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Für viele Kinder und Jugendliche sei die Schule der erste und einzige Ort, an dem sie kontinuierlich dem christlichen Glauben begegneten, sagte der katholische Schulbischof Hans-Josef Becker. In einem Eckpunkte-Papier schreiben die Bischöfe der Schulseelsorge wachsende Bedeutung zu. Unter anderem könne die Schulseelsorge religiöse Toleranz fördern, in medien-ethischen Fragen hilfreich sein und zur Prävention sexuellen Missbrauchs beitragen.
Die katholischen Bischöfe in Deutschland wollen die Seelsorge an Schulen stärken. Die Schule habe heute eine größere Bedeutung für die Glaubenskommunikation mit Kindern und Jugendlichen als in früheren Jahrzehnten, heißt es in den am Montag veröffentlichten Eckpunkten der Deutschen Bischofskonferenz zur Weiterentwicklung der Schulpastoral.
Für viele Kinder und Jugendliche sei die Schule der erste und einzige Ort, an dem sie kontinuierlich dem christlichen Glauben begegneten, sagte der katholische Schulbischof Hans-Josef Becker dazu im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Der Paderborner Erzbischof lobte die Zusammenarbeit mit der evangelischen Schulseelsorge an vielen Schulen. Das werde von den Bischöfen sehr begrüßt.
Becker: Schulseelsorge hat wachsende Bedeutung für religiöse Toleranz
Das Eckpunkte-Papier der Deutschen Bischofskonferenz zum Download: Im Dialog mit den Menschen in der Schule - Eckpunkte zur Weiterentwicklung der Schulpastoral
Die Schulseelsorge meint nicht den Religionsunterricht; sie reicht von Schulgottesdiensten, Tagen religiöser Orientierung und spirituellen Angeboten über Eine-Welt-Projekte, Streitschlichterprogramme oder Eltern-Cafes bis hin zu individueller Beratung und Krisenseelsorge bei Unfällen, Trauerfällen und in anderen schwierigen Situationen. Schulseelsorge wird insbesondere an kirchlichen Schulen, aber auch an vielen staatlichen Einrichtungen angeboten. Sie ist nicht noten-relevant.
In den Eckpunkten schreiben die Bischöfe der Schulseelsorge auch eine wachsende Bedeutung für das Lernen religiöser Toleranz unter Kindern und Jugendlichen zu. In den immer pluraler werdenden Schulen könnten Projekte, in denen Schüler unterschiedlicher Religionszugehörigkeit zusammenarbeiten, Vorurteile abbauen und gegenseitiges Verständnis fördern. „Schulpastoral ist Anwalt einer religionssensiblen Schule und trägt zu einer Schulgemeinschaft bei, in der religiös bedingte Konflikte auf faire Weise gelöst, Differenzen geachtet und Gemeinsamkeiten gestärkt werden.“ Religion könne eine Quelle für ein gelingendes Zusammenleben sein und fundamentalistischen Formen von Religiosität vorbeugen.
Die Schulpastoral sollte aus Sicht der Bischöfe auch zu einer positiven Gestaltung des Lebensraums Schule und zu mehr Inklusion beitragen. Gerade weil Ganztagsangebote zunähmen und die Jungen und Mädchen einen wachsenden Teil ihres Lebens an der Schule verbrächten, könne sie Persönlichkeitsbildung und Bildungsgerechtigkeit stärken und mit dafür sorgen, dass Menschen mit Beeinträchtigungen und sozial oder kulturell benachteiligte Jugendliche gleichberechtigt am Schulleben teilnehmen könnten, sagte Becker.
Mit Schulseelsorgern gegen Missbrauch
Ein besonderes Augenmerk legen die Bischöfe auf die Vorbeugung von sexuellem Missbrauch. Schulseelsorger könnten gemeinsam mit Lehrern und Eltern Präventionsmaßnahmen gegen sexuellen Missbrauch entwickeln und durchführen. Zugleich könnten sie Vertrauenspersonen von Jugendlichen sein.
Ebenso könnte die Schulpastoral zu einem reflektierten Umgang mit digitalen Medien beitragen und etwa für den Schutz von Daten und Privatsphäre werben und einen Ethikkodex befördern, der vor Hasskommentaren oder Cybermobbing schützt. Schulseelsorge solle zudem dazu beitragen, dass Kinder und Jugendliche Verantwortung für ihr soziales Umfeld übernehmen und zugleich über den Tellerrand des eigenen Lebens hinausblicken.