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„›Die Schwierigkeit zu glauben‹ gibt es natürlich nicht erst seit ›heute‹; sie besteht zu jeder Zeit; etwas anderes ist auch gar nicht zu erwarten.“ Der das schrieb, war waschechter Münsterländer und einer der bedeutendsten christlichen Philosophen des 20. Jahrhunderts: Josef Pieper. 1904 in Rheine-Elte geboren, war er Professor in Münster, hielt auch nach seiner Emeritierung noch bis 1996 Vorlesungen. Vor 20 Jahren, am 6. November 1997, starb er in Münster und wurde auf dem Zentralfriedhof beigesetzt.
„Die Anwesenheit des Heiligen“
Passend zu diesem kleinen Gedenkjahr ist ein Büchlein im Topos-Verlag Kevelaer erschienen, das bis heute aktuelle und spannende, anspruchsvolle und zugleich gut lesbare Beiträge von Josef Pieper zusammenfasst. Der Titel des Buchs: „Die Anwesenheit des Heiligen.“
Herausgeber ist Berthold Wald, der unter anderem in Münster Germanistik und katholische Theologie studierte und seit 2002 als Professor für Systematische Philosophie an der Theologischen Fakultät Paderborn lehrt. Wald ist zudem Herausgeber der Werke von Josef Pieper und spricht bei einer Festakademie am Freitag, 10. November 2017, in der Bistumsakademie „Franz-Hitze-Haus“ in Münster (siehe Kasten unten).
Glauben zu können, ist nicht selbstverständlich
„Zur Beruhigung des Lesers sei vorweg gesagt, dass Pieper in den hier vorgelegten Beiträgen keine philosophische Debatte führt“, schreibt Wald in seinem Vorwort. Vielmehr geht es Pieper darum, in großer Selbstverständlichkeit auf den christlichen Glauben zu setzen – ohne das Glaubenkönnen für selbstverständlich zu halten.
Buchhinweis
Josef Pieper: „Die Anwesenheit des Heiligen“, 208 Seiten, Taschenbuch, 12 €, Verlag Topos plus, Kevelaer, 2017, ISBN 978-3-8367-1096-1
Entscheidend sind für ihn jedoch nicht Gründe oder Argumente für oder gegen den Glauben. „Entscheidend ist das Persönliche, die Begegnung.“ Seine Leitfrage: Wie Gott in einer scheinbar immer „weltlicher“ werdenden Welt real sein kann.
Dazu wendet er sich den Bereichen zu, die klassisch mit „dem Heiligen“ verbunden werden: der Eucharistie, dem Priester – auch im Vergleich zum so genannten Laien –, der Liturgie mit ihren Symbolen, schließlich der Kirche.
„Aufs Maul schauen“ reicht nicht
Nicht ohne eine gewisse konservative Süffisanz schreibt Pieper etwa über die Sprache der Liturgie: „Man hat vorgeschlagen, auch bei der Neuformulierung liturgischer Texte sollte man auf den Markt gehen und dort dem schlichten Volk ›aufs Maul schauen‹. Dazu ist zu bedenken zu geben, dass der solchermaßen ›Schauende‹ und Lauschende ... niemals Worte vernehmen wird wie Gnade Erlösung, Heil, Opfer – Worte, die aber klarerweise völlig unentbehrlich sind zur Bezeichnung der Grundwirklichkeit des christlichen Glaubens.“
Man muss sich also schon ein bisschen anstrengen, um nicht banal, sondern angemessen von Gott zu reden. Pieper tut es. Und wer sich als lesender Gläubiger ähnlich anstrengt, erfährt der Mühe Lohn.
Veranstaltungs-Tipp
Am Freitag, 10.11.2017, erinnert von 16 bis 21 eine Tagung eine Festakademie in der münsterschen Bistumsakademie Franz-Hitze-Haus mit dem Philosophen Josef Pieper. Zum Thema „Sakralität und Heiligkeit“ sprechen die Professoren Dr. Helmut Hoping aus Freiburg und Dr. Berthold Wald aus Paderborn, der Herausgeber des hier besprochenen Buches ist. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.