Philosophisch-Theologische Hochschule stellt sich neu auf

Zieht die Hochschule der Kapuziner von Münster nach Berlin?

Die Philosophisch-Theologische Hochschule Münster zieht ins Kapuzinerkloster um. Neue Studiengänge werden angeboten. 2022 könnte ein weiterer Wechsel nach Berlin folgen.

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In der Philosophisch-Theologischen Hochschule (PTH) der Kapuziner in Münster bahnen sich umfangreiche Veränderungen an. Zunächst hat die Hochschule den Vollstudiengang Magister Theologiae auslaufen lassen.

Ab Februar 2020 wird die PTH zudem ihren alten Standort in der Harenbergschen Villa am Hohenzollernring aufgeben und in die umgebauten Räume der ehemaligen Missionsverwaltung am Kapuzinerkloster ziehen. Damit verbunden ist auch eine inhaltliche Neuausrichtung des Angebots mit Schwerpunkten unter anderem in den Bereichen Spiritualität und Ökologie.

 

Campus-Projekt der Orden in Berlin

 

Und drittens beteiligt sich die PTH am CTS in Berlin: dem geplanten Campus für Theologie und Spiritualität in Trägerschaft von Orden und Geistlichen Gemeinschaften in der Bundeshauptstadt. Damit einhergehen könnte in naher Zukunft sogar die völlige Aufgabe der Hochschule in Münster, deren Vorläuferin – das Studienhaus für den eigenen Nachwuchs – auf das Jahr 1630 gründet.

Mindestens seit 2014/15 sei die Hochschule mit Umstrukturierungsplänen beschäftigt, sagt Pater Ludger Ägidius Schulte, Rektor der PTH und Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte. Seit drei Jahren sei klar, dass der Magis­ter-Studiengang, an dem zwischen 75 und 120 Studierende teilnahmen, ausläuft. Erhalten bleiben das Lizentiat in Theologie der Spiritualität und das Doktorat, erklärt Pater Ludger. Inhaltlich wolle sich der Studienbetrieb der Kapuziner-Hochschule nun auf Zertifikats- und Nachqualifizierungskurse konzentrieren.

 

Kapuziner wollen stärker in die Gesellschaft hineinwirken

 

„Wir wollen mehr Schnittstellen zur Gesellschaft haben“, sagt der Professor. Das sei auch  schon zuvor Ziel der Hochschule gewesen. So habe sie beispielsweise Chefärzten und Pflegedienstleitern ein Angebot zur Profilschärfung ihrer christlichen Krankenhäuser gemacht. Dazu arbeite man mit der Franziskus-Stiftung schon seit zwölf und den Alexianern seit drei Jahren zusammen, die beide Träger von Hospitälern sind.

In Zukunft wolle die PTH die Schwerpunkte aber noch stärker auf Themen setzen wie Ökologie, Tierschutz, Schöpfung und Umwelt, Spiritualität, Leadership (Führung), Philosophie, Soziologie, Anthropologie, Forschungen zu Wortgottesdiensten und zu Depression und Spiritualität, so der Hochschul-Rektor. Außerdem wird  Interessenten ein berufsbegleitender Master-Studiengang angeboten.

 

Hochschule finanziert sich aus Ordensgeldern und Spenden

 

Die Zahlen der Theologie-Studierenden, die eine pastorale Arbeit anstrebten, seien seit Jahren rückläufig, sagt der Kapuziner. Kos­ten und Ergebnisse seien ins Missverhältnis geraten. „Die Philosophisch-Theologische Hochschule wird vom Orden und durch Spenden finanziert. Sie bekommt weder eine staatliche noch kirchliche Grundfinanzierung, wohl aber projektbezogene Zuschüsse“, sagt Pater Ludger.

Der Umzug des Studienbetriebs zum Kapuzinerkloster und die inhaltliche Neuausrichtung könnten sich allerdings schon bald als Übergang in eine völlig neue Phase entpuppen. Der Campus für Theologie und Spiritualität von Orden und Geistlichen Gemeinschaften in Berlin sei im Aufbau. „Der Betrieb kann schon 2022 beginnen“, prognostiziert Pater Ludger. Am Projekt sollen sich auch christliche Verbände und Einrichtungen und private Unterstützer aus Wirtschaft und Gesellschaft beteiligen.

 

Das Kloster bleibt in Münster

 

„Die theologische Landschaft ist im Umbau. Wir müssen uns darauf einstellen“, erklärt er. Diese Neuaufstellung habe auch Papst Franziskus gefordert. „Mehr Kontakt an den Rand und zur Gesellschaft“, umreißt es der Kapuziner. In Berlin plane man, dieses Experiment konkret zu machen: mit einem Orientierungsjahr für Abiturienten, Einführungen in Theologie und Philosophie, Geistlicher Begleitung, Coaching, christlicher Führung von Institutionen und neuen Formen der Evangelisierung.

„Unser Standort in Münster wird erst einmal bleiben. Wir müssen sehen, ob das Projekt in Berlin klappt“, erläutert er die weiteren Schritte. Wenn der Campus erfolgreich ist, sei ein Weggang der PTH aus Münster aber realistisch. Der Orden bleibt jedoch weiter vor Ort.

 

Mehr als 400 Jahre Kapuziner in Münster

 

Die ersten Kapuziner kamen 1611 nach Münster. 1630 richteten sie ein Studienhaus für  den Nachwuchs ein. Als die Uni Münster 1771 gegründet wurde, kamen einige ihrer Dozenten aus diesem Studienhaus, sagt der Rektor.

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