Pfarrer Erich Elpers und seine Mitstreiter kämpfen für Menschen in Afrika

Warum ein Hilfs-Container aus Ochtrup zwei Jahre nach Uganda braucht

  • Als afrikanisches Binnenland hat es Uganda in der Corona-Pandemie besonders schwer, denn dringend benötigte Waren kommen nicht mehr ins Land.
  • Der Verein „Hilfe für Menschen in Uganda“ aus Rheine hat einen Container auf den Weg geschickt – die Planungen dafür dauerten knapp zwei Jahre.
  • Ein Grund für die Verzögerungen sind verschärfte Zollvorschriften.

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„Uns erreichen Alarmrufe ohne Ende. Die Deltavariante ist voll durchgeschlagen.“ Etwas ratlos sitzt Thomas Prinzmeier auf der Terrasse von Franz Deiters in Rheine. Der erste und der zweite Vorsitzende des Vereins „Hilfe für Menschen in Uganda“ haben derzeit an allen Fronten zu tun. Die Coronafälle haben in Uganda, wie in ganz Afrika, zugenommen, „Die Region, in der wir mit unserem Verein aktiv sind, hat derzeit eine Ausgangssperre von 49 Tagen“, sagt Prinzmeier.

Die Impfkampagne gehe nur schleppend voran. Als Binnenland habe Uganda es besonders schwer, denn dringend benötigte Waren kommen nicht mehr ins Land: „Es wird alles teurer und teurer“, weiß Prinzmeier aus Briefen mit Kooperationspartnern vor Ort. 

 

Menschen in Uganda warten auf die Hilfe

 

„Die Menschen warten auf unsere Hilfe“, ergänzt Franz Deiters. Doch die kommt nicht, noch nicht. Denn der Container mit Hilfsgütern des Vereins schwimmt auf hoher See, vor Mombasa, Kenia. Manche fragen, warum der Transport so lange braucht. Vorab mussten die richtigen Kontakte aufgebaut werden: „Das geht auch mit einer Menge Papierkram einher“, sagt Prinzmeier, weshalb sich die Planung in die Länge zog.

„Auslöser für unser Vorhaben war, dass die Stadt Rheine vor zwei Jahren die Schultafeln durch Whiteboards ersetzt hat. Die hier nicht mehr gebrauchten Tafeln können wir gut in unseren Schulen in Uganda gebrauchen“, berichtet Deiters und machte sich gemeinsam mit der gemeinnützigen kirchlichen Beschaffungsgesellschaft „BEGECA“, die auch christliche Hilfswerke logistisch berät, an die Planung. Hilfe kam aus Ochtrup, wo ein Vereinsmitglied Platz für die Lagerung des Containers hatte.

 

Verschärfte Zollbestimmungen: Container müssen verplombt sein

 

Eine weitere Herausforderung: Die Zollbestimmungen hatten sich verschärft. Längst wird nicht mehr jede Ware ins Land gelassen: „Es wurde zu viel Müll nach Afrika verschickt“, sagt Deiters. So braucht selbst eine einfache Aluleiter eine zehnseitige Beschreibung. Die Lösung: Strafzoll zahlen, oder mit einem „Pre-Shipping-Zertifikat“, ausgestellt von einer Hamburger Agentur, eventuelle Probleme umgehen. Wichtig sei, so wurde der Verein beraten, dass der Container vor dem Eintreffen in Kenia verplombt sei. Es bestünde Diebstahlgefahr durch die Zöllner, wenn der Container in Kenia geöffnet werde. Anschließend geht es über den Landweg 1.600 Kilometer über Kampala weiter nach Mbiriizi.

Corona mache das Unternehmen zu einer Fahrt ins Ungewisse: „Es kann auch sein, dass der Lkw-Fahrer an der Landesgrenze wochenlang aufgehalten wird“, befürchten die deutschen Helfer.

 

Schulen für 1.300 Kinder aufgebaut

 

Dass die beiden Rentner sich überhaupt so für den Verein einsetzen, hat vor allem mit Erich Elpers zu tun. Ab 1995 startete der Pfarrer, mittlerweile Emeritus von St. Antonius Rheine, erste Hilfsaktionen für Menschen in Uganda. Der Kontakt kam über den befreundeten Kaplan Father John Kennedy Lubega zustande: „Ich war ein paar Mal vor Ort. Von da an habe ich mich für die Afrikaner und ihre Lebensweise begeistert“, so der 82-Jährige.

Nach seiner Dienstzeit in Ibbenbüren gründete Elpers beim Renteneintritt den Verein. „Da stand am Anfang nur eine Kirche in Mbiriizi. Wir haben dann ab 2013 angefangen, dort ein Pfarrzentrum zu bauen.“ Zügig folgten zwei Schulen für insgesamt 1.300 Kinder, Elpers als gelernter Maurer und Deiters, Elektroingenieur im Ruhestand, verlegten mit weiteren Helfern des Vereins eigenhändig das Pflaster.

 

Brunnen für ein wasserreiches Land

 

Jetzt setzt ein erneuter Lockdown in Uganda den Schulbesuch außer Kraft. Momentan würden 500 Familien mit dem Nötigsten versorgt, da für die Kinder auch die regelmäßigen Schulspeisungen wegfallen: „Mehl, Seife, Reis, Öl und Mais“, zählt Deiters auf, aber noch dringender erwarten die Menschen in der Region das Filtermaterial für die Wasserreinigungsanlagen, das jetzt in dem Container des Vereins vor der Küste Kenias schwimmt.

„Uganda ist ein wasserreiches Land“, so Deiters, allerdings sei das Oberflächenwasser ungenießbar, daher habe der Verein nicht nur einige Brunnen bohren lassen, sondern auch eine Trinkwasseraufbereitungsanlage aus Hopsten in Mbiriizi aufgebaut.

 

Verein finanziert Ausbildung von Hebammen

 

Ebenso finanziert der Verein die Ausbildung von Krankenschwestern, die anschließend im Bistum Masaka arbeiten: „Vor Ort lernen, was sie vor Ort brauchen“, erklärt Elpers das Prinzip. Im Durchschnitt habe eine Familie auf dem Land sieben Kinder: „Jede Krankenschwester dort muss ,Hebamme‘ können“, nennt der Pfarrer ein Beispiel. Die Krankenstation kooperiert dazu mit den Ggogonya-Schwestern, den „Sisters of the Immaculate Heart of Mary“ (Schwestern des Unbefleckten Herzens Mariens), von denen auch drei Schwestern in Dinslaken arbeiten: „Ohne unser großes Netzwerk würde unser Verein nicht funktionieren“, sind sich die drei einig.

Jetzt heißt es aber erstmal abwarten, bis der Container angekommen ist. In etwa sieben Wochen.

Hilfe für Menschen in Uganda:
Weitere Informationen zu dem Verein „Hilfe für Menschen in Uganda“:
http://www.hilfe-fuer-uganda.de/index.php/ziele-und-aufgaben

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