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In Zeiten, in denen rechte und antisemitische Bewegungen erstarken, kürzt die Ampelkoalition Haushaltsmittel für die Bildung Jugendlicher und junger Erwachsene. Um die Demokratie zu stärken, brauche es gerade jetzt mehr statt weniger Ressourcen, sagt die BDKJ-Vorsitzende Lena Bloemacher in ihrem Gast-Kommentar.
Es ist Zeit für einen ernsten Blick auf die aktuelle gesellschaftliche Lage. Denn: Unsere Demokratie steht unter Druck. Rechte und (damit) rassistische und antifeministische Bewegungen erstarken, demokratiegefährdende Einstellungen nehmen zu, Diskurse und Sagbarkeitsfelder verschieben sich in Richtung rechtsextremer und antisemitischer Entgleisungen.
Greifbar wird dies an dem aktuell erstarkenden Antisemitismus auf offener Straße, den jüngsten Wahlen, der Mitte-Studie, den sich verschärfenden Konfliktlinien in unserer Gesellschaft. Zugleich multiplizieren sich Herausforderungen diverser Krisen und fordern Rahmenbedingungen für gesundes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen heraus. All diese Entwicklungen wirken sich auf Resilienz und Gesundheit, auf Selbstwirksamkeitserfahrungen, Lebensentwürfe, Zukunftsperspektiven junger Menschen aus.
Klares Bekenntnis zur Jugend notwendig
In diesen Zeiten Haushaltskürzungen anzusetzen und dort zu sparen, wo junges Engagement lebendig wird, wo junge Menschen sich organisieren, wo sie Werkstätten der Demokratie bauen, in denen sie von- und miteinander lernen, sich in demokratischen Strukturen zu bewegen, sich für die Gesellschaft starkzumachen – ist ein alarmierender Ansatz.
Es ist ein deutliches Signal, das die Wichtigkeit der Lebensphase Jugend verkennt. Ein Signal, das junge Menschen vor allem auf ihre Rolle in Bildungs- und Erwerbssystem reduziert und alle anderen Erfahrungsräume ausblendet.
In diesen Zeiten braucht es ein klares Bekenntnis zur konsequenten Stärkung der Demokratie. Und es braucht Maßnahmen, die dazu beitragen, dass sich alle gut informiert in ihren Strukturen bewegen können.
Politik und Kirche sollen politische Bildung ausbauen
Die Autorin
Lena Bloemacher ist seit Dezember 2021 Bundesvorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Sie ist 1983 geboren und hat in Köln und Bielefeld Erziehungswissenschaften studiert. Seit ihrer Jugend war sie ehrenamtlich in der katholischen Jugendverbandsarbeit aktiv. Seit Oktober 2023 ist Lena auch stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Bundesjugendrings (DBJR).
Dafür ist politische Bildung – wie sie zum Beispiel in verbandlicher Jugendarbeit passiert – unabdingbar. Sie kann zum aktiven Schutzschild für unsere Demokratie werden; zu einem Instrument, das die demokratische Kultur stärkt und zukunftsfähig macht.
Es ist an der Zeit, dass sich dies in den Ressourcen widerspiegelt, die Politik und Kirche zur Förderung von demokratischem Engagement bereitstellen.
In Zeiten der wachsenden Herausforderungen ist politische Bildung eine Investition in die Gegenwart und Zukunft unserer Demokratie, die einen verlässlichen Rahmen zum gesunden Aufwachsen und Entfalten bietet. Es gilt, Demokratie-Werkstätten zu stärken – gerade jetzt!
In unseren Gast-Kommentaren schildern die Autor:innen ihre persönliche Meinung zu einem selbst gewählten Thema. Sie sind Teil der Kultur von Meinungsvielfalt in unserem Medium und ein Beitrag zu einer Kirche, deren Anliegen es ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen.