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Franziskus weist den Vorwurf zurück, nicht klar genug im Umgang mit wiederverheirateten Ge-schiedenen zu sein. „Einige – denken Sie an gewisse Entgegnungen zu 'Amoris laetitia' – verstehen es weiter nicht“, sagte der Papst im Interview der italienischen Zeitung „Avvenire“ (Freitag). Es gebe nicht nur Schwarz oder Weiß, sondern es müsse „im Fluss des Lebens unterschieden“ werden. „Das hat uns das Zweite Vatikanische Konzil gesagt.“ Es brauche wohl noch etwas Zeit, bis das überall ankomme: „Die Geschichtsschreiber sagen, ein Konzil braucht ein Jahrhundert, um richtig die Kirche zu durchdringen... Wir sind bei der Hälfte.“
Mit der dogmatischen Konstitution über die Kirche „Lumen gentium“ habe sich die Kirche wieder dem Evangelium als ihrer Quelle zugewandt. „Das verschiebt die Achse des christlichen Verständnisses von einem gewissen Legalismus, der auch ideologisch sein kann, auf die Person Gottes hin, der zur Barmherzigkeit wurde in der Fleischwerdung des Sohnes“, so Franziskus.
Offener Brief von vier Kardinälen
Am Montag hatten mehrere Medien einen offenen Brief veröffentlicht, in dem es hieß, nach dem päpstlichen Schreiben „Amoris laetitia“ zu Ehe und Familie gebe es „eine ernste Verunsicherung vieler Gläubiger und eine große Verwirrung“. Die Kardinäle Joachim Meisner, Walter Brandmüller, Carlo Caffara und Raymond Leo Burke fordern darin von Papst Franziskus mehr Klarheit über den kirchlichen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen. Auch unter Theologen und Bischöfen gebe es einander widersprechende Interpretationen. Die Unterzeichner appellierten daher an den Papst, „die Ungewissheiten zu beseitigen und Klarheit zu schaffen“.
In der Öffentlichkeit besonders beachtet wird die Frage, ob wiederverheiratete Geschiedene unter bestimmten Umständen wieder zum Empfang der Kommunion zugelassen werden können. Bisher war dies nur möglich, wenn sie in ihrer neuen zivil geschlossenen Ehe enthaltsam lebten. Ob der Papst diese Regelung mit „Amoris laetitia“ gelockert hat oder nicht, wird seit Monaten heftig diskutiert.
„Keine anderen Interpretationen“
Franziskus selbst hat bisher auf Nachfragen nicht mit Ja oder Nein geantwortet. Allerdings hatte er indirekt den Sakramentenempfang für wiederverheiratete Geschiedene in Einzelfällen verteidigt, zugleich aber eine zu liberale Praxis abgelehnt. Zu einer entsprechenden Orientierungshilfe argentinischer Bischöfe schrieb er, es gebe „keine anderen Interpretationen“.
Die Autoren des Anfang der Woche veröffentlichten Schreibens legten dem Papst und der Glaubenskongregation insgesamt fünf Fragen mit Bitte um Klärung vor. Dabei geht es konkret um den Kommunionempfang für wiederverheiratete Geschiedene und um weitere grundsätzliche Themen.