Franz Jung hofft auf Reformimpuls durch Kirchenkrise

Würzburger Bischof: Weihe von Frauen in der Kirche vorstellbar

  • Die Weihe von Frauen in der katholischen Kirche hält der Würzburger Bischof Franz Jung für vorstellbar.
  • Die deutschen Bischöfe wollen dieses Thema bei der Weltbischofssynode einbringen.
  • In Deutschland soll eine Ausnahmegenehmigung für Frauen bei der Weihe zu Diakoninnen erwirkt werden.

Anzeige

Der Würzburger Bischof Franz Jung hält die Weihe von Frauen in der katholischen Kirche für vorstellbar. Auf die Frage „Sie können sich also geweihte Frauen vorstellen?“ sagte er der Würzburger „Main-Post“: „Ja.“ Entscheidend werde aber sein, welche Themen die nationalen Bischofskonferenzen in die Beratungen der Weltbischofssynode des Papstes einbrächten: „Hier wird sich zeigen, ob sich diese Frage auch in anderen Teilen der Weltkirche stellt und damit eine Chance hat, auf die Tagesordnung gesetzt zu werden.“

Beim Reformprojekt Synodaler Weg in Deutschland hätten die Teilnehmenden mit großer Mehrheit dafür gestimmt, „einen nationalen wie weltkirchlichen Prozess zu initiieren, der zum Ziel hat, das sakramentale Weiheamt für Frauen zu öffnen“, so Jung weiter.

Weihe von Frauen zu Diakoninnen

In einem eigenen Handlungstext habe man zudem beschlossen, als Kirche in Deutschland eine Ausnahmegenehmigung erwirken zu wollen, wonach auch Frauen zu Diakoninnen geweiht werden können: „Ich nehme wahr, dass wir diesbezüglich einen relativ breiten Konsens innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz haben beziehungsweise in den Bischofskonferenzen der deutschsprachigen Länder.“

Auf die Frage, ob die Verpflichtung zum Zölibat, also zur Ehelosigkeit der Priester, fallen solle, zeigte sich Jung offen für die Möglichkeit, vor der Weihe wählen zu können zwischen zölibatärer Lebensform und Ehe. Bei dieser Option, wie sie heute schon Priester in den katholischen Ostkirchen hätten, „spräche nichts gegen verheiratete Priester“. Doch auch wenn eines Tages der Pflichtzölibat fallen sollte, „glaube ich nicht, dass es deshalb einen großen Ansturm auf das Priesterseminar gäbe“, fügte er hinzu.

Starker Impuls zur Reform erwartet

Seine größte Sorge aber gelte derzeit seinen aktiven Priestern, so Jung weiter. Denn Studien hätten gezeigt, dass viele Missbrauchsfälle ab dem 14. Jahr nach der Priesterweihe passierten, „also in der Phase der Midlife-Crisis“. Ausgehend von dieser Analyse biete er Priestern in dieser Lebensphase besondere Fortbildung und Begleitung an.

Zur Missbrauchs- und Vertrauenskrise erklärte der Bischof, er sei überzeugt, „dass von dieser Krise ein starker Impuls zur Reform ausgeht und die Kirche reformierbar ist“. Jede Reform bringe aber mit sich, „dass alte Gewissheiten zerbrechen, Dinge sich verändern und etwas Neues entsteht“.

Besonders wichtig sind Jung dabei drei Dinge: „Neu beten zu lernen, Stichwort Kontemplation. An die Ränder gehen, um sprachfähig zu werden. Und die Verbindung von Caritas und Pastoral. Wenn wir weniger werden und wenn wir den Glauben verkünden wollen, dann müssen wir dort präsent sein, wo die Menschen unsere Hilfe suchen und ihren Unterstützungsbedarf anmelden.“

Anzeige