörbe voll. In anderen Wohngebieten ist die Menge manchmal eher übersichtlich.“ Ein weiterer Teil der Süßigkeiten geht an die Cloppenburger Tafel.

Am Samstag, nach der Aussendungsfeier in der Pfarrkirche, startet die Aktion. Mittags trudeln dann die ersten Gruppen auch schon wieder im Pfarrheim ein. Dort wartet ein Küchenteam mit Pommes, Würstchen und Sprudel. Tags darauf folgt der Dankgottesdienst in der Pfarrkirche.

Positive Erfahrungen sollen hängenbleiben

Agnes Beckmann ist seit 2003 dabei, anfangs als Teammitglied, später als Leiterin. Warum sie mitmacht? „Weil das eine coole Aktion ist! Und weil ich das so klasse finde, dass Kinder etwas bewirken und an den Erfahrungen wachsen können. Zum Beispiel, wenn sie sich überwinden, bei Fremden zu klingeln und denen etwas aufzusagen.“

„Die mitlaufenden Betreuer sollen dabei den Blick nicht darauf lenken, wie viele Türen verschlossen blieben, sondern wie viele geöffnet wurden! Damit diese Erlebnisse hängen bleiben.“ Genauso wie all das, was die Gruppen an Erlebnissen unterwegs ins Sternsinger-Buch eintragen. „Wie viele Hunde man unterwegs gestreichelt und wie viele Katzen gesehen hat.“ Und eben auch die Geschichte vom Segen für ein Postauto.

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