Weihbischof Lohmann auf Ortstermin

Wie sich mit nachhaltiger Landwirtschaft Geld verdienen lässt

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Streuobstwiesen, Wind- und Sonnenenergie, Gemüseanbau unter Photovoltaik und Schafköttel statt Kunstdünger: In der nachhaltigen Landwirtschaft könnten viel mehr Ideen umgesetzt werden, meint Gärtner und Unternehmer Heinz Verrieth aus Twisteden (Kreis Kleve). Weihbischof Rolf Lohmann und den beiden neuen Klima- und Umweltschutz-Managerinnen des Bistums Münster zeigte er, wie er sich das vorstellt.

Nachhaltige Landschaftspflege fördern und damit Geld verdienen: Wie das zusammen geht, kann Heinz Verrieth auf seinen Landflächen am Niederrhein zeigen. Der 80-jährige gelernte Gärtnermeister, Unternehmer und Kommunalpolitiker aus Twisteden hat sich ein verzweigtes Firmenimperium erarbeitet und sitzt, wenn’s drauf ankommt, nach wie vor auf dem Trecker.

Nun zeigte er Weihbischof Rolf Lohmann, wie man von der konventionellen Landwirtschaft, von riesigen Monokulturen und ausgelaugten Böden zurückfinden kann zu artenreichen Grünflächen und Mischwäldern.

Bistum Münster setzt jetzt auf Nachhaltigkeit

Die ökologischen Themen hat der Weihbischof für den Niederrhein und Kreis Recklinghausen sich als wichtigen Arbeitsschwerpunkt gesetzt: „Wir haben im Bistum Münster damit begonnen, uns auch und gerade auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit besser aufzustellen. Alles, was wir jetzt nicht anpacken, wird die Folge-Generationen schwer belasten.“

Globale Trockenheit, Unwetter und Überschwemmungen des Sommers 2023 zeigten nur allzu deutlich, dass es mit Absichtsbekundungen nicht getan sei, so der Weihbischof.

Wald und Wiese abseits der Hauptstraßen

Inzwischen sind im Bistum Münster zwei beratend tätige Nachhaltigkeits-Fachleute eingestellt. Joanna Hase und Jasmin Telgmann als Managerinnen für Klima- und Umweltschutz tourten zusammen mit Verrieth und Lohmann im Offroader einen Vormittag lang im Dreieck Goch, Twisteden und den niederländischen Maasduinen quer über Wiesen, durch tiefe Ackerwege und über Nebenstraßen durch die Landschaft, um Verrieths Ideen für naturnahe Bewirtschaftung kennenzulernen.

Ein Mais-Acker wurde für 25 Jahre gepachtet und im Grundbuch unwiderrufbar als Öko-Fläche ausgewiesen: Heute findet sich hier eine Streuobstwiese. Kräuter wurden nachgesät, die Bäume stehen in großem Abstand, damit der Uhu anfliegen kann. Hecken als Wildtierschutz sind eingezogen, eine regenwassergefüllte Senke dient als Tränke – Feldlerche, Kiebitz und der weiße Fischreiher haben sich angesiedelt. Die Ernterechte an den Obstbäumen sind überwiegend an Privatleute vergeben, denen er vor Ort sogar Leiter und Erntekörbe zur Verfügung stellt.

„Wo kein Mistus, da kein Christus“

Heinz Verrieth (links) brennt für seinen Niederrhein. Mit 72 Jahren entschied er sich, im großen Stil Flächen zu renaturieren. Wie man’s anpackt, zeigte er den Klima- und Umweltschutz-Managerinnen (v.l.) Joanna Hase und Jasmin Telgmann sowie Regionalbischof Rolf Lohmann. | Foto: Cordula Spangenberg
Heinz Verrieth (links) brennt für seinen Niederrhein. Mit 72 Jahren entschied er sich, im großen Stil Flächen zu renaturieren. Wie man’s anpackt, zeigte er den Klima- und Umweltschutz-Managerinnen (v.l.) Joanna Hase und Jasmin Telgmann sowie Regionalbischof Rolf Lohmann. | Foto: Cordula Spangenberg

Kunstdünger ist nicht erlaubt, im Herbst weiden hier Schafe. „Die kötteln und düngen den ganzen Tag“, sagt Verrieth und weiß zum Ernteertrag der Wiese eine Bauernweisheit: „Wo kein Mistus, da kein Christus.“ Das Bio-Heu bringt im Verkauf an anspruchsvolle Pferdehalter den doppelten Preis. Aber auch die Rinderherde, die den Sommer über auf Bio-Wiesen weidet und Öko-Fleisch liefern soll, wird im Winter mit diesem Premium-Heu gefüttert.

Blühende Randstreifen als Bienenweide finden sich überall auf Verrieths Flächen, außerdem Brachland, das vollkommen sich selbst überlassen ist. Die „Ökopunkte“ der renaturierten Flächen verkauft er gewinnbringend an jene, die für die Flächenversiegelung im Straßenbau oder für das neue Eigenheim auf der grünen Wiese einen Ausgleich zahlen müssen.

Windräder als Vogelkiller?

Neuer Wald wurde in U-Form angepflanzt, damit die blinden Fledermäuse sich orientieren können und nicht in Windenergieanlagen geraten. Windräder als Vogelkiller? Dazu gibt Verrieth eine praktische Antwort: 95 Prozent Vorteile der Windenergie, da müsse man fünf Prozent Nachteile in Kauf nehmen.

Gemüseanbau unter Solarpanelen

Auch mit Solaranlagen auf der grünen Wiese hat der Gärtner kein Problem. Die Panelen höher installieren, eine Beregnungsanlage anbringen und darunter im Halbschatten Gemüse ziehen: „Sie nutzen die Fläche doppelt und brauchen sogar 80 Prozent weniger Wasser.“ Er selbst investiert auch in grünen Wasserstoff: „Denn Wind und Sonne können Sie nicht speichern, da muss man weiterdenken.“

Was Heinz Verrieth im großen Stil auf die Beine stellt, geht auch im eigenen Garten und auf dem Hausdach. Was den 80-Jährigen persönlich antreibt, zeigt sich am Ende der wilden Auto-Tour. Da verteilt er ein kleines Heftchen zu den Vögeln des Waldes, zu Zilpzalp, Sommergoldhähnchen oder Gimpel. „Das ist so schön“, sagt er, „wir wollen doch die Natur genießen.“

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