Landwirte im Bistum Münster zeigen gleichwohl Verständnis für Bauernproteste

Katholisches Landvolk: Blockade gegen Habeck „geht entschieden zu weit“

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Das katholische Landvolk und die Landjugendbewegung im Bistum Münster distanzieren sich von der Fähren-Blockade-Aktion gegen Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). So etwas gehe „entschieden zu weit“.  

Landjungend- und Landvolk-Bewegung im Bistum Münster lassen auf Anfrage von  “Kirche-und-Leben.de” keinen Raum für Missverständnisse: „Diese Form der Proteste geht entschieden zu weit“, schreiben sie in ihrer gemeinsamen schriftlichen Erklärung und meinen damit insbesondere die Aktion, bei der Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Donnerstag am Verlassen einer Fähre gehindert wurde, sodass diese zur Hallig Hoog zurückkehren musste.

“Nötigung und Grundrechts-Missbrauch”

So etwas sei „eine Nötigung“ und verletze die Privatsphäre. „Die Blockade-Aktion stellt in unseren Augen einen Missbrauch des Grundrechts auf freie Meinungsäußerung dar, der die Demokratie als höchstes Gut unserer Gesellschaft gefährdet“, heißt es von den Verbänden. „Diese zu schützen ist für uns als katholische Verbände von größter Bedeutung“, so Frank Boing, Diözesanvorsitzender der KLJB. „ Deshalb setzen wir uns für ein friedliches und respektvolles Miteinander ein, wovon diese Art von Protest leider stark abweicht.“

Verbands-Mitglieder bleiben “Teil der Proteste”

In der kommenden Woche gehen die Proteste im Rahmen der Aktionswoche des Deutschen Bauernverbands weiter. Unter anderem ist eine Trecker-Sternfahrt nach Münster am Montag geplant. Der Erklärung der Verbände ist zu entnehmen, dass sich auch Landwirte, die in den katholischen Verbänden aktiv sind, dort beteiligen werden: „Wir können die Proteste gut verstehen und sicherlich werden viele unserer Mitglieder Teil davon sein.“ Problematisch sei, dass oft Menschen mit den Auswirkungen konfrontiert seien, die wenig mit den Entscheidungen zu tun hätten. 

Es müsse gelingen, die Interessen von Landwirtinnen und Landwirten deutlich zu machen - auch gegenüber der Bevölkerung-, ohne die Rechte anderer zu verletzen. Erst gestern wurde bekannt, dass die Bundesregierung einige der angekündigten Agrar-Kürzungen zurücknimmt. „Grundsätzlich begrüßen wir, dass die Bundesregierung von ihrer starren Haltung abgewichen ist und Kompromissbereitschaft signalisiert hat. Dennoch haben wir großes Verständnis dafür, dass die Proteste weitergehen“, schreiben die Verbände. Die Agrardiesel-Vergünstigungen seien „ein Versuch, in der Besteuerung ein klein wenig Ausgleich für die Wettbewerbsverzerrungen in der Europäischen Union darzustellen. Hier ist die Forderung der Beibehaltung der Subvention sehr verständlich“.

Augenmaß gefordert - auch von den eigenen Leuten

Was Landwirtinnen und Landwirte gerade jetzt bräuchten, sei Unterstützung, um die witterungsbedingten Schäden durch Dauerregen und Überflutungen auszugleichen. Zudem seien Bauernfamilien genauso Verbraucherinnen und Verbraucher durch das gesamte Maßnahmenpaket schon genug belastet. „Hier haben wir großes Verständnis für die Proteste und fordern mehr Augenmaß seitens der Politik.“ 

Augenmaß erwarten die Verbände aber auch von denen, die an den Protesten teilnehmen: Die Landwirte sollten sich „entschieden von radikalen und rechtextremen Gruppen distanzieren“, wird KLB-Diözesanvorsitzende Margret Schemmer zitiert.

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