Franziskus in Fatima: Kirche muss für alle offen sein

WJT: Papst ruft zur Nächstenliebe auf - 750.000 Menschen beim Kreuzweg

  • Papst Franziskus hat beim Weltjugendtag die Teilnehmenden zu konkreter Nächstenliebe aufgerufen.
  • Zum Kreuzweg am Freitagabend kamen rund 750.000 Teilnehmende in die Innenstadt Lissabons.
  • Beim Besuch in Fatima erklärte der Papst, dass die Kirche allen offen stehen müsse.

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Beim Weltjugendtag in Portugal hat Papst Franziskus zu konkreten Taten der Nächstenliebe ohne Vorbehalte aufgerufen. Wer ein keimfreies Leben wolle, werde keine Spur hinterlassen, warnte er am Freitag beim Besuch eines Sozialzentrums in Lissabon. Die Wirklichkeit hinterlasse immer eine Spur; sie könne aber auch inspirierend sein.

„Wenn ich einem Bedürftigen, einem Kranken, einem Ausgegrenzten die Hand gebe, mache ich dann das hier, damit er mich nicht ansteckt?“, fragte er und wischte als Geste seine Hand an seinem Papstgewand ab. „Ekelt mich Armut an? Die Armut anderer?“

Franziskus nimmt Jugendlichen die Beichte ab

Der 86-Jährige wich in seiner Rede vom Manuskript ab, da er wie schon am Vorabend offensichtlich Probleme mit den Augen hatte. „Meine Scheinwerfer funktionieren nicht“, scherzte er, deutete auf seine Brille und sprach frei. Die Menschen im Sozialzentrum in Lissabons Problemviertel Serafina ermunterte Franziskus: „Verliert nie den Mut – und wenn ihr den Mut verliert, dann trinkt ein Glas Wasser und macht weiter.“

Am Morgen nahm der Papst drei jungen Menschen beim Weltjugendtag die Beichte ab. Im Versöhnungspark sprach er einen 21-jährigen Spanier, eine 19-jährige Italienerin und eine 33 Jahre alte Frau aus Guatemala nach katholischer Praxis von ihren Sünden frei. Der Versöhnungspark mit 150 gelb-weißen Beichtstühlen wurde eigens für das katholische Großereignis gestaltet. Priester spendeten hier in verschiedenen Sprachen das Sakrament der Versöhnung.

Papst ruft junge Menschen zur Nachfolge Jesu auf

Mit einem Trauermarsch für verstorbene Kinder in der Ukraine machten zudem rund 200 junge Pilgernde auf die Folgen des Krieges aufmerksam. Auf T-Shirts der aus der Ukraine stammenden Teilnehmer waren Gesichter und Namen toter ukrainischer Kinder gedruckt. Ein Großteil der Pilgergruppe bestand aus ukrainischen Mädchen, die nach Deutschland geflohen sind. Die Gruppe hatte sich online mit weiteren Landsleuten vernetzt, die in verschiedene Länder geflohen sind. Dem Trauermarsch durch den Park schlossen sich auch viele Menschen anderer Nationalitäten an.

Am Abend leitete Franziskus eine religiöse Feier zum Gedenken an das Leiden und Sterben von Jesus Christus. Nach Angaben der Veranstalter nahmen rund 750.0000 Menschen daran teil. Bei der Kreuzwegandacht erinnerte der Papst die jungen Katholiken aus allen Kontinenten in einfachen Worten an die Menschwerdung Gottes in Jesus als das zentrale Element des christlichen Glaubens. Er rief sie auf, dem Vorbild Jesu zu folgen, und das Wagnis der Nächstenliebe einzugehen.

Im Papamobil durch die Menschenmenge unterwegs

Gott sei aus Liebe zu den Menschen in Jesus Christus Mensch geworden, und Jesus habe aus Liebe sein Leben am Kreuz hingegeben, sagte der Papst. Auch hier ließ er den vorbereiteten Redetext beiseite und sprach frei auf Spanisch. Der Tod am Kreuz sei die größtmögliche Verwirklichung der größtmöglichen Liebe.

Vor Beginn der Veranstaltung mit Gebeten, Gesängen und meditativen Tanzdarbietungen im zentralen Park Eduard VII. war der Papst rund eine Stunde lang im offenen Papamobil im Schritttempo durch die jubelnde und feiernde Menschenmenge gefahren. Es war die bislang größte Veranstaltung beim Weltjugendtag, der noch bis Sonntag dauert.

Franziskus ruft zu offener Kirche auf

Am Samstagmorgen hat der Papst dann einen Abstecher in den Marienwallfahrtsort Fatima gemacht. Dort hat er betont, dass er eine Kirche will, die für alle Menschen offen ist. Wie Maria sei auch die Kirche eine Mutter, sagte der Papst vor mehreren hunderttausend Menschen in dem Wallfahrtsort; und im Haus einer Mutter seien die Türen immer offen für all ihre Kinder. Am Vortag hatte der Papst in einer Ansprache vor Jugendlichen in Lissabon ausgeführt, die Kirche müsse offen sein für alle Menschen, auch für die Sünder und die Schwachen.

In seiner kurzen, auf Spanisch improvisierten Ansprache erklärte der Papst weiter, Maria sei auch deshalb ein Vorbild, weil sie sich selbst nie in den Vordergrund stelle und immer auf Jesus hinweise. Die Gläubigen rief der Papst auf, sich mit ihren persönlichen Problemen und Sorgen der mütterlichen Liebe Marias anzuvertrauen. Zuvor hatte Papst Franziskus mit den Gläubigen gemeinsam das traditionelle Rosenkranzgebet gesprochen, in dessen Zentrum Maria steht.

Nach den Abschluss- und Haupt-Events des WJT reist Franziskus am Sonntagabend nach Rom zurück.

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