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Mit muslimischen Teenagern aus dem Ruhrgebiet hat Burak Yilmaz mehrere Fahrten nach Auschwitz unternommen. Der Pädagoge und langjährige Betreuer eines Jugendzentrums in Duisburg will nicht hinnehmen, dass der Antisemitismus in Deutschland wieder salonfähig wird.
„Jüdisches Leben ist in Deutschland bedroht. Wie wir dieser Bedrohung begegnen, wird für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft entscheidend sein“, sagt Burak Yilmaz. Im Jüdischen Museum Westfalen in Dorsten spricht der Sohn türkisch-kurdischer Eltern aus Duisburg über die emotionale Gefühlslage von Muslimen hierzulande, die in diesen Tagen und Wochen mit antijüdischen und anti-israelischen Parolen und Transparenten auf die Straße gehen und sich mit der Terrororganisation Hamas solidarisieren.
Was Muslime mit türkischer und arabischer Abstammung in Deutschland dazu bringt, offen Antisemitismus zu zeigen und dabei mit deutschen Rechtsextremisten und linksextremistischen Anti-Imperialisten gemeinsame Sache machen, erklärt Yilmaz mit den geringen Bildungschancen großer Gruppen von Muslimen in Deutschland, mit der einseitigen Mediennutzung und mit Alltagserfahrungen, in der deutschen Gesellschaft nicht akzeptiert zu sein, und mit dem Bedürfnis nach Zusammenhalt aller Muslime. „Um den Antisemitismus zu bekämpfen, brauchen wir eine bessere Jugendarbeit, geschultes Lehrpersonal und Perspektiven für benachteiligten Gruppen“, sagt Yilmaz.
Yilmaz fordert deutlich mehr Geld für Bildung
In der Veranstaltung des Jüdischen Museums Westfalen, der Stadt Dorsten und der Initiative von Christen, Juden und Muslimen „Brückenschlag“ zum Gedenktag des 9. November wird Yilmaz, der zehn Jahre im Jugendzentrum in Duisburg-Marxloh gearbeitet hat, deutlich: „Uns helfen nicht akademische Debatten über Erinnerungskultur und das Beklagen von Antisemitismus. Wir brauchen Bildung. Wer 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr ausgeben kann, der kann auch 200 Milliarden Euro in Bildung investieren“, zog der Pädagoge einen Vergleich, um auf eine vernachlässigte Generation von Menschen mit Migrationshintergrund, besonders in den Großstädten, hinzuweisen.
Der 36-jährige Yilmaz zählt zu den besten Kennern der jungen muslimischen „Ruhrgebiets-Community“. Er ist in Duisburg-Obermarxloh aufgewachsen, „postmigrantisch“, wie er sagt. Sein Bildungsweg – Abitur auf dem katholischen Abtei-Gymnasium in Duisburg-Hamborn, Koranschule, Universität – durchkreuzt Milieus. Er arbeitet viele Jahre als pädagogischer Betreuer im Jugendzentrum im Stadtteil Marxloh und organisiert Gedenkstättenfahrten mit muslimischen Jugendlichen, wird Projektleiter bei „HeRoes Duisburg“, einem Gleichstellungsprojekt für Jugendliche mit Migrationshintergrund.
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