Finanzielle Probleme machen Neuausrichtung notwendig

Was wird aus der DJK-Sportschule in Münster?

Über die Zukunft der DJK-Sportschule in Münster gibt es unterschiedliche Meinungen. Erst sollte sie geschlossen werden. Der neu gewählte Trägerverein will das aber verhindern.

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Das kam überraschend. Nicht, dass die DJK-Sportschule seit einigen Jahren durch die Einstellung der Unterstützung etwa durch den Verband der Deutschen Diözesen (VDD) oder dem DJK-Bundesverband und durch zurückgehende Belegungszahlen finanziell angeschlagen war. Die Nachricht im Februar, dass die Einrichtung an der Grevener Straße in Münster geschlossen werden sollte, kam für viele dann doch etwas abrupt. Noch überraschender aber war die anschließende Entwicklung: Einige Wochen später wählte der Trägerverein mit Wolfgang Zalfen einen neuen Vorsitzenden an die Spitze. Der Verein beschloss, den Betrieb der Sportschule weiterzuführen.

Warum aber sieht sich der Verein zunächst nicht in der Lage, die traditionsreiche Einrichtung zu halten, während man in veränderter Besetzung durchaus eine Zukunft sieht? Eine sofortige Schließung hätte weitreichende Folgen gehabt. Etwa 20 Arbeitsplätze wären weggefallen. Die Zukunft der Liegenschaften in Höhe von mehreren Millionen Euro hätte geregelt werden müssen. Eine unüberlegte oder überhastete Entscheidung wäre also unangebracht gewesen.

 

Unterschiedliche Perspektiven

 

Die war es auch nicht, sagt Ulrich Schulze. Der Leiter der Gruppe Finanz- und Investitionsaufsicht der wirtschaftlich selbständigen Einrichtungen im Bischöflichen Generalvikariat in Münster sitzt als Vertreter des Bistums im Trägerverein. „Seit 2010 hat der Vorstand mit der Geschäftsführung verschiedenste Perspektiven für die Zukunftsfähigkeit der Sportschule durchleuchtet.“ Zukunftswerkstätten wurden organisiert, Kooperationen innerhalb und außerhalb des DJK-Sportverbands erörtert. Auch externe Wirtschaftsgutachter wurden herangezogen.

Doch für die Sportschule mit ihrem jetzigen Bestimmungszweck habe sich keine tragfähige Perspektive ergeben. Der operative Verlust ist von 30 000 Euro im Jahr 2016 über 122 000 Euro im Jahr 2017 auf voraussichtlich 170 000 Euro im Jahr 2018 gestiegen. „Die Sportschule weist nach einem Gutachten des Wirtschaftsprüfers ein Strukturdefizit auf, welches die Fortführungsfähigkeit des Vereins nicht gewährleistet“, sagt Schulze.

 

Darf nur der Rechenschieber zählen?

 

Diese Begründung will Zalfen, der die Sportschule viele Jahr selbst geleitet hat, nicht stehen lassen. „Bei einer Einrichtung, in der es um den christlichen Wertebezug im Sport, um ein pastorales Angebot, um Ausstrahlung von Kirche geht, dürfen nicht nur Rechenschieber eingesetzt werden.“ In seinen Augen ist zu wenig getan worden, um die Sportschule auch von dieser Seite zu stärken. Es sei Tatsache, dass auch andere Sportschulen nicht existieren könnten, wenn sie finanziell nicht von einem Dritten unterstützt würden, sagt er: „Kostendeckend kann keiner in diesem Bereich agieren, auch nicht bei Vollbelegung.“


Wolfgang Zalfen, Vorsitzender des neu gewählten Trägervereins, möchte die Schule als DJK-Zentrum erhalten. | Foto: Michael Bönte

Zalfen ist bewusst, dass die Kooperationsbemühungen weiter vorangetrieben werde müssen. Die Kontakte etwa zum Alpenverein oder zum deutschen Behindertensportverband hat er bereits intensiviert. Viele weitere Einrichtungen haben bereits angefragt. So kann die Belegungssituation sicher verbessert werden. Allein damit ist es für ihn aber nicht getan. „Ich will im Gespräch mit der Kirche fragen, wie viel Wert ihr die christlichen Werte im Sport sind.“

 

Konzept ohne finanzielle Unterstützung der Kirche

 

Eine Perspektive für die Sport- und Unterbringungsmöglichkeiten an der Grevener Straße sieht Ulrich Schulze auch ohne finanzielle Unterstützung der Kirche. Zumal in der Vergangenheit bereits viel Geld vom Bistum Münster und dem VDD als Liquiditätshilfen und Baukosten in die Sportschule geflossen seien. Wenn die Kooperation mit anderen Nutzern der Anlagen ausgeweitet werde, mache das jetzt eine Neuaufstellung notwendig. „Und das betrifft die Ausrichtung des Trägervereins.“

Denn ein DJK-Zentrum wie im bisherigen Sinn könne die Sportschule nicht bleiben, weil die Belegungszahlen durch DJK-Vereine und -Verbände nur noch einen kleinen Teil der Buchungen ausmachten. Wichtig ist es für Schulze daher, schnell zu handeln, um die derzeitigen Rücklagen für bauliche Anpassungen an neue Anforderungen nutzen zu können.

 

Einrichtung mit christlicher Tradition

 

Auch das sieht Wolfgang Zalfen anders. „Zeit für die Neuausrichtung gibt es auch bei laufendem Betrieb.“ Er hofft, dass die Sportschule künftig eine Einrichtung bleibt, in der Sport und christlicher Glaube ihren Platz haben. Sei so eine Konzeption nicht möglich, dann will er zumindest die Nutzung als Sportbildungsstätte erhalten.

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